Alfie und ich: Die unglaubliche Freundschaft zwischen einem Wissenschaftler und einer Eule
Im Frühsommer 2019 nehmen der bekannte Ökologe, Biologe und Naturschriftsteller Prof. Carl Safina und seine Frau Patricia ein dem Tode nahes Kreischeulenküken auf und nennen es »Alfie«. Alfie wird schnell Teil ihrer Familie. Dank der Fürsorge und dem Fachwissen der Safinas wächst die kleine Eule heran, lernt fliegen, findet einen Partner, gründet ihre eigene Familie und legt Eier, aus denen bald drei Eulenküken schlüpfen. Immer mehr erkennt Carl, dass seine Verbindung zu Alfie weit darüber hinausgeht, als einem Tier das Leben gerettet zu haben: Sie schenkt ihm Freude, Weisheit und einen besonderen Zauber. Die Geschichte von Alfie und dem bemerkenswerten Einfluss, den diese kleine Eule auf sein Leben hat, erzählt der renommierte Naturschriftsteller in seinem fesselnden Buch »Alfie & Me: What Owls Know, What Humans Believe«. Damit ist sein 11. Buch zugleich sein persönlichstes. Das 12. Buch des renommierten Wissenschaftlers ist ein zauberhaftes Bilderbuch für Kinder: »Owls in Our Yard!: The Story of Alfie«.
Ein halbtotes Eulenküken
Eine Tierpflegerin bringt im Frühsommer 2019 ein halbtotes Eulenküken zu Carl Safina, total schmutzig, verfilzt und von tödlichen Fliegenlarven befallen - und so klein, dass es in eine Hand passte. Als Biologe und Retter anderer Vögel weiß Carl, dass er es mit einer Östlichen Kreischeule zu tun hat, die zu den kleinsten Eulenarten Amerikas zählt.
Carl und seine Frau Patricia nehmen das Eulenküken auf, um es gesund zu pflegen und großzuziehen. Sie geben ihm den Namen »Alfie«. Zunächst bleibt es ein Rätsel, ob es sich um ein weibliches oder männliches Eulenküken handelt. Dass Alfie eine Eulendame ist, erfahren sie erst, als Alfie brütet und drei winzige Eulenküken aufzieht.
Zunächst gehen Carl und seine Frau Patricia, davon aus, dass das Eulenküken, wie andere wilde Tierwaisenkinder, die sie bereits gerettet hatten, nur vorübergehend bei ihnen sein würde. Aber Alfies Flügelfedern, die Eulen ihren Auftrieb und ihre Tarnfähigkeit verleihen, wachsen nicht richtig und erfordern eine längere Pflege.
So bleibt Alfie bei den Safinas auf Long Island und wird ein Teil der Familie. Sie schließt sich den Hunden und Hühnern an und richtet sich ein Zuhause im Hinterhof ein. Die kleine Eule ist immer mehr in die Welt von Carl und Patricia eingebunden - und zieht nun die beiden Tierfreunde immer mehr in ihre Welt hinein. Carl und Patricia füttern sie mit der Hand, pflegen sie und schützen sie vor Gefahren, bis sie die wichtigen Flügelfedern entwickelt hat und fliegen lernt.
Wie sehr macht sich Carl Sorgen um diese kleine Eule! Erst sind da die Sorgen, dass sie nicht überlebt, dass sie nicht genügend isst, dass die Flügelfedern nicht wachsen oder dass Alfie bei einem Sturm umkommen oder von einem Greifvogel gefangen werden könnte. Andererseits ist sich Carl immer bewusst, dass er sich zurückhalten und nicht zu viel in Alfies Leben eingreifen darf, dass er ihr Raum geben muss, eigene Erfahrungen zu sammeln und Risiken einzugehen. Denn, wie Carl schreibt, »eine Eule, die nicht draußen ist und Eulensachen tut, ist nur ein Vogel in einem Käfig.«

Im frühen Herbst, als Alfie drei Monate alt ist, wechselt sie ihr Federkleid: Die fluffigen Federn ihrer Babytage fallen aus.
Nach und nach wächst ihr ein neues, glattes und erwachsenes Federkleid. Ihre Flügelfedern wachsen wunderschön. Nun sind ihre Flügel perfekt und sie kann das Fliegen lernen!
Alle Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von Carl Safina
Alfie wird in die Freiheit entlassen - und entscheidet, bei Carl und Patricia zu bleiben
Natürlich ist der Plan, Alfie in die Freiheit zu entlassen, sobald sie gesund ist und sich selbst versorgen kann. Als Alfie sich mausert und ein erwachsenes Federkleid bekommt, wachsen auch ihre Flügelfedern wunderschön, so dass sie fliegen kann. Eineinhalb Jahre nach Alfies Rettung lassen Carl und Patricia die Tür von Alfies Unterkunft im Hühnerstall offen, um sie frei zu lassen. Sie bieten ihr aber weiterhin Futter an, so dass sie jederzeit zurückkehren und essen kann. Alfie entscheidet in aller Freiheit, zu ihrer Familie zurückzukehren.
Carl beginnt, Alfies Territorium zu kartieren und die Art und den Zweck ihrer Aufenthaltsorte zu entschlüsseln. Er nennt den belaubten Baum, in dem sie sich ausruht und schläft, den »Efeuturm«. Einer ihrer Lieblingsplätze, der »Hintertür-Hartriegel«, ist zum Warten auf Carl reserviert, wenn er aus dem Haus kommt.
Kreischeulen haben zwei Hauptrufe: ein hohes Wiehern, das dem Wiehern eines Pferdes ähnelt, und einen Triller oder ein Tremolo. Aber als Carl immer mehr Zeit in Alfies Gegenwart verbringt und sich oft zum Schreiben auf einen Stuhl unter ihren Vogelkasten setzt, bemerkt er einen dritten Laut, eine Art »Ooh-Ooh-Ooh-Ooh-Ooh«. Er hatte nie eine Beschreibung davon in der wissenschaftlichen
Literatur gesehen. Alfie stößt diesen Laut aus, wenn Carl sie von außerhalb ihres Vogelhauses ruft. Er versteht, dass dieser Ruf für den engsten Kontakt reserviert ist. »Es schien, ihr Ruf war eine Botschaft verbundener Intimität und ausdrücklich tiefen Vertrauens«, schreibt er.
Alfie gründet eine Familie
Die besonderen Rufe werden nur noch intensiver, als Alfie einen Verehrer findet, den die Safinas Plus-One nennen. »Ooh. Ooh. Ooh«, ruft Alfie, wenn die Sonne untergeht. Das bedeutet: »Ich bin hier - wo bist du?« Aus dem Wäldchen antwortet Plus-One. Und dann fliegt er in den Garten und bringt Alfie ein Geschenk, eine Motte zum Beispiel, und gibt es aus seinem Schnabel in ihren. Alfie und Plus-One besichtigen einige Löcher in großen alten Bäumen, entscheiden sich dann aber für den Nistkasten am Haus. Nun blieb Alfie den ganzen Tag im Nistkasten. Sie legt drei Eier und brütet. Schließlich schlüpft das Eulenkinder-Trio, das Patricia »The Hoo« nennt.
Die Freundschaft zwischen Alfie und Carl
Während Alfie im Laufe von 18 Monate heranwächst und schließlich eine eigene Familie gründet, hat Carl viel Zeit, über ihre Beziehung nachzudenken. Alfie ist für ihn keine Eule mehr, sondern ein Individuum, mit ihm durch ihr gemeinsames Leben und ihre Vergangenheit verbunden.
Komplexe Verbindungen zwischen Mensch und Tier
Carl Safina erzählt in seinem Buch »Alfie und ich« einerseits die Geschichte der Rettung, Aufzucht und Rückkehr einer Eule in die Freiheit - und anderseits die Versuche eines Wissenschaftlers, die innige Beziehung zu Alfie und den Platz des Menschen in der Natur und die komplexen Verbindungen zwischen Mensch und Tier zu verstehen.
Prof. Carl Safina ist gerade durch seine tiefgründigen Erkundungen der Tierwelt zu einem weltweit bekannten Wissenschaftler und Bestsellerautor geworden. Doch die Verbindung und Freundschaft zu dieser geretteten Eule veranlasst ihn, noch tiefer zu gehen. Wissenschaftler lernen von Beginn ihrer Ausbildung an, dass Emotionen, Gefühle und Subjektivität in der Forschung keinen Platz haben und dass sie nur beobachten, aber nicht eingreifen dürfen. Und so ist für Carl als ausgebildetem Wissenschaftler die Beziehung zu Alfie sowohl ein Rätsel als auch eine Chance.
Die Schauspielerin und Tierschützerin Isabella Rossellini, eine von Carls menschlichen Freundinnen, drückt es so aus: »Die Wissenschaft fördert eine gewisse Distanz zu den untersuchten Objekten, um die Objektivität zu wahren. Aber ohne Emotionen, die zur Kommunikation notwendig sind, werden wir Tiere nie ganz verstehen. Carl scheut sich nicht, eine Beziehung aufzubauen.«
Die Vision für eine mitfühlendere Welt
Carl Safina plädiert für eine Abkehr von der Objektivierung von Tieren im Bereich der Wildtierforschung. Die renommierte Primatologin und Anthropologin Patricia Wright drückt es so aus: »Für Carl ist die ganze Natur wie eine Familie. Er fühlt sich ihr sehr verbunden; er verteidigt die Natur, wie man seinen Bruder oder seine Schwester verteidigen würde.«
Die ergreifende Geschichte der Freundschaft zwischen Eule und Mensch zeigt uns verbunden mit Carl Safinas naturwissenschaftlichen und philosophischen Betrachtungen eine Vision für eine mitfühlendere und verbundenere Welt und tiefe Freundschaft über Artgrenzen hinaus.
Dieses Gefühl der Verbundenheit mit den Tieren und der Natur war im Werk von Prof. Carl Safina schon immer vorhanden. Aber in »Alfie & Me« macht er die Verbundenheit von Mensch und Natur zum Mittelpunkt seiner Untersuchung. Er zeigt uns, dass Verbundenheit unsere Existenz selbst definiert. Und in der Verbundenheit liegt die Chance. Denn im Laufe mehrerer Umweltkampagnen und mehr als zehn Büchern ist Carl zu der Überzeugung gelangt, dass die Scheu davor, sich emotional und öffentlich für die Natur einzusetzen, vielleicht genau das ist, was uns davon abhält, sie zu retten.
Alfie ist inzwischen fünf Jahre alt und lebt mit ihrem Partner Plus-One noch immer bei den Safinas. Jedes Jahr kommen in ihrem Garten Eulenkinder zur Welt.
Der Autor
Carl Safinas Internetseite: www.carlsafina.org The Safina Center: |
Pressestimmen:
»In seinem neuen Buch adoptiert Carl Safina, einer der besten Wissenschafts- und Naturautoren der USA, eine verletzte Eule und schreibt: "Unsere tiefverwurzelte gemeinsame Geschichte als Lebewesen ist der Grund, warum wir die Fähigkeit hatten, einander zu erkennen und durch diese seltsame Verbindung namens Vertrauen eine Beziehung aufzubauen."«
»The Guardian«
»Unwiderstehlich.«
»People« Magazine
»Alfies Geschichte ist wunderbar erzählt und zieht den Vorhang der Nacht von diesen lebhaften und intelligenten Vögeln.«
Wall Street Journal
»Genau wie das Leben der Menschen folgt das Leben der Eulen einem erzählerischen Bogen, und es ist eine wahre Freude, Kapitel für Kapitel Alfies eigenen Bogen zu entdecken, während sie heranwächst, sich paart und eine Familie gründet.«
Wissenschaftsmagazin Science