Linda McCartney: Pionierin der Veggie-Küche
Von Julia Brunke, Redaktion Freiheit für Tiere
Paul und Linda McCartney wurden 1975 durch ein Schlüsselerlebnis Vegetarier. Auch die Kinder Mary, Stella und James wuchsen vegetarisch auf. Als Pionierin der pflanzenbasierten Ernährung war es Linda McCartney ein Anliegen, mit kreativen Rezepten zu zeigen, wie eine tierfreundliche, umweltfreundliche und zugleich genussvolle Ernährung möglich ist. Jetzt haben Paul, Mary und Stella McCartney in »Linda McCartney's Familienkochbuch« 90 vielfältige pflanzenbasierte Rezepte zusammengetragen: bislang unveröffentlichte Rezepte von Linda McCartney sowie Neuinterpretationen ihrer Rezepte aus den 1980er Jahren. Paul, Mary und Stella McCartney teilen mit zahlreichen Familienfotos Erinnerungen aus drei Jahrzehnten vegetarischem Familienleben. Das wunderschön illustrierte Kochbuch ist zudem eine liebevolle Widmung der Beatles-Legende und der gemeinsamen Kinder an die 1998 verstorbene Star-Fotografin, Musikerin und Tierrechtsaktivistin.
Wie Linda und Paul Vegetarier wurden
Paul und Linda McCartney wurden bereits 1975 Vegetarier - durch ein Schlüsselerlebnis: Während sie auf ihrer Farm in Schottland gerade Lammfleisch aßen, sahen sie auf der Wiese kleine Lämmer umher springen. Auf einmal wurde ihnen bewusst: Was wir hier vor uns auf dem Teller haben, waren auch solche Lämmchen, voller Lebensfreude und Energie. Und sie konnten nicht weiter essen. Linda und Paul entschieden sich, kein Fleisch mehr zu essen.
Mary McCartney erinnert sich daran, dass ihre Eltern sagten, sie hätten entschieden, kein Fleisch zu essen, damit kein Tier für ihr Essen leiden muss. Linda und Paul haben den Kindern aber nicht verboten, Fleisch zu essen. Sie wollten es aber zu Hause nicht mehr kochen.
Von Seiten der Kinder gab es keine Widerstände. Doch einige Zeit später gab es eine Beinahe-Panne, als die McCartneys Urlaub in der Karibik machten und zu einem Barbecue gingen. Die Kinder wollten Hühnchen essen. Linda und Paul sagten nicht nein, sie gaben aber zu bedenken, dass es die gleichen Tiere sind, wie sie zu Hause im Garten herumliefen. Die Kinder probierten von dem Hühnchen und es schmeckte ihnen nicht. Seither sind alle McCartney-Kinder überzeugte Vegetarier oder inzwischen sogar Veganer. Und auch an ihre Kinder haben sie diese Einstellung weitergegeben.
Damals in den 70er Jahren wurden Vegetarier noch schief angeschaut. Und weder Lebensmittelgeschäfte noch Restaurants waren auf Vegetarier eingestellt. Zum Glück für die Familie kochte Linda fantastisch.
Linda handelte aus Mitgefühl mit den Tieren
Auf die Idee, ein Lebensmittelunternehmen zu gründen, kamen Linda und Paul erst später. Und das kam so: Die Familie reiste von Schottland nach London und alle hatten Hunger, also machten sie einen Zwischenstopp an einer Raststätte. Aber es gab kaum etwas für Vegetarier zu finden. Und das war überall so. Selbst in London gab es damals nur ein einziges vegetarisches Restaurant. So kam Linda auf die Idee, Gemüse-Burger zu produzieren, damit kein Tier sterben muss. Sie handelte aus Mitgefühl mit den Tieren.
Die Firma wurde sehr erfolgreich. Eltern, deren Kinder beschlossen hatten, keine Tiere mehr zu essen, schrieben Linda, weil sie nicht wussten, was sie nun kochen sollten. Lindas Veggie-Burger und Würstchen waren die Lösung. Und so lag es nahe, dass Linda bald darauf begann, vegetarische Kochbücher zu schreiben.
»Linda konnte sehr überzeugend über vegetarische Ernährung sprechen«, so Paul McCartney. »Wenn wir eingeladen waren und jemand Fleisch aß, sprach sie ihn gelegentlich darauf an, aber auf eine charmante Art. Dieses Geschick hatte ich nicht. Linda war geradeheraus und hatte dennoch die Gabe, Menschen auf feinfühlige, sanfte Weise Denkanstöße zu geben.«
Im Jahr 2006, acht Jahre nachdem Linda gestorben war, las Paul McCartney einen Report der Vereinten Nationen. Er hieß »Der lange Schatten der Viehwirtschaft« und zeigte erstmals auf, dass die Massentierhaltung mehr Treibhausgase verursacht als der gesamte Verkehr. Bis dahin war Paul Vegetarier wegen der Tiere gewesen, aber nachdem er diesen Report gelesen hatte, wurde ihm klar, dass es noch um mehr geht: um nichts Geringeres als die Zukunft unseres Planeten.
Sir Paul McCartneys Rede vor dem Europäischen Parlament
Am 3. Dezember 2009 hielt Paul McCartney zu diesem Thema eine Rede vor dem Europäischen Parlament: »Globale Erwärmung und die Nahrungsmittelpolitik: weniger Fleisch = weniger Erwärmung«. In dieser Rede berief sich der Mega-Star auf den UN-Bericht Der lange Schatten der Viehwirtschaft aus dem Jahr 2006. »Am interessantesten fand ich damals, dass dieser Bericht nicht von Vegetariern verfasst worden war«, so McCartney in seiner Rede vor dem Europäischen Parlament. »Danach begann ich, an verschiedene Regierungen Briefe zu schreiben, um eben auf diese Thematik hinzuweisen.« Dabei habe er stets ausdrücklich betont, dass es die Vereinten Nationen waren, die diese Daten zusammengetragen hatten - und dass es nicht darum gehe, dass er als Vegetarier auf seinem Lieblingsthema herumreiten wolle. »Seitdem wurden viele weitere Studien und Berichte veröffentlicht«, so Paul McCartney.
Für seine Rede vor dem Europäischen Parlament trug die Beatles-Legende einige Fakten komprimiert zusammen:
· Durch die Massentierhaltung und die Futtermittelproduktion werden nicht nur Unmengen Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt, sondern auch massenhaft Methan und Lachgas. Methan ist 21-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid und bleibt bis zu 15 Jahre in der Erdatmosphäre. Lachgas heizt das Klima sogar 310-mal stärker an als Kohlendioxid und bleibt ganze 114 Jahre in der Atmosphäre.
· Für die Massentierhaltung werden die Regenwälder dieser Erde unwiederbringlich zerstört - in jeder einzelnen Minute eine Fläche von 6 Fußballfeldern.
· Auf die Tierproduktion entfallen 8 % des globalen Wasserverbrauchs: Für die Herstellung eines einzigen Hamburgers braucht man soviel Wasser wie für 4 Stunden lang duschen.
· Durch die Massentierhaltung wird unser Trinkwasser mit Antibiotika, Hormonen und Chemikalien vergiftet.
»Was kann das Europäische Parlament dazu beitragen?«, fragt Paul McCartney. Seine Antwort: »Ich würde vorschlagen, dass man die Menschen dazu anhält, ihren Fleischverzehr zu verringern. Denn der hat mittlerweile ein Ausmaß erreicht, das zu ethischen Problemen führt. Und es ist unmoralisch, vor diesen Fragen die Augen zu verschließen. Es geht längst nicht mehr nur um uns selbst. Unsere Entscheidung in puncto Fleisch betrifft den ganzen Planeten.«
"Linda wäre begeistert"
In den 1980er Jahren war Linda McCartney mit ihren Veggie-Burgern und Kochbüchern eine der Pioniere der pflanzlichen Ernährung. Mit Linda McCartneys Familienküche möchte Paul gemeinsam mit Mary und Stella an Lindas Arbeit erinnern. Für das Buch waren Lindas Fotos und Rezepte die Grundlage, aber Paul, Mary und Stella haben ihnen einen frischen Look verpasst. Denn sie sind überzeugt: Wenn Linda heute kochen würde, wäre sie so begeistert von der riesigen Auswahl an großartigen pflanzlichen Produkten, die inzwischen überall leicht erhältlich sind. »Sie wäre hingerissen von pflanzlichen Produkten wie Haferdrink und -joghurt, von milchfreier Butter und milchfreiem Käse, von Eiscreme auf Pflanzenbasis«, schreibt Paul McCartney. »Das Kochen hat sich grundlegend verändert, vegetarische und vegane Ernährung sind heute ganz einfach. Das ist eine Entwicklung, an der Linda maßgeblichen Anteil hat. Ich bin sehr stolz auf sie und alles, was sie getan hat.«
"Mum und Dad starteten 1975 eine Revolution, als sie Vegetarier wurden"
»Mum und Dad haben eine wahre Revolution gestartet, als sie Vegetarier wurden«, schreibt Mary in Linda McCartney's Familienkochbuch. »Mum war ein sehr sanfter und freundlicher Mensch, aber trat trotzdem engagiert für das ein, woran sie glaubte«, so die älteste Tochter von Linda und Paul. »Sie sagte, dass Tiere keine Stimme haben, also sprach sie in ihrem Namen.«
Und diese ethische Überzeugung hat Linda McCartney an ihre Kinder weitergegeben. Stella drückt es so aus: »Genau wie Mum liebe und respektiere ich unsere Mitgeschöpfe, darum koche ich nur pflanzliche Gerichte. Das ist wirklich Soul Food, und auch Mum hat immer gesagt, dass sie Essen für die Seele kocht.«
Zusammenfassend ist zu sagen: Linda McCartney's Familienkochbuch ist ein absolutes Must-have für alle Freudinnen und Freunde der pflanzlichen Küche, alle Tierfreunde und alle Beatles-Fans. FREIHEIT FÜR TIERE stellt Ihnen einen köstlichen Auberginen-Tomaten-Auflauf aus dem Buch vor.
Das Buch
Dieser Auflauf mit saftigen Auberginen, herben Kalamata-Oliven und Tomatensauce - abgerundet mit veganem Mozzarella und Pinienkernen - verwöhnt Ihren Gaumen.
Reste können einige Tage im Kühlschrank aufbewahrt und aufgewärmt werden.
ZUTATEN für 4 Personen
100 ml Olivenöl plus etwas mehr für die Form
1 mittelgroße Zwiebel, abgezogen und fein gehackt
2 Knoblauchzehen, abgezogen und zerdrückt
2 Dosen gehackte Tomaten (à 400 g Füllgewicht)
140 g Tomatenmark
80 g Kalamata-Oliven, grob gehackt
2 EL frischer, grob gehackter Oregano
2 EL frische, grob gehackte Basilikumblätter
1 EL Aceto balsamico
60 g Weizen- oder Dinkelmehl
2 Auberginen, der Länge nach in 5 mm dicke Scheiben geschnitten
200 g veganer Mozzarella, gerieben
2 EL Pinienkerne
Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
ZUBEREITUNG
Den Backofen auf 180 C/Umluft 160 C vorheizen.
Eine mittelgroße Auflaufform mit etwas Öl einfetten.
2 Esslöffel Öl in einem großen Topf mit Deckel bei mittlerer bis hoher Temperatur erhitzen.
Die Zwiebel darin 8 10 Minuten weich dünsten. Knoblauch, Tomaten, Tomatenmark, Oliven, Kräuter, Essig, 1 Teelöffel Salz und eine gute Messerspitze Pfeffer zugeben.
Alles zum Kochen bringen, dann den Deckel auflegen und bei schwächerer Hitze unter gelegentlichem Rühren 30 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce leicht eingekocht ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Inzwischen das Mehl in einen tiefen Teller geben und kräftig mit Salz und Pfeffer würzen.
Die Auberginenscheiben in dem gewürzten Mehl wenden und zur Seite legen.
2 Esslöffel Olivenöl in einer großen beschichteten Pfanne bei mittlerer bis hoher Temperatur erhitzen.
Die Auberginenscheiben portionsweise im heißen Fett von jeder Seite 3 4 Minuten goldbraun braten. Falls nötig, mehr Öl in die Pfanne geben.
Den Boden der vorbereiteten Form mit einer dünnen Schicht Tomatensauce bedecken. Darauf eine Schicht Auberginenscheiben legen.
Abwechselnd weitere Schichten in die Form geben, bis alle Zutaten verbraucht sind.
Den geriebenen Käse mit den Pinienkernen mischen und auf die Oberfläche streuen.
Leicht salzen und pfeffern. 30 40 Minuten im Ofen backen, bis die Oberfläche goldbraun ist und die Sauce brodelt. Sofort servieren.