Jagdverbot im italienischen Nationalpark Val Grande
Jahrhundertelang war das rund 25 Kilometer lange Val Grande in den norditalienischen Alpen als Jagdreservat und Fischerei-Tal bis 2024 in Privatbesitz. Nach Verkauf durch die Eigentümer ist das Val Grande jetzt im öffentlichen Besitz. Jagd und Fischerei sind verboten. Der Nationalpark Val Grande zwischen dem Lago Maggiore und dem Val d’Ossola ist das größte Wildnisschutzgebiet Italiens und mit einer Fläche von 146 Quadratkilometern eines der größten Schutzgebiete der Alpen.
Eine friedvolle Oase
Riesige Waldflächen mit Kastanien- und Buchenwäldern in den Tälern, zerklüftete Bergformationen mit einer Höhe von bis zu 2.300 Metern und der spektakuläre Blick auf den Lago Maggiore: Das riesige Wildnisschutzgebiet des Parco Nazionale della Val Grande bietet Naturfreundinnen und Naturfreunden auf Schritt und Tritt faszinierende Begegnungen mit Flora und Fauna - und eine friedvolle Oase, in der keine Tiere geschossen werden. »Im Val Grande bedeutet Wildnis Harmonie, natürliches Gleichgewicht und unbestrittene Stille«, heißt es auf der Internetseite des Nationalparks.
Naturfreunde können Steinadler, Schlangenadler, Uhus, Wanderfalken, Birkhuhn und Haselhuhn, verschiedene Spechtarten und Sperlingsvögel wie Berglaubsänger und Neuntöter sowie viele andere Vögel beobachten. An den Wildbächen sind Wasseramseln und Gebirgsstelzen zu Hause. Außerdem leben im Nationalpark Gämsen, Steinböcke, Rehe, Hirsche und Wildschweine sowie Füchse, Marder, Dachse, Wiesel und Siebenschläfer.
Die Parkverwaltung hat die Wanderwege mit Lehrtafeln ausgestattet und einige Berghütten errichtet, in denen auch Übernachtungen möglich sind. Größere Touren sollten aber nur mit Wanderführern unternommen werden, denn in großen Teilen des Parks gibt es keinen Handyempfang.
Freiluft-Labor für Forschende
Nach jahrhundertelanger Nutzung durch den Menschen mit intensiver Almwirtschaft, Forstwirtschaft sowie Hobbyjagd ist das Val Grande für Forschende jetzt ein bedeutendes Naturlabor: Wie entwickeln sich natürliche Pflanzen- und Tiergemeinschaften, wenn der Mensch sie in Ruhe lässt? Eine Finanzierung aus europäischen Mitteln aus dem »Projekt Life« hat Wissenschaftlern und Experten ermöglicht, Untersuchungen einzuleiten.
Jagdfreie Nationalparks in Italien
In Italien gibt es 24 Nationalparks mit 1.500.000 Hektar Schutzgebiet, dies entspricht 5 Prozent der Landesfläche. Viele italienische Nationalparks sind seit Jahrzehnten jagdfrei.
Der Nationalpark Gran Paradiso wurde 1922 als erster Nationalpark Italiens gegründet. Seit der Gründung vor über 100 Jahren wird hier nicht mehr gejagt.
Der Nationalpark der Abruzzen wurde 1923 gegründet. Er war ein ehemals königliches Jagdgebiet. Nach Jahrhunderten der Verfolgung sind die Tiere völlig geschützt.
Der Nationalpark Belluno in den Dolomiten wurde 1990 gegründet. Die Jagd war von Anfang an verboten.
Überall zeigt sich der spannende »Nationalpark-Effekt«: Wildtiere sind dort wieder tagsüber zu sehen und zeigen überraschend wenig Scheu vor Menschen, weil sie wissen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht.