Mythos Wolf
Das Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf kennt jedes Kind. Dass Wölfe böse Wesen sind, ist jedoch ein reines Märchen - aber leider eins, das sich hartnäckig hält. Denn Wölfe sind nicht die blutrünstigen Tiere, als die sie immer wieder gerne dargestellt werden. Der Wolf ist ein sehr scheues Wesen, das Menschen für gewöhnlich meidet. Weder lauert es kleinen Mädchen auf, noch frisst es Großmütter. Und wenn es andere Tiere jagt, dann nur aus Hunger, niemals aus reiner Blutrünstigkeit. Weil dieser Ruf ihm jedoch anhaftet, ist der Wolf in unseren Breiten gefährdet. Immer wieder wurden die Tiere brutal verfolgt und ausgerottet, bis sie Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland so gut wie verschwunden waren. Erst Anfang der 90er Jahre wurden umfangreiche Projekte zum Schutz der Wölfe in Europa gestartet.
Aufklärung über ein faszinierendes Tier
Seit dem Jahr 2000 gibt es wieder Wölfe in Deutschland. Heute leben geschätzt ca. 234 Tiere unter uns (Stand Oktober 2014). Diese zu schützen und zu erforschen, ist das Ziel des Projekts Der Wolf im Unteren Odertal , das SAVE Wildlife Conservation Fund zusammen mit dem Ausführungspartner, dem Artenschutzbüro Unteres Odertal betreibt. Um den Menschen die unbegründete Angst vor Wölfen zu nehmen, klären die Projektpartner auf. Wölfe sind Fleischfresser - aber das sind Hunde auch. Und ein Wolf, der ein Schaf reißt, ist nicht böse, sondern folgt lediglich einem natürlichen Trieb - dem des Hungers. Macht man es den Wölfen schwer, an Weiden, Käfige oder Ställe zu gelangen, suchen sich die Tiere ihre Nahrung im Wald. Wenn ein Wolf ein Tier in der Zivilisation reißt, dann nur, weil es ihm quasi auf dem Tablett präsentiert wird.
Woher soll ein Wolf wissen, dass er Schaf oder Huhn nicht berühren soll? Ein hungriger Mensch, der an einem unbewachten, voll gedeckten Tisch vorbeikommt, würde sich genau so verhalten wie der Wolf, erklärt Dajana Witt, Vorstand des Artenschutzbüro Unteres Odertal. Die Naturschützerin ist überzeugt, dass Wölfe lernfähig sind. Sie sieht es daher als Aufgabe der Menschen, Wölfe abzuschrecken, damit sie in den Wäldern bleiben.
Dafür gibt es viele einfache Methoden. Die Tiere zu töten, gehört definitiv nicht dazu. Wölfe haben beispielsweise Angst vor flatternden bunten Lappen. Diese kann man an Weidenzäune anbringen, um Wölfe davon abzuhalten, unter die Zäune zu kriechen. Doch in den Wäldern können die Tiere auch nur überleben, wenn der Mensch aufhört, den kleinen Rest an natürlichem Lebensraum zu zerstören.
und sein Image verbessern
Das gemeinsame Projekt untersucht das Verhalten des Wolfs in der kultivierten Landschaft des Unteren Odertals und dokumentiert dieses. Auch die Rudelgrößen werden erfasst und ihre Bewegungen beobachtet. Gleichzeitig wird der Wildtierbestand in den Wolfrevieren erforscht und dokumentiert.
Ziel ist es, das Überleben des Wolfs zu sichern und sein Image in der Bevölkerung zu verbessern. Bei vielen Menschen herrschen noch immer irrationale Ängste in Bezug auf Wölfe, so dass ihr Bestand, trotz Schutzprojekten immer wieder bedroht ist. Mit der richtigen Aufklärung, mit Fakten statt Mythen und mit Maßnahmen, die den Wolf von Höfen, Ställen und Siedlungen fernhalten, soll das Märchen vom bösen Wolf weichen und endlich zur Akzeptanz dieses schützenswerten Tieres beigetragen werden. Erst dann kann eine langfristige Wiederansiedlung des Wolfes in Deutschland klappen , so Karsten Arnold, Projektleiter Der Wolf im Unteren Odertal .
Großen Raubtieren wieder eine Heimat geben
Wir können es uns leisten, auch großen Raubtieren wieder eine Heimat zu geben. Hierzu müssen jedoch der Bevölkerung ihre Ängste durch gezielte Aufklärung genommen werden und Artenschützer sowie Verhaltensforscher eng mit den behördlichen Instanzen zusammenarbeiten , meint Dr. Maike Förster, wissenschaftliche Beraterin des SAVE Wildlife Conservation Fund.
Informationen:
SAVE Wildlife Conservation Fund Stiftung |