Schützt Jagd vor Tollwut und Fuchsbandwurm?
Schützt Jagd vor Tollwut und Fuchsbandwurm?
Füchse werden in Deutschland ganzjährig bejagt und haben keine Schonzeit. Diese gnadenlose Jagd auf Füchse versuchen die Jäger gegenüber der Öffentlichkeit vor allem mit zwei Argumenten zu rechtfertigen: dem angeblichen Schutz der Bevölkerung vor Tollwut und Fuchsbandwurm.
Der Haken daran: Den letzten Tollwutfall in Deutschland gab es laut Robert-Koch-Institut (RKI) im Jahr 2006! Seit 2008 gilt Deutschland nach den internationalen Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit OIE offiziell als tollwutfrei. Und: Seit Jahren weisen Forscher darauf hin, dass die Angst vor dem Fuchsbandwurm übertrieben ist. In Deutschland ist kein einziger Fall einer Infektion über Waldbeeren dokumentiert. »Dass man sich auf diese Weise mit dem Fuchsbandwurm infizieren kann, darf endgültig ins Reich der Legenden verbannt werden«, gaben Mediziner vom Uniklinikum Ulm und von der Universität Würzburg bereits 2012 Entwarnung (Magazin Welt der Wunder, 18.6.2012). Aus medizinischen Studien und Statistiken geht hervor, dass die Möglichkeit einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm über die Nahrung - wie ungewaschene Waldfrüchte - bisher nicht belegt werden konnte. Vielmehr geht man heute davon aus, dass die größte Infektionsquelle für den Fuchsbandwurm der Kontakt mit infizierten Wildtieren ist (dies betrifft in erster Linie Jäger, die Füchse erlegen) sowie Hauskatzen, die nicht regelmäßig entwurmt werden. (Mythos Fuchsbandwurm: Wie groß ist die Infektionsgefahr? GEO, 9.8.2023)
Eine Untersuchung des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der Technischen Universität München wies nach, dass durch das konsequente Auslegen von Entwurmungsködern die Infektionsrate mit dem Fuchsbandwurm dauerhaft auf ein Minimum gesenkt werden kann. Bei einem Projekt im Landkreis Starnberg wurde die Befallsrate der Füchse innerhalb weniger Jahre auf unter 3 Prozent gesenkt. (Pressemeldung des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der TU München, Januar 2010)
Auch die Tollwut wurde in Deutschland nicht durch das Abschießen von Füchsen, sondern das Auslegen von Impfködern besiegt.
Nachdem sich inzwischen herumgesprochen hat, dass es in Deutschland längst keine Tollwut mehr gibt, wird der massenhafte Abschuss von Füchsen mit der vermeintlichen Bekämpfung der Räude begründet. Einer kritischen Betrachtung hält diese Sichtweise jedoch nicht stand: Die Räude ist viel seltener als vermutet und Füchse mit guter Konstitution können die Räude ausheilen. Diese Fuchsbestände sind dann resistent gegen Neuinfektionen. Außerdem stellt Räude bei Füchsen keine Gefahr für Menschen oder Haustiere dar.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund eine halbe Million Füchse von Jägern getötet.
In Jagdzeitschriften und Jäger-Foren ist von der »Lust am Nachstellen und Erbeuten« die Rede, von der »Waidmannsfreude, einen Fuchs im Schrotschuss rollieren (sich überschlagen) zu lassen«, vom »Reiz der winterlichen Fuchsjagd«, vom »Jagdfieber« und vom »Kick«, den der Jäger beim tödlichen Schuss erlebt. Da Füchse nicht essbar und die Pelze schwer zu vermarkten sind, werden die Kadaver meist in der Tierkörperbeseitigung entsorgt. · Bild: Pelli
Was sind die wahren Gründe für die Jagd auf Füchse?
Wenn »Tollwut« und »Fuchsbandwurm« als Jägermär entlarvt sind - was sind dann die wahren Gründe für die Fuchsjagd? Hier geben die einschlägigen Jagdzeitschriften und Jäger-Foren im Internet schnell Aufschluss: Von der »Lust am Nachstellen und Erbeuten« ist dort die Rede, von der »Waidmannsfreude, einen Fuchs im Schrotschuss rollieren (sich überschlagen) zu lassen«, vom »Reiz der winterlichen Fuchsjagd«, vom »Jagdtrieb«, vom »Jagdfieber« und vom »Kick«, den der Jäger beim tödlichen Schuss erlebt.
Anders, als von Jägern behauptet, müssen Fuchspolulationen auch nicht »reguliert« werden: Unbejagte Fuchsbestände nehmen keinesfalls überhand. Wenn kein Jagddruck herrscht, beschränken komplexe Sozialstrukturen die Vermehrungsrate. Im Normalfall bringt eine Füchsin drei bis fünf Junge zur Welt. In Gebieten, in denen Füchse stark verfolgt werden oder die Sterberate durch Seuchen stark angestiegen ist, können es jedoch doppelt so viele sein. Auf diese Weise werden Verluste schnell wieder ausgeglichen.
Füchse fangen vor allem Mäuse und Wühlmäuse - zum Nutzen von Land- und Forstwirtschaftwirtschaft -, und erfüllen eine wichtige Rolle als »Gesundheitspolizei«: Sie vertilgen Aas und erbeuten kranke oder verletzte Tiere. So tragen sie zur Gesunderhaltung der Tierpopulationen bei.
(www.fuechse.info/artikel_texte/Literaturzusammenfassungen_Fuchs.pdf)
In unserem Nachbarland Luxemburg ist die Fuchsjagd seit 2015 verboten
In Luxemburg ist die Jagd auf Füchse seit 2015 verboten. Damit liefert unser Nachbarland den praktischen Beweis dafür, wie unnötig das massenhafte Töten von Füchsen ist - auch in der modernen Kulturlandschaft: Weder hat die Zahl der Füchse zugenommen noch gibt es Probleme mit Tollwut. Die Verbreitung des Fuchsbandwurms geht sogar zurück.
»Es gibt keinen Grund für ein Aufheben des Fuchsjagdverbotes«, erklärte Umweltministerin Carole Dieschbourg fünf Jahre nach der Einführung. Auf eine parlamentarische Anfrage, ob das Jagdverbot negative Folgen für die Biodiversität habe, antwortete die luxemburgische Umweltministerin: »Es gibt keine wissenschaftlichen Nachweise dafür, dass das Fuchsjagdverbot für den Rückgang gewisser Vogelarten, insbesondere Wiesen- und Bodenbrütern, verantwortlich ist.« Dass diese Bodenbrüter verschwunden sind, sei auf die Zerstörung des Lebensraumes und den damit einhergehenden Insektenverlust als Futterquelle zurückzuführen. Arten wie die Bachstelze würden dort wieder auftauchen, wo Flächen nicht gedüngt und nicht entwässert werden, so die Ministerin. Die Ursachen für den Rückgang der Biodiversität seien die Zerstörung, Verarmung und Zerschneidung von natürlichen Lebensräumen durch Einsatz von Pestiziden und Dünger, das Trockenlegen von Feuchtgebieten, das Zerstören von natürlichen Strukturen in der Landschaft sowie die intensive Bebauung. (Fuchsjagd bleibt verboten. Luxemburger Wort, 16.7.2020).
Jägerprognosen widerlegt: Weder Massenvermehrung noch Wildseuchen
Als das Fuchsjagdverbot in Luxemburg 2015 zum ersten Mal verkündet wurde, malte der Jagdverband in öffentlichen Stellungnahmen Schreckensszenarien einer Massenvermehrung der Füchse und von Wildseuchen an die Wand. Dies ist alles nicht eingetreten.
Ein Blick auf langjährig fuchsjagdfreie Gebiete zeigt, dass das Jagdverbot auch weiterhin keineswegs das ökologische Gleichgewicht aus den Angeln hebt. Ob im Schweizer Kanton Genf (jagdfrei seit 1974), jagdfreien Zonen in Nationalparks wie Berchtesgaden und Bayerischer Wald oder fuchsjagdfreien Regionen in ganz Europa: Überall dort hat weder eine Massenvermehrung von Füchsen stattgefunden noch hat die Häufigkeit von Wildseuchen zugenommen.