Ist Osterlamm christlich? - Jesus kam auch für die Tiere

Bekannt ist die Szene, wie Jesus von Nazareth beim Passahfest in Jerusalem die Tierhändler aus dem Tempel hinaustrieb und die Tiere freiließ:
»Steht es nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht und es mit allen möglichen Gräueln erfüllt.« · Bild: Jesus Tempelreinigung - Archiv
Lämmer werden gerade zu Ostern als »christlicher Brauch« gegessen. Doch ist das Essen eines Osterlamms überhaupt christlich? Oder werden die Lehren von Jesus Christus, dem guten Hirten, in ihr Gegenteil verkehrt und der Gott der Liebe und Güte zugunsten eines alttestamentlichen, rachsüchtigen und brutalen Gottesbildes geopfert?
Alte Opferkulte für einen zornigen Gott
Im alten Israel brachte das Volk zum Passahfest Lämmer und Tauben in den Tempel, um sie einem zornigen Gott zu opfern: Unzählige unschuldige Lämmer mussten für die Sünden der Menschen sterben. Sie wurden auf dem Altar aufgeschlitzt, ihr Blut vergossen, Innereien verbrannt »zum beruhigenden Duft für den Herrn«.
»Ihr Opferschlachten und Fleischessen sind mir ein Gräuel...«
Schon die Propheten des Alten Bundes prangerten das Gemetzel an den Tieren an.
In der Bibel steht beim Propheten Hosea (8,13): »Ihr Opferschlachten und Fleischessen sind mir ein Gräuel, und der Herr hat kein Gefallen daran, sondern wird ihrer Missetaten gedenken und sie für ihre Missetaten heimsuchen.«
Durch den Propheten Amos (5,21-24) sagt Gott, was er von Schlachtfesten an Feiertagen hält: »Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und ob ihr mir gleich Brandopfer und Speiseopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran.«
Beim Propheten Jesaja (66,3) heißt es: »Wer einen Ochsen schlachtet, ist eben als der einen Mann erschlüge; wer ein Schaf opfert, ist als der einem Hund den Hals bräche...«
Jesus trieb die Tierhändler aus dem Tempel
Jesus von Nazareth wurde im Stall mitten unter den Tieren geboren. Gab Gott damit den Menschen nicht ein Symbol, dass Sein Sohn nicht in einem Palast, sondern zwischen Schafen, Rindern und Eseln zur Welt kam?
Bekannt ist die Szene, wie Jesus beim Passahfest in Jerusalem die Tierhändler aus dem Tempel trieb und die Tiere freiließ: »Das Passahfest war nahe, und Jesus zog wieder von Bethanien hinauf nach Jerusalem. Und Er fand im Tempel sitzen, die da Ochsen, Schafe und Tauben feil hatten und auch die Geldwechsler. Da machte Er eine Geißel aus sieben Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus. Er ließ die Schafe und Ochsen und die Tauben frei, schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um. Und Er sprach zu ihnen: „Schafft all das hinaus und macht nicht Meines Vaters Haus zu einem Kaufhaus. Steht es nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht und es mit allen möglichen Gräueln erfüllt.“« (Johannes 2,13)
Wer also zu Ostern sein Haus nicht zu einer Räuberhöhle machen will, sollte ein Festmahl bereiten, für das kein Tier sterben musste. So hielten es auch die ersten Christen: Die meisten waren Vegetarier, so wie es Jesus und seine Jünger gewesen waren.
Johannes Chrysostomus (349-405 n. Chr.), der als einer der größten christlichen Prediger gilt, schrieb über eine Gruppe vorbildlicher Christen: »Keine Ströme von Blut fließen bei ihnen; kein Fleisch wird geschlachtet und zerhackt ... Bei ihnen riecht man nicht den schrecklichen Dunst des Fleischmahles ... Wünschen sie ein üppiges Mahl, so besteht ihre Schwelgerei aus Früchten, und dabei empfinden sie höheren Genuss als an königlichen Tafeln.« (Homil. 69)