Studie: Versteckte Milliardenkosten des Fleischkonsums
Eine neue Studie zeigt: Der schädliche Effekt der Produktion von Fleisch auf Klima, Umwelt und Gesundheit ist enorm. Aber auch die Erzeugung von Milchprodukten und Eiern hat hohe Umweltkosten. Insgesamt liegen diese Kosten bei rund 50 Milliarden Euro im Jahr. Das entspricht der Größenordnung des Verteidigungsetats oder der Nettokreditaufnahme im aktuellen Entwurf des Bundeshaushalts.
Gesundheitskosten in Milliardenhöhe
Die Gesundheitskosten durch den übermäßigen Konsum von rotem Fleisch, Schinken und Wurst, der die Risiken für Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes erhöht, liegen der Studie zufolge bei gut 16 Milliarden Euro.
Zusätzlich zu den direkten Gesundheitskosten für medizinische Behandlungen, Medikamente und Therapien kommen indirekte Gesundheitskosten: Wirtschaftliche Produktivitätsverluste infolge von Krankheit wie Fehlzeiten, verminderte Leistungsfähigkeit, vorzeitige Pensionierung oder vorzeitigem Tod.
Insgesamt belaufen sich die Gesundheitskosten (direkte und indirekte) durch Folgeerkrankungen aufgrund des übermäßigen Fleischkonsums sowie des unzureichenden Verzehrs von Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten in Deutschland auf 50 Milliarden Euro. Bislang werden die Folgekosten der ungesunden Ernährung in Milliardenhöhe von der Gesellschaft getragen.

Die riesige Mengen Mist und Gülle aus der industriellen Massentierhaltung werden auf die Felder ausgebracht.
Böden, Gewässer und Grundwasser werden mit giftigen Nitraten, Antibiotika und multiresistenten Keimen kontaminiert. Ein weiteres Problem: Aus Gülle entweicht Ammoniak, der sich mit mit Stickoxiden zu Feinstaub bildet. So entsteht mehr gesundheitsschädlicher Feinstaub als durch den Verkehrs- und Energiesektor. Wir atmen diese kleinsten Partikel ein, sie dringen unbemerkt bis ins Innerste unseres Körpers vor und können dort großen Schaden anrichten. · Bild: GoodSeller - Shutterstock.com
Umweltkosten von rund 30 Milliarden Euro für Fleisch und Milchprodukte
Der Großteil der landwirtschaftlichen Fläche wird für den Anbau von Futtermitteln für die Fleisch- und Milchproduktion verwendet, was erhebliche Emissionen wie Methan und Lachgas verursacht und Lebensräume einschränkt.
Die Umweltkosten der Fleischerzeugung - die Ausbringung von Pestiziden und Düngemitteln sowie der Freisetzung von Feinstaub und klimaschädlichen Emissionen - belaufen sich auf 21,1 Milliarden Euro. Die Umweltkosten bei der Erzeugung von Milch, Käse und Eiern liegen bei zusätzlich 8,13 Milliarden Euro.
Ein Agrar- und Ernährungssystem, das unseren Planeten ausbeutet, die Klimakrise anheizt und uns massenhaft krank macht
Gleichzeitig haben die hohen Umweltbelastungen vor allem durch Stickstoff, Feinstaub und weitere Emissionen langfristig gesundheitliche Folgen für die Bevölkerung. »Es sind die Kosten eines Agrar- und Ernährungssystems, das unsere natürlichen Ressourcen ausbeutet, die Klimakrise anheizt und uns massenhaft krank macht. Das gefährdet unser gutes Leben und unseren Wohlstand«, so die Autoren der Studie. Noch gar nicht abzusehen sind die gesundheitlichen Folgen des massiven Einsatzes von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung, vor allem Antibiotika-Resistenzen.
Kosten werden auf die Gesamtgesellschaft umgelegt
Diese sogenannten externen Kosten des Agrar- und Ernährungssystems durch zunehmende Extremwetterschäden oder die Beanspruchung des Gesundheitswesens müssen von der Gesamtgesellschaft getragen werden, also auch von allen Vegetariern und Veganern.
»Um dieses teure, kranke System am Laufen zu halten, fließen auch noch Steuergelder«, so die Autoren der Studie. »So werden gut 6 Milliarden Euro pro Jahr als Subventionen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik an die Landwirtschaft gezahlt. Mit weiteren 5 Milliarden Euro werden Fleisch- und Milchprodukte über die ermäßigte Mehrwertsteuer subventioniert.« Die Folge: Nachhaltig erzeugte Lebensmittel, bei denen die externen Kosten für Umwelt, Klima und Gesundheit deutlich geringer sind, sind im Vergleich teurer als konventionelle Produkte.
So ist Kuhmilch im Laden billiger als Hafermilch oder Sojamilch. Ebenso ist Fleisch günstiger als pflanzliche Alternativen wie Aufschnitt oder Grillwürstchen aus Soja oder Erbsenprotein.
Wie kann das sein, wenn doch pflanzliche Alternativen zu Milch und Fleisch viel umwelt- und klimafreundlicher sind und zudem gesundheitliche Vorteile haben? Einerseits werden die Fleischerzeugung wie die Milchwirtschaft aus unser aller Steuergelder subventioniert. Zum anderen ist die Mehrwertsteuer für Kuhmilch mit 7 % reduziert, während für Hafer- und Sojamilch 19 % berechnet werden. Und natürlich ist der Preis für die Verbraucher ein zentraler Einflussfaktor bei der Kaufentscheidung.
Forderung: Keine staatliche Subventionierung für Fleisch und Milchprodukte
Fleisch ist besonders ungesund, umwelt- und klimaschädlich und sollte deshalb vom Staat nicht mehr subventioniert werden. Das ist das Fazit der Studie »Die versteckten Kosten der Ernährung« des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auftrag von Greenpeace, der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten und der Stiftung Gesunde Erde - Gesunde Menschen.
Nachhaltige und gesunde Ernährungsgewohnheiten sollten aktiv gefördert werden, heißt es in der wissenschaftlichen Untersuchung. Dies kann durch Entlastungen für pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte z. B. über eine Senkung der Mehrwertsteuer unterstützt werden.
Quelle: Die versteckten Kosten der Ernährung. Was kostet uns unsere Ernährung - für Gesundheit und Umwelt? Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS), April, 2025.
presseportal.greenpeace.de/249439-umwelt-und-gesundheitskosten-des-ernahrungssystems-belasten-wirtschaft-und-gesellschaft-mit-milliarden-euro-im-jahr