Im Reich der Bären - Die gelassenen Gebieter des Waldes
Buchvorstellung von Julia Brunke, Redaktion FREIHEIT FÜR TIERE
Am 26. Juni 2006, wurde der Bär Bruno um 4:50 Uhr in der Nähe der Rotwand im Spitzingseegebiet in Bayern erschossen. Sein Vergehen: Der junge Bär hatte es gewagt, Italien zu verlassen, deutschen Boden zu betreten und hier Bienenstöcke zu plündern und Schafe zu verspeisen, die eigentlich Menschen essen wollten. Fast 20 Jahre nach Brunos Tod bringt uns Moritz Klose, renommierter Wildtierexperte, in seinem Buch »Im Reich der Bären - Die gelassenen Gebieter des Waldes« auf eindrucksvolle Weise die Welt der Bären näher. Er zeigt, wie anpassungsfähig Bären sind und welche Rolle sie in unserem Ökosystem spielen. Dabei greift er auch kritische Themen wie sogenannte »Problembären« auf, durch die das schwierige Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur oft ins Wanken gerät. Und er stellt die entscheidende Frage: Wie gelingt eine nachhaltige und friedliche Koexistenz von Mensch und Bär? Seine Erkenntnisse ermutigen, die kostbare Biodiversität unserer Wälder besser zu verstehen und zu schützen.
Die schwierige Balance zwischen Mensch und Natur
Moritz Klose, geschäftsführender Vorstand für die NABU International Naturschutzstiftung und Wildtierexperte nimmt uns mit in die Welt der verschiedenen Bärenarten. Besonders interessant wird das Buch durch seine vielfältigen persönlichen Erfahrungen mit Bären: Er ist in Rumänien den Braunbären auf der Spur, spricht mit Grizzly-Forschern in Alaska und gerät in Bayern zwischen die Fronten von Tierschützern und Bärengegnern. Er erzählt von Bruno und Gaia und untersucht die Möglichkeiten für ein konfliktarmes Zusammenleben mit großen Wildtieren in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft. Denn durch sogenannte »Problembären«, die Schafe reißen, Bienenstöcke plündern und in Ortschaften kommen, gerät das schwierige Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur oft ins Wanken. Der Wildtierexperte beleuchtet, wie durch Wissen, Respekt und Schutzmaßnahmen diese Balance wiederhergestellt werden kann, ohne die Wildtiere zu schädigen. Denn »Problembären« sind menschengemacht.

Amerikanischer Schwarzbär, erkennbar an seinem dunklen, nahezu schwarzen Fell und dem hellen Schnauzenbereich.
Im Gegensatz zum Braunbären hat er keinen ausgeprägten Schulterbuckel und eine schlankere Schnauze. Schwarzbären sind zudem kleiner, schlanker und leichter als Braunbären. · Bild: Moritz Klose
Die häufigste Bärenart: Amerikanische Schwarzbären
Von allen Bärenarten kommt der Amerikanische Schwarzbär am häufigsten vor: Mit schätzungsweise fast einer Million Individuen gibt es mehr als doppelt so viele Schwarzbären wie von allen anderen Bärenarten zusammen. Sie leben in Kanada, den USA und Mexiko.
»In den USA leben Schwarzbären dank langjähriger Schutzbemühungen mittlerweile wieder auf etwa der Hälfte ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes«, erklärt Moritz Klose. »Ihre Nahrung variiert jahreszeitlich und reicht von krautiger Vegetation (vor allem im Frühjahr) über Wurzeln, Knospen, Früchte, Beeren, Nüsse bis hin zu Insekten, Kleinsäugern, Fischen und Aas. Auch von menschlicher Nahrung werden sie angezogen, darunter Abfälle, Vogelfutter, Mais, Hafer, Äpfel, Honig und Bienenstöcke.« Damit sind Schwarzbären wie die meisten Bären typische Allesesser.
Braunbären in Europa
Braunbären kommen inzwischen wieder in 28 europäischen Ländern vor. Die etwa 20.400 Tiere werden aufgrund geografischer, ökologischer und politischer Faktoren in zehn Populationen zusammengefasst, also jeweils einer Gruppe von Bären, die ein bestimmtes Gebiet bewohnen, sich untereinander fortpflanzen und über mehrere Generationen genetisch miteinander verbunden sind.
»Die größte Braunbärenpopulation mit über 9000 Individuen findet sich in den Karpaten (Rumänien, Polen, Slowakei und Serbien)«, erfahren wir in dem Bärenbuch. »Die Population im angrenzenden Dinarischen Gebirge und im Pindos in Südosteuropa (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien, Albanien, Serbien und Griechenland) wird auf etwa 4000 Tiere geschätzt.« In Skandinavien leben rund 5000 Bären. Kleinere Bären-Populationen gibt es auch im Baltikum, im östlichen Balkan, in den Alpen, im Kantabrischen Gebirge im Nordosten Spaniens, in den Pyrenäen und im zentralen Apennin in Italien.
»Die Bären erholen sich also zunehmend in Europa, doch auch wenn die erbitterte Jagd auf die Bären der Vergangenheit angehört, gibt es heute neue Faktoren, die ihr Überleben in Europa gefährden«, erklärt Moritz Klose. Dazu zählen vor allem der Verlust von Lebensräumen durch Bau von Siedlungen und Straßen, die auch zur Isolation der einzelnen Vorkommen untereinander führen (was die genetische Vielfalt schwächt).
Das Überleben der Bären in Europa ist aber auch die geringe Akzeptanz in Teilen der Bevölkerung gefährdet, wenn Bären erst durch menschliche Aktivitäten angelockt werden, und dann der Aufschrei groß ist, wenn sie Schafe fangen oder Bienenstöcke plündern.
Die Essgewohnheiten von Braunbären sind wie bei den Schwarzbären vielfältig: Sie sind Allesesser, die sich vorwiegend vegetarisch ernähren. Durchschnittlich drei Viertel der Nahrung sind pflanzlich, der Speiseplan variiert je nach Region und Jahreszeit. Im Frühjahr, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachen, verspeisen sie Gräser, Kräuter, Wurzeln, Blätter, Pflanzentriebe, Beeren, Nüsse und sogar Rinde. Im Sommer machen Beeren einen Großteil der Nahrung aus, später im Jahr auch Eicheln, Tannenzapfen und Pinienkerne. »Bären verbringen bis zu sechzehn Stunden am Tag mit Nahrungssuche und Fressen. Mit ihren langen Krallen können sie hervorragend Wurzeln, Insekten und unterirdisch lebende Nagetiere ausgraben«, erfahren wir weiter.
Forschungen zeigen: Bären sind intelligenter als gedacht
Viele Forschungen zur Intelligenz und zum Lernverhalten von Bären der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigen, dass Bären ähnlich wie Elefanten und Menschenaffen wesentlich intelligenter sind als bisher angenommen. »Bären sind in der Lage, Werkzeuge zu ihrem eigenen Nutzen zu verwenden, und können auf Bildern abgebildete Objekte erkennen. In Tests konnten sie nicht nur zwischen Braunbären und Eisbären unterscheiden, sondern auch zwischen Abbildungen von Tieren und solchen, auf denen keine Tiere abgebildet waren«, erklärt der Bärenexperte.
»Problembären«: Ihre Intelligenz und Anpassungsfähigkeit bringt Bären in Konflikte mit Menschen
»Leider bringt die hohe Intelligenz beziehungsweise Anpassungsfähigkeit die Tiere zunehmend in Schwierigkeiten«, schreibt Moritz Klose. »Doch schuld an zerstörten Bienenstöcken, umgeworfenen Müllcontainern, aufgebrochenen Vorratskammern und potenziell tödlichen Nahbegegnungen zwischen Bären und Menschen sind nicht die Bären allein.« Wenn Wanderer, Camper und Anwohner in Bärengebieten Essensreste rumliegen lassen und Abfall nicht in bärensicheren Containern entsorgen, werden die schlauen Bären angelockt - Konflikte mit Menschen sind vorprogrammiert, die durchaus auch gefährlich werden können.
Häufig ist also das Fehlverhalten von Menschen daran schuld, dass Bären zu sogenannten Problembären werden. Auch die tragische Geschichte von Braunbär Bruno gaben, und seiner Schwester Gaia hätten vermutlich verhindert werden können, wäre ihre Mutter Jurka in ihrer Kindheit nicht an menschliche Nähe und menschliches Futter gewöhnt worden. »Es wird nämlich vermutet, dass Jurka schon in Slowenien hinter einem Hotel als Attraktion für Touristen angefüttert wurde«, erklärt Moritz Klose. »Auch im Trentino soll sie von Privatleuten aus falsch verstandener Tierliebe mit Futter angelockt worden sein, mit schwerwiegenden Folgen. Sowohl ihre ersten beiden Söhne – JJ1 (Bruno) und JJ2 – als auch ihr zweiter Wurf einige Jahre später – JJ3, JJ4 (Gaia) und JJ5 – begleiteten ihre Mutter auf der Nahrungssuche in menschliche Siedlungen und gewöhnten sich somit an die Nähe von Menschen.« Die Verantwortlichen des Bären-Wiederansiedlungsprojektes im Trentino versuchten, Jurka von menschlichen Siedlungen mit Lärm und Gummigeschossen zu vergrämen, jedoch ohne Erfolg.
»Bären der Welt - meidet Bayern«: Die tragische Geschichte von Braunbär Bruno
Spätestens seit dem Mittelalter wurden Bären in Europa massiv verfolgt - bis zur vollständigen Ausrottung den meisten Ländern. Die Bärenjagd war ein Elitesport. So war in Bayern die Jagd auf Bären im Mittelalter dem Adel und der hohen Geistlichkeit vorbehalten. In Deutschland wurde der letzte Braunbär 1835 in Ruhpolding erschossen.
Erst nach 170 Jahren, im Frühsommer 2006, sich ein Bär erstmals wieder nach Bayern verirrt: Der als Braunbär Bruno bekannt gewordene Jungbär JJ1 war 2004 im Naturpark Adamello-Brenta in Norditalien geboren worden. Hier wurden seit 1999 einige Bären aus Slowenien im Rahmen eines großen Auswilderungsprogramms angesiedelt.
Der junge Bär Bruno wanderte von Norditalien über die Alpen und überquerte Ende Mai 2006 schließlich die Grenze nach Bayern. Hier riss er im Loisachtal ein paar Schafe und nahm er bei Garmisch einen Hühnerstall auseinander. So fiel nur drei Tage, nachdem Bär Bruno Bayern betreten hatte, die Entscheidung ihn abzuschießen, die der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber so begründete: »Wenn die Experten sagen, das ist ein absoluter ... Problembär, da gibt es nur die Lösung, ihn zu beseitigen, weil einfach die Gefahr so groß ist. Dann hat der Minister keine andere Möglichkeit, äh, als eben so zu handeln, wie er gehandelt hat.«
Allerdings hatte die Bayerische Regierung - allen voran Ministerpräsident Stoiber und Umweltminister Schnappauf - nicht mit unzähligen Demonstrationen und Protesten von Tierfreunde und Tierschutzorganisationen gerechnet, die sich vehement gegen die Tötung des Bären aussprachen.
Zunächst wurde versucht, Bruno einzufangen. Nachdem dies zwei Wochen nicht gelang, fiel am 24. Juni 2006 im bayrischen Umweltministerium die endgültige Entscheidung, den Bären abschießen zu lassen. Ein Spezialteam von Jägern wurde zusammengestellt, dessen Mitglieder bis heute unbekannt sind. Am frühen Morgen des 26. Juni erlegten die Jäger Bruno mit zwei Schüssen unterhalb der Rotwand am Schliersee. Heute steht Bär Bruno ausgestopft im Münchner Museum Mensch und Natur.
Rumänen: Heimat der größten Braunbärpopulation in Europa
In Rumänien waren Bären - anders als in den meisten Ländern Westeuropas - nie ausgerottet, auch wenn fast immer Jagd auf sie gemacht wurde. In den rumänischen Karpaten leben laut Umweltministerium 7.500 bis 8.000 Bären, eine der größten Braunbärenpopulationen in Europa. »Wie viele Bären es tatsächlich sind, ist nicht klar, weil es kein einheitliches Monitoring gibt«, schreibt Moritz Klose. »Manche Umweltverbände sprechen davon, dass es möglicherweise nur 2000 Bären sind. Aus Kreisen der Jägerschaft hört man hingegen, dass es über 10.000 seien.« Naturschützer werfen den Jagdverbänden vor, sie würden bewusst zu hohe Zahlen angeben, um eine Bejagung der Tiere zu erreichen.
»Seit 2016 ist die Jagd auf Braunbären in Rumänien verboten, nur der Abschuss von Bären mit problematischem Verhalten ist erlaubt«, erklärt der Naturschützer und Bärenexperte. »Das Verbot der Trophäenjagd auf Bären in Rumänien löste eine große Kontroverse aus, die bis heute anhält. Vor allem Jagdveranstalter und Jagdvereine waren entsetzt, da sie eine wichtige Einnahmequelle in Gefahr sahen. Auch deutsche Jäger flogen bis dahin zum Bärenabschuss nach Rumänien und zahlten bis zu 10 000 Euro pro Bär.«

Junger Bär in der Rehabilitationsstation für Braunbären in Rumänien.
Junge Bären sind gute Kletterer, die aus Neugier, zur Nahrungssuche oder um einen guten Platz für ein Nickerchen zu finden, mehrere Meter hoch in Bäume klettern. Der weiße Halskragen verschwindet mit zunehmenden Alter. · Bild: Moritz Klose
Problemmenschen
Braunbären sind artenschutzrechtlich durch die Berner Konvention in ganz Europa streng geschützt, außerdem durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, die 1992 von den EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet wurde mit der Verpflichtung, Schutzmaßnahmen für gefährdete Lebensräume und Arten umzusetzen, Schutzgebiete auszuweisen und bestimmte Arten - wie den Bären - nicht zu stören oder zu töten.
Ausgenommen sind sogenannte Problembären, die vom Menschen unerwünschtes Verhalten zeigen: Sie nähern sich Menschen, laufen auf der Suche nach Nahrung durch Wohngebiete und produzieren Schäden, indem sie ungeschützte Weidetiere töten, Hühnerställe oder Bienenstöcke zerlegen. Dennoch sind auch Problembären kaum eine direkte Gefahr für Menschen.
Doch wie wird ein Bär zum »Problembär«? Immer wieder kommt es vor, dass Menschen einzelne Bären gewollt oder ungewollt so stark an sich gewöhnen, dass diese die Anwesenheit oder Annäherung von anderen in deutlich geringerem Abstand akzeptieren als ihre Artgenossen. »Dieses Gewöhnungsverhalten wird durch individuelle Erfahrungen erworben, häufig in der Kindheit oder Jugend der Tiere. Jungtiere haben ohnehin oft eine geringere Fluchtdistanz als ältere und sind sehr neugierig; sie lassen sich deshalb leichter an den Menschen gewöhnen als erwachsene Tiere«, erklärt Moritz Klose. »Für manche Menschen scheint es unwiderstehlich, sich niedlichen Tierkindern zu nähern. Doch was im Kindesalter unbedenklich erscheint, kann bei ausgewachsenen Wildtieren die Grundlage für die Entwicklung problematischer Verhaltensweisen sein.«
Ob durch leicht zugängliche Nahrung einem Bauernhof, durch Fütterung in Ortschaften oder als Touristenattraktion an Hotels, durch Essensreste auf einem Campingplatz, einem Rastplatz oder einer Mülldeponie: Wenn Bären einmal die Erfahrung gemacht haben, dass die Anwesenheit von Menschen Futter bedeutet, suchen sie in sie gezielt solche Orte auf oder nehmen direkten Kontakt mit Menschen auf, insbesondere wenn sie zuvor wiederholt gefüttert wurden. »Futterkonditionierte Tiere können gegenüber Menschen sehr fordernd werden«, erklärt der Bärenexperte. »Insbesondere wenn der erwartete positive Reiz in Form von Futter ausbleibt, kann es zu ernsthaften Gefahrensituationen kommen. So könnte der Bär an der Straße - wenn die Äpfel nicht von selbst aus dem Fenster fliegen - gezielt auf Autos zugehen, um sein Futter einzufordern.«
Sogenannte Problembären wurden also erst von Menschen geschaffen: durch gezielte Fütterung, durch unachtsames Herumliegenlassen von Essensresten in Bärengebieten oder durch Weidetiere, die weder durch Hirten oder Hunde noch durch bärensichere Einzäunung geschützt werden. »Wir sollten uns deshalb bewusst sein, dass es in den überwiegenden Fällen am Fehlverhalten von Menschen (sogenannten Problemmenschen) liegt, dass Wildtiere zur Gefahr für Menschen werden können, die von Menschen dann gern als »Problemtiere« bezeichnet werden«, so Moritz Klose.
»Ähnliche Diskussionen kenne ich auch aus Deutschland, wenn es um den Wolf geht«
In Rumänien kommt es durch »Problembären« auch zu Angriffen auf Menschen - meist Bauern oder Hirten, die ihre Nutztiere verteidigen wollten, sowie auf Forstarbeiter. Auch deshalb wächst der Druck auf die Regierung, wieder mehr Bären zum Abschuss freizugeben.
»Der Bär ist in Rumänien ein Politikum, und mit der Forderung nach einer Wiedereröffnung der Bärenjagd lassen sich auch in Rumänien, vor allem in ländlichen Gebieten, Stimmen gewinnen«, schreibt der NABU-Wildtierexperte. »Ähnliche Diskussionen kenne ich auch aus Deutschland, wenn es um den Wolf und die Forderung nach einer Reduzierung der Anzahl der Tiere geht. Zwar sind hierzulande noch keine Menschen von Wölfen angegriffen worden, aber gefühlt proportional zur Zahl der Nutztierrisse, die mit der Zahl der Wölfe steigt, werden die Rufe nach einer Regulierung - und das heißt de facto Bejagung - der Tiere lauter.«
Mit dem Abschuss von Wölfen sei jedoch keinem Nutztierhalter geholfen, denn eine dauerhafte und flächendeckende Bejagung ist kein Ersatz für Herdenschutzmaßnahmen. Wölfe legen problemlos sehr weite Strecken zurück. »Solange es ungeschützte Nutztierherden und wandernde Wölfe gibt, wird es auch zu Übergriffen auf Schafe, Ziegen, Rinder und Co. kommen«, so Moritz Klose. Bemerkenswert sei, dass rund 70 Prozent der Wolfsübergriffe in Deutschland direkt auf ungeschützte oder schlecht geschützte Herden entfallen. Es bestehe also noch großer Bedarf, den Herdenschutz in Deutschland flächendeckend auszubauen, auch in Vorbereitung auf einwandernde Bären, denn Elektrozäune und Herdenschutzhunde, die zur Verhinderung von Wolfsübergriffen eingesetzt werden, schützen weitgehend auch vor Bären.
»Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen große Beutegreifer nie ausgestorben sind, haben wir 150 Jahre lang nicht mit großen Wildtieren zusammengelebt«, erklärt der Biologe. »Kein Wunder und völlig verständlich, dass wir das Zusammenleben erst wieder lernen müssen. Keine leichte Zeit für uns Naturschützer, denn die Bären- und Wolfsgegner erreichen mit ihren lauten Rufen ein größeres Publikum als wir mit unseren Sachargumenten.«
Als Biologe und NABU-Wildtierexperte setzt Moritz Klose auf Vermittlung von Wissen - und er bringt uns das Leben der Bären und ihre majestätische Schönheit näher, treu dem Motto: »Nur was ich kenne, das liebe ich, nur was ich liebe, das schütze ich.« (Konrad Lorenz)
Eindringlicher Appell für die ökologische Bedeutung der Wälder und ihrer Bewohner
»Im Reich der Bären. Die gelassenen Gebieter des Waldes« ist nicht nur eine Hommage an die majestätischen und doch auf die sanften Giganten des Waldes. Das Buch ist auch ein eindringlicher Appell für das Verständnis von Biodiversität und für die ökologische Bedeutung der Wälder und ihrer Bewohner. Mit Einblicken in das Ökosystem Wald, unterstreicht Moritz Klose die Bedeutung jedes Elements in diesem komplexen Lebensnetz von der Ameise bis zum Bären.
Fotografien und persönliche Erlebnisse des Autors ergänzen das Sachbuch und ermöglichen einen einzigartigen Blick auf die geheimnisvolle Welt der Bären. Ein lesenswertes Buch für alle Tier- und Umweltschützer und Naturbegeisterte, die mehr über Bären erfahren möchten.