Interview mit Vegan-Koch Björn Moschinski
Der Veganismus ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen
Björn Moschinski lebt seit seinem 15. Lebensjahr vegan. Er arbeitete in den angesagten Vegan-Restaurants Zerwirk in München und im La Mano Verde in Berlin als Koch. 2011 eröffnete er sein eigenes veganes Restaurant in Berlin Mitte - das Kopps - und feierte mit seinem ersten Kochbuch Vegan kochen für alle riesige Erfolge. Auch sein zweites Kochbuch hier und jetzt vegan wurde ein Hit. Im Freiheit für Tiere -Interview erzählt Björn Moschinki, warum er Veganer wurde und was ihn antreibt.
Freiheit für Tiere: Sie sind schon als Jugendlicher mit 15 Jahren Veganer geworden. Warum?
Björn Moschinski: Mit 14 las ich in der Jugendzeitschrift BRAVO Berichte über Tiertransporte und Massentierhaltung. Recht schnell entschloss ich mich, dies nicht mehr zu fördern und sah damals den Verzicht auf Fleischprodukte als richtigen Schritt. Ein Jahr später realisierte ich die Problematik, die eine vegetarische Lebensweise mit sich führt und entschied mich, konsequent auf alle tierischen Produkte zu verzichten.
Freiheit für Tiere: Für die meisten Menschen, die Veganer werden, stehen ethische Gründe im Vordergrund. Es gibt aber auch immer mehr wissenschaftliche Studien, die belegen, dass eine vegane Ernährung auch sehr gesund ist.
Björn Moschinski: Ja, davon hab ich auch schon gehört und ich finde dies auch super! Ich selbst lebe nun seit fast 19 Jahren vegan und erfreue mich bester Gesundheit. Dies ist meist mein Totschlagargument bei Menschen, die dies nicht glauben wollen. Ich finde insbesondere die Entwicklung der Mediziner super, die immer mehr die vegane Ernährung befürworten und einen Zusammenhang zwischen vielen Zivilisationskrankheiten und dem übermäßigen Fleischverzehr herstellen.
Freiheit für Tiere: Fleischesser, aber auch Vegetarier, denken immer noch, dass eine vegane Ernährung Verzicht bedeutet. Haben Sie Tipps, die die Umstellung auf eine rein pflanzliche Ernährung erleichtern?
Björn Moschinski: Jede Veränderung der Gewohnheiten ist schwierig, und daher rate ich den Menschen, einfach mal einen Monat vegan zu leben, um zu realisieren, wie einfach diese Art der Ernährung ist. Einen Verzicht gibt es aus meiner Sicht nicht! Einzig die Bezugsquellen für vegane Rohstoffe, wie vegane Aufschnitte, veganer Käse, vegane Würste etc. sind noch viel zu wenig, aber ich bin mir sicher, dass in den kommenden Jahren viel auf dem Markt passieren wird!
Freiheit für Tiere: Dass eine rein pflanzliche Ernährung keinen Verzicht bedeuten muss, sondern einen kulinarischen Gewinn, beweist die Vielfalt der Rezepte in hier und jetzt vegan . Was essen Sie privat derzeit am liebsten?
Björn Moschinski: Das ist immer tagesformabhängig! Ich kann zum Beispiel immer veganen Quark mit leckeren Pellkartoffeln aus dem Garten und frisch gepresstem Lausitzer Leinöl essen. Aber auch solch deftige Gerichte wie Krautroulade mit Bratensauce oder einen leckeres Cordon Bleu - natürlich beides vegan - dürfen da nicht fehlen.
Freiheit für Tiere: In Ihrem zweiten Kochbuch hier und jetzt vegan legen Sie das Augenmerk auf Obst und Gemüse der Saison und aus der Region. Was sind Ihre Gründe?
Björn Moschinski: In erster Linie sind die Qualität der Rohstoffe und die Unterstützung der Region und der kleinen Bauern meine Hauptgründe. Gemüse und Obst, welches in der Saison gepflückt und auf kurzen Wegen zum Endverbraucher gelangen, haben die beste Qualität. Auch die Besinnung auf die alten Gemüse- und Obstsorten unserer Region ist eines meiner Ziele, da wir meiner Meinung nach wunderbar schmackhafte Sorten haben. Zum Glück durfte ich noch Zeiten kennen lernen, in denen wir uns aus dem eigenen Garten ernährt haben und diese Qualität ist heute kaum noch zu finden.
Freiheit für Tiere: Als wir vor 11 Jahren mit Freiheit für Tiere begannen, gab es nur zwei oder drei vegane Kochbücher. In der letzten Zeit erscheint ein veganes Kochbuch nach dem anderen, so dass wir pro Ausgabe gleich mehrere Bücher vorstellen können. Wie erklären Sie diesen Run auf vegan?
Björn Moschinski: In den letzten vier bis fünf Jahren ist der Veganismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ich glaube, dies ist vielen Menschen zu verdanken. Einerseits Jonathan Safran Foer, der mit seinem Buch "Eating Animals" einen großen Hype verursacht hat, aber auch den Produzenten, die durch immer bessere vegane Produkte überzeugen konnten. Die Thematik Umweltzerstörung und Ressourcenverschwendung bei der Fleisch- & Milchproduktion gab der veganen Bewegung einen zusätzlichen Schub, da diese Fakten & Zahlen real und für jeden greifbar sind.
Freiheit für Tiere: Ihr Restaurant Kopps in Berlin hat 100 Prozent vegane Gerichte auf der Speisekarte. Sind Ihre Gäste hauptsächlich Veganer und Vegetarier?
Björn Moschinski: Nein, im Kopps gehen wir davon aus, dass ca. 60 Prozent unserer Kunden Fleischesser sind. Ich versuche am Ende des Abends an die Tische zu gehen und erfahre meist zu Beginn des Gespräches, ob die Gäste vegan oder auch nicht sind.
Im Kopps haben wir auch darauf geachtet, dass der Begriff vegan nicht ständig vorkommt... eigentlich wird er nur einmal erwähnt. Die Gäste sollen einen schönen und entspannten Abend genießen bei gutem Essen und guten Weinen und nicht ständig an dieses Thema erinnert werden. Allein die Tatsache, dass diese Menschen ins Kopps essen gehen, zeigt, dass sie offen sind für den Veganismus. Dieses Konzept werde ich auch bei meinem zweiten Restaurant verfolgen, welches im Sommer direkt an der Warschauer Brücke eröffnet wird.
Freiheit für Tiere: Vielen Dank für das Interview!
Weitere Infos finden Sie auf www.bjoernmoschinski.de
Linienstrasse 94
10115 Berlin
Tel.: 030-432 097 75
e-mail: kontakt@kopps-berlin.de
www.kopps-berlin.de
Öffnungszeiten:
Wochentags 11:30 Uhr bis open end
Wochenende & Feiertags 10.00 Uhr bis open end