Persönlichkeitsrechte für Tiere
Verhaltensstudien und moderne Erkenntnisse aus der Gehirnforschung sprechen dafür, dass nicht nur wir Menschen, sondern auch viele Tierarten die Charakteristika von Personen erfüllen. Der Meeresbiologe und Verhaltensforscher Dr. Karsten Brensing fordert in seinem neu erschienenen Buch zum Umdenken auf: Persönlichkeitsrechte sollten auch den Tieren zustehen - als die nächste Stufe der moralischen Evolution.
In den vergangenen Jahren ließen wissenschaftliche Untersuchungen die Differenz zwischen Mensch und Tier schwinden. War der Werkzeuggebrauch von Schimpansen vor 100 Jahren eine Sensation, so staunen wir heute über Zeichen von Fairness und Moral im Tierreich. Wir beginnen zu verstehen, dass einige Arten Selbstbewusstsein haben und darüber hinaus auch das Selbstbewusstsein anderer erkennen. Wir entdecken Kultur, Mitgefühl, Verstand, Denken und strategische Planung. Und wir erkennen, dass unsere Gehirne ein Instrument der sozialen Interaktion sind und dass wir dies mit vielen anderen hochentwickelten Tieren gemeinsam haben.
Was fehlt, sind die Schlüsse, die wir daraus ziehen müssen. Wenn uns einige hochentwickelte Tiere in den Charakteristika einer Person in nichts nachstehen, müssen ihnen konsequenterweise auch gleiche Rechte zugestanden werden , folgert Karsten Brensing. Bei einigen Tierarten handelt es sich zweifelsfrei um mitfühlende, selbstbewusste Individuen mit einer Vorstellung von Raum und Zeit und der Fähigkeit zu strategischem Denken und Handeln. Sie leben in ihrer eigenen Kultur, haben ein gutes Gedächtnis und vermutlich die Fähigkeit, im Rahmen einer einfachen Grammatik miteinander zu kommunizieren. Sie nutzen Werkzeuge und scheinen so etwas wie einen guten Geschmack oder ein Bewusstsein für Mode zu haben. Darüber hinaus können sie sich empathisch verhalten, und es wurden einfache Formen von Gerechtigkeitssinn und Fairness entdeckt. In den grundlegenden Fähigkeiten, die uns Menschen zu Personen machen, steht uns somit eine ganze Reihe von Tieren in nichts nach. Die Frage ist: Berechtigen diese Fähigkeiten zu einer Sonderstellung? Und was genau gibt uns das Recht, eine Sonderstellung einnehmen zu wollen?
Wie menschliche Personen haben tierische Personen ein Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. Aber Karsten Brensing geht noch weiter: Die Erkenntnisse über die Persönlichkeit von Tieren sollen unsere Moralvorstellung und unser Handeln mitbestimmen. So wäre das Leben vieler Arten gesichert und der Mensch auf der nächsten Stufe der moralischen Evolution angekommen.
Karsten Brensings Buch ist spannend, lehrreich, optimistisch - und überaus unterhaltsam , schreibt Schauspieler und Tierschützer Hannes Jaenicke in seinem Vorwort.
Karsten Brensing: Persönlichkeitsrechte für Tiere
239 Seiten Gebunden mit Schutzumschlag
Herder-Verlag, 2013 ISBN 978-3-451-30513-9
Preis: 17,99 Euro
Dr. Karsten Brensing ist Meeresbiologe und Verhaltensforscher und hat an der FU Berlin über die Interaktion zwischen Delfinen und Menschen promoviert und Forschungsprojekte in Florida und Israel geleitet. Seit 2005 arbeitet er für die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDC.
Informationen: www.walrecht.de