Angeblicher Wolfsangriff war Jägerlüge
Der Bericht über einen angeblichen Wolfsangriff auf einen Menschen hatte für Schlagzeilen gesorgt: Ein Jäger hatte im April behauptet, ein Wolf habe ihn fast das Leben gekostet. Jäger entkommt Wolfsattacke , titelte das Magazin JÄGER . Wochenlang untersuchte das niedersächsische Umweltministerium den Fall. Im August 2015 wurde das Ergebnis bekannt: Es hat mit Sicherheit keinen Wolfsangriff gegeben.
Jäger Rolf K. hatte Anfang April zu Protokoll gegeben: Als er in der Nacht vom Ostersonntag vom Hochsitz steigt, sei ein Wolf in gestrecktem Galopp, das Maul leicht geöffnet auf ihn losgegangen, als er vom Hochsitz stieg. Er habe seine Pistole gezückt, in den Boden vor seinen Füßen geschossen, zwischen den heranrasendem Wolf und ihm. 2,20 Meter vor ihm sei das Tier dann abgedreht und in den Wald hinter ihm gerast. Hätte ich meine Kurzwaffe nicht dabei gehabt, wäre ich jetzt vielleicht tot , so Ralf K. im Interview mit dem JÄGER.
Der Bericht über den angeblich ersten Wolfsangriff auf einen Menschen in Deutschland schreckte die Öffentlichkeit auf. Manche Jäger frohlockten bereits, solche Meldungen führten dazu, dass der Wolf bejagbar wird.
Karikaturist Thoddy: Da schrieben die Jagdverbände immer, der Wolf hätte keine natürlichen Feinde und deshalb muss er unbedingt vom Menschen bejagt werden. Dabei gibt es schon Tiere, die dem Wolf gefährlich werden. Und dieses hier wird leider völlig unterschätzt: Die Zeitungsente.
Einige CDU-Abgeordnete, darunter der Präsident der Landes jägerschaft Niedersachsen Helmut Dammann-Tamke, hatten am 15.4.2015 unter Bezugnahme auf den angeblichen Wolfsangriff auf den Jäger eine Kleine Anfrage gestellt, wann aus Sicht der Landesregierung zum Schutz von Menschen eine Begrenzung des Wolfsbestandes erforderlich sei.
Alles Jägerlatein
Der von diesem Jäger geschilderte Vorgang wurde von der Landesregierung sehr ernst genommen, stellte er doch einen möglichen Paradigmenwechsel im Verhalten freilebender Wölfe in Deutschland dar. Allerdings zeichneten sich bereits in der Darstellung des Berichterstatters sowohl innerhalb der ersten Darstellung als auch zwischen den Darstellungen einige Zweifel an deren Richtigkeit ab, so Umweltminister Stefan Wenzel am 24.7.2015 in seiner Antwort auf die Anfrage der CDU-Fraktion. Die von dem Jäger geschilderten Entfernungen konnten an keiner Stelle des Spurverlaufs bestätigt werden. Am Ort des Geschehens festgestellte Tierhaare wurden genetisch untersucht und konnten einem Fuchs zugeordnet werden. Im Ergebnis muss festgestellt werden, dass die Schilderungen des Jägers mit den durch Spuren nachvollziehbaren tatsächlichen Vorkommnissen nicht in Übereinstimmung zu bringen sind.
Umweltminister Wenzel stellt in seiner Antwort weiterhin klar: Der Wolf ist eine überall in Zentraleuropa besonders geschützte Art, die in ihrer Lebensqualität nicht beeinträchtigt werden darf. Eine zu hohe Besiedlungsdichte sei bei Wölfen nirgends zu erwarten.
Quellen:
Niedersächsischer Landtag: Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung mit Antwort der Landesregierung - Drucksache 17/3743
Doch kein Wolf auf Jäger-Jagd. NDR, 23.8.2015
Lügengeschichte mit Wolf. taz, 21.8.2015 jaegermagazin.de, 8.4.2015