Erschreckend: Wie viele Pferde von Hobbyjägern erschossen werden
Auf der Weide »aus Versehen« mit Wildtier verwechselt
Seit 2021 haben Jäger in Deutschland »aus Versehen« mehr als 20 Pferde erschossen. Die Pferde standen auf der Weide und wurden von Hobbyjägern mit Hirschen, Wildschweinen oder sogar Füchsen »verwechselt«. Meistens waren die Pferde nicht sofort tot, sondern mussten schrecklich leiden. Oder sie waren so schwer verletzt, dass sie durch einen Tierarzt eingeschläfert werden mussten. Wenn ein Pferd von einem Jäger erschossen wird, bedeutet dies auch unsagbares Leid für die Besitzer, für die das Pferd ein Teil der Familie und ein geliebter Freund ist. Besonders schlimm ist der Verlust für Kinder und junge Mädchen, für die das geliebte Pferd das Ein und Alles ist ...
Lesen Sie einige Meldungen seit 2023:
21.5.2024: Zwei Pferde an Pfingsten auf der Weide in Hessen erschossen - Jäger unter Verdacht
Als zwei Pferdehalterinnen am Pfingstmontag auf die Weide kamen, machten sie eine furchtbare Entdeckung: die 15-jährige Stute und der 15-jährige Wallach waren erschossen. Nach den ersten Ermittlungen der Polizei soll ein Jäger zwei vermeintliche Fehlschüsse auf Wildtiere abgegeben haben. Fehlschuss von Jäger?
Zwei Pferde in Haunetal tot gefunden. Radio FFH, 21.5.2024.
1.2.2024: Hobbyjäger schießt im Rheinland Pferd statt Wildschwein
Ein Hobbyjäger hat am 1.2.2024 statt eines Wildschweins die Haflingerstute Edda, die in einem Offenstall stand, getroffen und so schwer verletzt, dass der Tierarzt die Stute erlösen musste. Der Hobbyjäger hatte am späten Abend die Stute offenbar für ein Wildschwein gehalten, aus fünfzig bis sechzig Metern angelegt und ihr den Unterkiefer weg geschossen.
wolfsschutz-deutschland.de, 6.2.2024
18.10.2023: Jäger erschießt in Thüringen Hengst - »Sah aus wie Hirsch«
Ein Jäger hat im Kreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen ein Pferd auf der Weide erschossen. Gegenüber der Polizei gab der 39-jährige Hobbyjäger an, das Pferd von seinem Hochsitz aus »mit Wild verwechselt« zu haben: Der Hengst habe ausgesehen »wie ein Hirsch«. Auf der Pirsch sah Hengst aus wie Hirsch.
insuedthüringen.de am 18.10.2023
13.9.2023: Jäger erschießt Pferd auf einer Weide
In der Eifel hat ein Jäger ein schlafendes Pferd auf der Weide mit einem Wildschwein verwechselt und erschossen. Die Familie, der die zweijährige Stute gehörte, ist fassungslos. Das Pferd sei ihr aller Traum gewesen. Hinzu kommt: Das Pferd stand auf dem privaten Grundstück, wo die Familie auch mit dem Hund über die Wiese läuft, teilweise auch nach Einbruch der Dunkelheit. Warum ein Jäger in der Eifel ein Pferd auf der Weide erschossen hat.
Volksfreund am 13.9.2023
23.8.2023: Pferd auf Weide angeschossen - muss eingeschläfert werden
Als die Familie Simon am 23. August 2023 auf die Weide kam, war die linke Schulter ihres Pferdes blutüberströmt, das Tier schweißgebadet und apathisch vor Schmerzen. Sunny, die geliebte Appaloosa-Stute der Tochter der Familie, musste notoperiert werden. Beim Röntgen wurde eine Kugel entdeckt. Weil die Stute zu schwer verletzt war, musste sie eingeschläfert werden. Die Familie machte sich an die Beweisaufnahme: In der Pathologie in Gießen wurde die Kugel sichergestellt - laut Pathologe war es ein Direktschuss. Der Familie entstanden für Tierarzt und Pathologie Kosten von Insgesamt rund 15.000 Euro. Schließlich ermittelte die Polizei einen Jäger, der in der Dunkelheit mit Wärmebildkamera angeblich auf einen Fuchs geschossen habe - direkt neben der Koppel, auf der seit Jahren Pferde stehen. Die Versicherung des Hobbyjägers bezahlte den materiellen Schaden. Doch der Schock und der Schmerz der Familie Simons sitzt immer noch tief. »Sunny« war das Traumpferd der 17-jährigen Tochter Ayana. Sie weint, wenn sie daran zurückdenkt. »Ich weiß nicht, ob ich noch mit einem Pferd kann«, sagte sie gegenüber der Rheinpfalz.
Pferd wird auf Koppel angeschossen: Was sind die Konsequenzen? Rheinpfalz, 15.5.2024
28.6.2023: Pferd auf Koppel in Göttingen erschossen
Ein Pferd wurde auf einer Koppel in Göttingen durch einen Schuss in den Hals getroffen und verblutete. Die
Eigentümerin fand den 16-jährigen Wallach Fresco mit einer kreisrunden Wunde im Halsbereich und informierte das Veterinäramt und die Polizei. Mediziner im Veterinärinstitut Hannover stellten fest, dass die Verletzung durch einen Schuss verursacht wurde. Die Polizei suchte nach Zeugen, die Staatsanwaltschaft stellte schließlich die Ermittlungen ein.
Trauer um erschossenen Wallach „Fresco“ in Göttingen. HNA, 30.6.2024
23.6.23 Schüsse auf Wildschwein - Jäger erschießt aus Versehen Pferd auf einer Weide in Südhessen
Ein Jäger hat im südhessischen Bermbach aus Versehen ein Pferd auf einer Weide erschossen. Laut Zeitungsberichten hatte der Jagdpächter mehrere Schüsse auf ein Wildschwein abgegeben und dabei offenbar das Pferd getroffen. Erschossenes Pferd in Bermbach. Wiesbadener Kurier, 23.6.2023
20.2.2023: Jäger erschießt Pferd auf der Weide in der Pfalz - Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein
Ein 33-jähriger Jäger aus Nordrhein-Westfalen hat in der Südwestpfalz ein Pferd auf der Weide erschossen. Dies berichtete die Polizeidirektion Pirmasens am 10.2.2023. Demnach hatte der Pferdehalter seine 14-jährige Stute am Morgen tot auf der Koppel gefunden. Das Pferd hatte eine kreisrunde Verletzung am Rücken, weshalb der Besitzer die Polizei informierte. Die polizeilichen Ermittlungen führten schließlich zu einem Gastjäger aus Nordrhein-Westfalen, der den irrtümlichen Schuss einräumte. Der Hobby-Jäger hatte es nicht einmal für nötig gehalten, nach dem Schuss nach dem Tier zu suchen oder den Besitzer zu informieren. Gegen den Hobby-Jäger wurde wegen Sachbeschädigung ermittelt, aber das Verfahren wurde ein halbes Jahr später eingestellt. Begründung: Der Jäger habe sich für seinen Fehler entschuldigt und zum Ausgleich 1.500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung gezahlt.
Jäger zahlt für fatalen Irrtum - Pferd in Hermersberg erschossen - Verfahren eingestellt. SWR, 21.9.2023
»Ein Jäger hat unser Pferd mit einem Fuchs verwechselt«
»Die Rheinpfalz« berichtete am 16.5.2024 ganzseitig über den Fall der erschossenen Appaloosa-Stute »Sunny« der Familie Simons. Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Der materielle Schaden wurde durch die Versicherung des Hobby-Jägers beglichen. Aber was ist mit dem Schmerz der Familie Simon und ganz besonders der 17-jährigen Tochter Ayana?
Lesen Sie die Zuschrift von Ulrike Simon:
»Wir haben leider unser Pferd am 23.08.2023 durch einen Jagdunfall verloren. Der Jäger hat im Dunkeln aus 160 Metern Entfernung geschossen und Sunny mit einem Fuchs verwechselt.
Wir hatten gewartet, bis die Jagdversicherung zumindest die großen Unkosten bezahlt hat. Da aber aktuell seitens Jagdbehörde und Staatsanwaltschaft nichts voran zu gehen scheint, sind wir auf die Presse zugegangen. Bisher hatte es durch die Polizei keine Veröffentlichung gegeben und auch die Jägerschaft hat den Deckmantel darüber gelegt.
Wir fürchten, irgendwann in der Presse lesen zu müssen, dass der Fall eingestellt wurde, bevor er wirklich aufgenommen wurde. Bisher wurde kein Jagdschein eingezogen...
Wir wünschen uns mehr Konsequenzen für unzuverlässige Jäger!«