Prozess gegen Tierrechtsaktivisten: Furchtbares Leid von Schweinen bei CO2-Betäubung aufgedeckt

Von Milena C. Lange und Julia Brunke, Redaktion FREIHEIT FÜR TIERE


Vor dem Landgericht Oldenburg hat ein Prozess gegen zwei Tierrechtsaktivisten begonnen, die in einem Schlachthof im Landkreis Vechta heimlich Kameras installiert und die Betäubung von Schweinen mit CO2 gefilmt hatten. Der Schlachthofbetreiber hat die beiden Tierrechtsaktivisten wegen Rufschädigung verklagt und fordert 98.000 Euro Schadenersatz sowie ein Verbot, die Aufnahmen weiter zu verbreiten.

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Todeskampf im Kohlendioxid: Schweine werden brutal mit CO₂ in „Tierwohl“-Schlachtbetrieb gequält

Bild: ARIWA

Im April 2024 hatten die Agrarwissenschaftlerin Anna Schubert und der Fotograf Hendrik Haßel Videomaterial in einem Schlachthof aufgenommen, in dem auch Bioland-Schweine geschlachtet werden. »Was ihre Kameras zeigen, ist kaum zu ertragen«, schreibt BILD. [2] Die Aufnahmen, die auch in der ARD gezeigt wurden, dokumentieren, wie Schweine vor der Schlachtung mittels CO2 betäubt werden. Dafür wird eine Gruppe von Schweinen in eine Art Gondel getrieben und in eine dunkle Senke gefahren. Der eintretende Sauerstoff­entzug in einer Atmosphäre mit zu 90 % CO₂ führt zu Panik: Die Schweine schreien, laufen übereinander, hyperventilieren und schnappen vergeblich nach Sauerstoff - bis sie bewusstlos umfallen. Blutverschmierte Gondeln zeigen, wie heftig die Panik der Tiere war, die etwa 60-90 Sekunden anhält. [1,3,4,5]

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Der eintretende Sauerstoffentzug löst Panik aus – die Schweine beginnen zu schreien, laufen übereinander her, hyperventilieren und schnappen vergeblich nach Sauerstoff zum Atmen – bis sie bewusstlos umfallen.

Bild: ARIWA

»Öffentlichkeit hat ein Recht auf die Bilder«

Der Anwalt des Schlachthofbetreibers hatte am 11.6.2025, dem ersten Prozesstag, einen Vergleich angeboten, wenn die Tierrechtler von Animal Rights Watch ARIWA garantieren, dass die Bilder zurückgezogen werden. Dann wäre der Schlachthofbetreiber auch bereit, auf Schadenersatz zu verzichten. Doch die Aktivisten lehnten das Vergleichsangebot ab: Die Öffentlichkeit habe ein Recht auf die Bilder. Nun geht der Prozess vor dem Oldenburger Landgericht weiter - und er könnte sich laut Richter über Jahre hinziehen - bis hin zum Bundesverfassungsgericht.


Bereits im Jahr 2004 hatte die EU-Lebensmittelbehörde EFSA die CO2-Betäubung als tierschutzwidrig eingestuft. Darüber hinaus verstößt sie gegen das §1 des Tierschutzgesetzes: »Niemand darf Tieren ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.« [4] Denn bei Betäubung mit Elektrozange seien Tiere innerhalb einer Sekunde betäubt, so Dr. Kai Braunmiller, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Fleischhygiene, Tierschutz und Verbraucherschutz. [5] Dennoch ist die CO2-Betäubung in Deutschland immer noch erlaubt. Rund 80 Prozent aller Schweine in Deutschland werden so betäubt - das sind pro Jahr rund 34 Millionen Tiere. [4] Offenbar geht industrielle Schlachtung nur so.

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In dem „Tierwohl“-Schlachthof wurden auch Schweine aus „Bioland“-Betrieben geschlachtet.

Bild: ARIWA

Auch Bio-Tiere erleiden dieses Todesqualen

Der betroffene Schlachthof »Brand Qualitätsfleisch« wirbt auf seiner Homepage: »Der Tierschutz und das Tierwohl haben für uns oberste Priorität. (...) Die respektvolle Behandlung der Tiere während der Transporte in den Schlachthof und während der Betäubung und Tötung sind unsere wichtigsten Grundsätze.« [6] Wie kann es dann sein, dass Filmaufnahmen in diesem Schlachthof panische Tiere zeigen, die schreiend um ihr Leben kämpfen - und blutverschmierte Gondeln, die diese Panik bezeugen? [3]


In dem »Tierwohl«-Schlachthof wurden zum Zeitpunkt der Aufnahmen auch Schweine aus »Bioland«-Betrieben geschlachtet. Der Bioland-Präsident sagte dazu, dass ohne die CO2-Betäubung eine ausreichende Schlachtung von Schweinen nicht sichergestellt werden könne. [5]


Wer glaubt, dass Bio-Fleisch ethisch vertretbar sei, weil die Tiere doch »ein schönes Leben« gehabt hätten, sollte sich das Video »Skandal bei Bioland - Tiere erleiden Todesqualen« auf BILD.de ansehen. [5] Und wer helfen will, dass dieses Tierleid aufhört, hört auf, Tiere zu essen.