Tod an den Füßen
Was haben Schuhe mit Menschenschutz zu tun?
Von Julia Brunke, Redaktion Freiheit für Tiere
In Deutschland gibt es aufgrund hoher Lohn- und Produktionskosten sowie strenger Umweltrichtlinien nur noch wenige Gerbereien und Produktionsstätten für Lederschuhe und Taschen - sie können nicht mit den Billiglohnländern in Asien konkurrieren. Mehr als die Hälfte der in Deutschland importierten Schuhe stammen inzwischen aus China, Vietnam, Bangladesch oder Indien. In den Lederfabriken Asiens sind die Arbeitsbedingungen erschreckend: Arbeiter stehen ohne Schutzkleidung mit nackten Füßen in der giftigen Gerbbrühe aus Chrom und krebserregenden Säuren. Bis zu 20 Kilo Chemie benötigt die Haut eines Rindes, bis sie fertiges Leder ist. Entsprechend gering ist die Lebenserwartung der Arbeiter. Die tödliche Brühe wird ungefiltert in die Flüsse geleitet. Und wir kaufen dann die Gifte mit unseren Schuhen mit und tragen sie auf unserer Haut. Das kann nicht nur Allergien auslösen, sondern im schlimmsten Fall auch Krebs.
Die Lederindustrie verursacht
nicht nur milliardenfaches Tierleid: Die intensiven chemischen Gerbverfahren in den Billiglohnländern stellen zudem eine große Gefahr für Menschen und die Umwelt dar. Und das ist auch für die Verbraucher hier bei uns mit Gesundheitsrisiken verbunden. · Bild: PETA · Manfred Karremann
Weltweit werden etwa 85 Prozent der Tierhäute mit dem reaktiven Schwermetall Chrom gegerbt und mit giftigen Chemikalien konserviert. 90 Prozent der Arbeiter in den Gerbereien sterben noch vor Erreichen des 50. Lebensjahres - 20 Jahre unter dem Bevölkerungsschnitt. Die Beschäftigten kommen mit den giftigen Substanzen regelmäßig in Kontakt und atmen die giftigen Dämpfe ein. Die Abwässer und Böden sind hochgradig verseucht.
In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka werden die Kuhhäute in einem unübersichtlichen Geflecht aus 200 großen und kleinen Gerbereien gegerbt. Hier müssen selbst Kinder ein Zubrot für ihre armen Familien verdienen. Einige beginnen ihren ersten Job in einer Gerberei bereits mit 13 Jahren. Durch den ständigen ungeschützten Kontakt mit Chromsalzen und Chromdämpfen sowie anderen Laugen und Säuren bekommen sie schwere Atemwegserkrankungen und Hautausschläge.
Gift im Schuh
Durch den Gerbprozess sowie die weitere Behandlung der Schuhe können viele giftige Stoffe im Leder stecken - vom EU-weit verbotenen Biozid Dimethylfumarat (gegen Schimmel pilze) bis zu Formaldehyd. Bei der Konservierung von Leder werden häufig hautreizende Chlorkresole oder Isothiazolinone eingesetzt, die Allergien auslösen können.
Der Schwerpunkt bei Stichprobenuntersuchungen in Labors liegt auf Chrom VI. Chrom VI kann nicht nur Allergien auslösen, sondern gilt in höheren Dosen und bei dauerhaftem Hautkontakt als krebserregend.
Der Kunde hat beim Kauf von Lederschuhen, Handschuhen, Lederhosen oder Taschen keine Möglichkeit festzustellen, ob sie Gifte enthalten oder woher das Leder stammt.
Mit Lederschuhen tragen wir also nicht nur den Tod von Tieren auf der Haut, sondern möglicherweise auch den frühzeitigen Tod von Arbeitern in den Gerbereien Asiens, die tödliche Gefahr für Mensch und Natur durch die ungefilterte Einleitung der Gifte in die Gewässer sowie potentiell Gifte, die unsere eigene Gesundheit gefährden können.
Chrom VI und krebserregende PAKs: Produktwarnungen
Wenn bei Stichproben Grenzwerte bei Lederartikeln deutlich überschritten werden, geht eine Meldung an das europäische Schnellwarnsystem RAPEX. Jeder Verbraucher kann die Liste der gefa hrlichen Produkte unter www.produktwarnung.eu einsehen. |
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Quellen und weiterführende Links:
13 Fakten, die uns die globale Lederindustrie nicht zeigen will
www.peta.de/13-fakten-die-uns-die-globale-lederindustrie-verheimlicht
Lederindustrie: Gift auf unserer Haut. Süddeutsche Zeitung, 5.1.2016
www.sueddeutsche.de/wissen/lederindustrie-gift-auf-unserer-haut-1.2802012
Giftiges Leder - Der Tod an den Füßen . Wirtschaftswoche, 30.4.2015
Gift in Kinderschuhen - Verbände fordern branchenweite Konsequenzen nach Rückrufaktion. produktwarnung.eu, 26.2.2019
Produktwarnung: Schuhe oder Chrom VI in die Suchfunktion eingeben www.produktwarnung.eu