Das Sterben der insektenfressenden Vögel
Ob Bachstelze, Meise, Rotkehlchen, Gartenrotschwanz, Kiebitz oder Zaunkönig: In den letzten 25 Jahren ist die Zahl der insektenfressenden Vögel europaweit deutlich zurückgegangen.
Das Sterben der Insekten findet aktuell beträchtliche wissenschaftliche und gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Eine neue Studie von Wissenschaftlern des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung zeigt die dramatischen Auswirkungen auf die Vögel, die von Insekten leben: Allein in den letzten 25 Jahren sank die Zahl der insektenfressenden Vögel um durchschnittlich 13 Prozent. Allerdings stellten die Wissenschaftler fest, dass die Zahl der insektenfressenden Feldvögel wie Kiebitze und Feldlerchen sehr viel stärker schrumpft als die der insektenfressenden Waldvögel, zum Beispiel der Spechte.
Studie des European Bird Census Councils: Zahl der Feldvögel um 56 % zurückgegangen
Was die Feldvögel betrifft, kommt eine Studie des European Bird Census Councils zu noch erschreckenderen Zahlen: Demnach ist die Zahl der Feldvögel von 1980 bis 2016 europaweit um 56 Prozent zurückgegangen. Diese Studie erfasste alle Feldvögel - nicht nur Insektenfresser, sondern auch Körnerfresser, und sie hatte einen längeren Zeitraum als Grundlage.
Folge der industriellen Landwirtschaft: Vögel finden weder Futter noch Brutplätze
Die Wissenschaftler führen den besonders dramatischen Rückgang der Feldvögel nicht allein auf das Insektensterben, sondern auch auf die Folgen der industriellen Landwirtschaft zurück: massenhafter Einsatz von Pestiziden, großflächige Monokulturen, Abholzung von Hecken, Umwandlung von Brachen, Wiesen und Weiden in Ackerfläche, immer weniger Ackerränder. Dazu kommt die immer weiter zunehmende Flächenversiegelung. So wird es für die Feldvögel nicht nur immer schwerer, Nahrung zu finden, sondern auch Brutplätze.
Um den Vögeln zu helfen, fordern Experten eine neue Agrarpolitik und die Förderung des Ökolandbaus: Für Landwirte muss es sich finanziell lohnen, auf ihren Flächen Lebensraum für Feldlerchen oder Kiebitze zu erhalten. Bislang bewirkt die EU das Gegenteil: Durch die Förderung von Flächenbesitz, ohne Rücksicht auf die Art und Weise wie auf den Flächen gewirtschaftet wird, sind Landwirte zu einer immer stärkeren Ausräumung ihrer Felder gezwungen. Damit muss Schluss sein , so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Vor allem kann auch jeder Einzelne etwas tun: Zum Einen, indem er Produkte aus biologischer Landwirtschaft kauft, zum Anderen, indem er den eigenen Garten naturnah gestaltet mit vielen Blühpflanzen und Wildblumen für Insekten sowie ganzjährig Futterstellen und Nistmöglichkeiten für Vögel.
Quellen:
Diana E. Bowler, Henning Heldbjerg et al: Long term declines of European insectivorous bird populations and potential causes. Conservation Biology, 26.3.2019 onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cobi.13307
European Bird Census Council: New leaflet State of common European breeding birds 2018 ebcc.info
Neue Daten: Seit 1980 verschwand mehr als jeder zweite Feldvogel in Europa. NABU, 23.1.2019