Vögel in unserem Garten: Der Hausrotschwanz
Er ist einer der ersten Vögel, die morgens zu hören sind: Der Hausrotschwanz beginnt schon 70 Minuten vor Sonnenaufgang mit seinem Gesang. Die »Vogel-Uhr« geht ziemlich genau auf die Minute. Allerdings singt ein Rotschwanz in Kiel fast 20 Minuten früher als ein Rotschwanz am Bodensee, weil die Sonne im Norden Deutschlands früher aufgeht.
»Vogel des Jahres« 2025
Der Hausrotschwanz ist »Vogel des Jahres 2025«. Seit 1970 wird jährlich vom Naturschutzbund Deutschland e.V. der »Vogel des Jahres« gewählt. Seit 2022 ist die Wahl öffentlich in Form eines online-Votings.
Hausrotschwänze sind schlanke Vögel und etwa 13 bis 15 cm groß. Die Männchen sind grauschwarz gefärbt. Die Weibchen und junge Männchen sind eher graubraun. Am Flügel erkennt man bei den Männchen ein weißes Feld. Der lange Schwanz hat eine rostrote Färbung.
Eines fällt schnell auf: Der Hausrotschwanz kann einfach nicht stillhalten. Ständig knickst er in den Beinen ein und lässt seinen hübsch rot gefärbten Schwanz vibrieren. Sein charakteristischer Gesang verrät seinen Auffenthaltsort: Auf einem Zaunpfosten, einer Mauer, einem Holzstapel oder auf dem Dach sitzend, singt er helle Pfeiftöne und klappernde, knirschende Laute in wechselnder Reihenfolge. Auch ein scharf pfeifendes »fist« lässt er von sich hören.
Ursprünglich war der Hausrotschwanz ein Bewohner des steinigen Berglandes und baute sein Nest in Höhlen und Felsspalten. Längst hat er Dörfer und Städte als Lebensraum erobert und ist auch in Gärten anzutreffen. Wie sein Name verrät, baut der grazile Hausrotschwanz seine Nester gerne in Hausfassaden, Hausgiebeln und kleinen Nischen von Gebäuden. Durch Haussanierungen hat er es aber immer schwerer, Nistmöglichkeiten zu finden. Wir können ihm mit einem Nistbrettchen unterm Dach, offenen Mauernischen oder Nistkästen in Halbhöhlenform helfen.
Mit geeigneten Nistkästen kann die Zahl der Brutpaare in einem Gebiet stark erhöht werden. Schon vor Jahrzehnten wurde wissenschaftlich nachgewiesen: Durch die Ansiedlung und Vermehrung der Singvögel, insbesondere der kleinen Höhlenbrüter, mittels Nistkästen kann die Zahl der Schädlinge in verschiedenen Stadien, besonders als Raupen, verringert werden.
Insekten, deren Larven, sowie Spinnen und Beeren stehen auf dem Speiseplan des Hausrotschwanzes. Als Insektenfresser ist er allerdings vom Insektenrückgang durch die intensive Landwirtschaft und naturferne Gärten stark betroffen. Wer in seinem Garten Vielfalt und Naturnähe schafft, erhöht seine Chance, die anmutigen Rotschwänze beobachten zu können!
Im Herbst ziehen Hausrotschwänze in den Norden Afrikas und in den Nahen Osten. Im Frühling geht es zurück in die Brutgebiete. Jungvögel erschließen sich dann oft neue Reviere. Vereinzelt bleiben Rotschwänze inzwischen auch im Winter bei uns. Außerdem ziehen Brutvögel anderer Regionen bei uns durch.
Hausrotschwanz und Gartenrotschwanz
Gartenrotschwänze werden oft mit Hausrotschwänzen verwechselt. So können Sie die beiden Arten unterscheiden:
Gartenrotschwanz-Männchen haben eine auffällige orangefarbene Brust, die sich scharf von der schwarzen Kehle und dem schwarzen Kopf abhebt, mit weißem Streifen auf der Stirn. Hausrotschwanz-Männchen haben eine graue bis rußschwarze Brust, jeweils ein weißes Flügelfeld, dafür kein Weiß auf der Stirn. Das Hausrotschwanz-Weibchen ist überwiegend mausgrau, Gartenrotschwanz-Weibchen sind eher beige-braun mit leicht orange gefärbter Brust.
Der Gartenrotschwanz hat einen wohltönenden Gesang mit einem weich pfeifendem, etwas ansteigenden »hüit«. Der Hausrotschwanz macht Pfeiftöne, darauf folgt eine knirschend-klappernde Strophe.
Rotschwänze sind »Früh-Aufsteher«: Schon 80 Minuten vor Sonnenaufgang beginnt der Gartenrotschwanz mit seinem Gesang, 10 Minuten später singt der Hausrotschwanz.
Gartenrotschwänze sind auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Umwandlung lichter Wälder in Nadelbaumforste, Rückgang von Streuobstwiesen und Pesitizideinsatz machen ihnen das Leben schwer. Wer den schönen Vogel heute in seinem Garten entdeckt, kann sich also glücklich schätzen!