Tiere aus der industriellen Massenhaltung enden millionenfach in »Tierkörperbeseitigungsanlagen«

Wussten Sie, dass eine erschreckend hohe Zahl von Tieren aus industriellen Massenhaltung nicht im Schlachthof getötet wird? Zahllose Tiere enden in »Verarbeitungsbetrieben Tierischer Nebenprodukte« (VTN): vor allem kranke Tiere, deren Fleisch nicht für den menschlichen Konsum verarbeitet werden kann. Studien, die tote Tiere in solchen Tierkörperbeseitigungs­anlagen untersuchten, zeigen: Schweine, Rinder und andere Tiere aus Agrarbetrieben litten vor ihrem Tod an Verletzungen und Krankheiten oder wurden fehlerhaft notgetötet.

Der »Ausschuss« von Tieren, welche die Haltungs­bedingungen nicht überleben, beträgt bis zu 20 Prozent- und ist in der industriellen Tierhaltung einkalkuliert.

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Mülltonne einer Ferkelzucht.

Bild: PETA.de

In »Tierkörperbeseitigungsanlagen« landen Tiere, die noch vor der Schlachtung sterben

Tierkörperbeseitigungsanlagen sind Sammelstellen für Tierkörper, Tierkörperteile und Schlachtabfälle. »Einen Großteil des zu beseitigenden Materials machen die Körper verendeter oder aus gesundheitlichen Gründen getöteter landwirtschaftlicher Nutztiere (Vieh) sowie Schlachtabfälle aus«, so das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie von Rheinland-Pfalz. [1]

In Tierkörperbeseitigungsanlagen landen Millionen Tiere aus der industriellen Tierhaltung, aber auch von Bio-Höfen, die bereits vor ihrer Tötung im Schlachthof, sterben - oft an den Folgen von Stress und Krankheiten. [2] Auslöser sind häufig katastrophale Haltungsbedingungen und Qualzucht für die Produktion von immer mehr Fleisch, Eiern und Milch.

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Hühner-Kadavertonne einer Eier-Produktion.

Bild: PETA.de

Lebendes Ferkel in Mülltonne entsorgt

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Spazierende Personen hörten Geräusche, die aus der Mülltonne eines Schweinebetriebes kamen. Als sie den Container öffneten, trauten sie ihren Augen kaum: In einer Plastiktüte lag ein lebendes Ferkel - entsorgt, weil das kleine Lebewesen für den Betrieb nutzlos war.


»Der entsetzte Zeuge beschrieb uns aufgewühlt, was er erlebt hatte«, berichtet Lisa Kainz, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA Deutschland. »Wir informierten umgehend das Veterinäramt, das noch am gleichen Tag eine Kontrolle durchführte. Dank des engagierten Informanten konnten wir diese abscheuliche Tat aufdecken und Strafanzeige erstatten. Für das Ferkel kam leider jede Hilfe zu spät.«


Die Agrarwissenschaftlerin weiß: Überall, wo Schweine für die Fleischindustrie gezüchtet werden, gehören Misshandlungen zum täglichen Geschäft. »Wir können nicht darauf warten, dass aufmerksame Menschen an jedem einzelnen tierhaltenden Betrieb vorbeikommen und uns von PETA Informationen und Beweise für die Tierquälerei liefern, damit wir die Verantwortlichen anzeigen können«, sagt Lisa Kainz. »Es wird Zeit, dass die Politik endlich

handelt.« peta.de/neuigkeiten/ferkel-muelltonne/

Über 13 Millionen Schweine enden jedes Jahr in Tierkörperbeseitigungsanlagen

Die Tierärztliche Hochschule Hannover veröffentlichte eine Studie, in der ein Teil der etwa 13,6 Millionen Schweine untersucht wurde, die im Jahr 2017 in deutschen Zucht- und Mastanlagen sterben oder getötet werden. Das Ergebnis: 13,2 % »Mastschweine« und 11,6 % der »Zuchtschweine« wiesen Befunde auf, »bei denen davon auszugehen war, dass sie mit länger anhaltenden erheblichen Schmerzen und/oder Leiden verbunden waren«. Dazu gehörten eitrige Gelenkentzündungen, Entzündungen der Zehen, Geschwüre und Bissverletzungen an Schwanz und Ohren.

Hinzu kommen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz aufgrund mangelhafter Betäubung oder »nicht fachgerechter« Tötung noch vor der Schlachtung: Bei mehr als 60 % der untersuchten Tiere, die Anzeichen einer Tötung aufwiesen, wurden Mängel in der Durchführung festgestellt. [3,4]

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Schweinezucht: Diese Tiere enden in »Tierkörperbeseitigungsanlagen«.

Bild: PETA.de

Rund 600.000 Rinder aus Milchbetrieben und Mastbetrieben enden jedes Jahr in Tierkörperbeseitigungsanlagen

Aus der Antwort der Landesregierung von Brandenburg auf eine Kleine Anfrage der Grünen geht hervor, dass im Jahr 2016 insgesamt 579.111 Rinder ohne konkret erfassten Grund in Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt wurden. Aus dieser Zahl lässt sich somit ableiten, dass von den über 11 Millionen in Deutschland gehaltenen Rindern rund 14 % bereits in den Milch- und Fleischbetrieben sterben. [5]

Allein in Bayern sind 2021 mit einer Zahl von fast einer Million Schweinen und rund 220.000 Rindern ein Fünftel der Tiere in den Betrieben schon vor der Schlachtung gestorben. [2]

Eine 2022 veröffentliche veterinärwissenschaftliche Studie der Ludwig-MaximilIans-Universität München zeigt, dass Rinder, die in Tierkörper­beseitigungsanlagen entsorgt wurden, oft eine lange Leidenszeit hinter sich hatten. So wurde bei 83,6 % der untersuchten Tiere mindestens eine Auffälligkeit am Tierkörper festgestellt - teils mit hoher Tierschutzrelevanz. Vor allem handelte es sich um Geschwüre, Wunden, Beinverletzungen und schmerzhafte Klauenveränderungen. [6]

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Diese Milchkuh landet in einer Tierkörperbeseitigungsanlage. Hinweise auf Tierschutzverstöße werden damit vernichtet.

Bild: PETA.de

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Auch diese Milchkuh hat die Haltungs­bedingungen nicht überleben - sie endet in einer Tierkörperbeseitigungsanlage.

Bild: PETA.de

Kaum Kontrollen und unzureichende Gesetze

»Trotz vergleichbarer Ergebnisse früherer Untersuchungen finden in Deutschland keinerlei systematische amtliche Kontrollen statt«, so das Fazit der veterinär­wissenschaftlichen Studie der Ludwig-MaximilIans-Universität. »Die Möglichkeit, Tierschutzverstöße durch regelmäßige Kontrollen in VTN (Tierkörper­beseitigungsanlagen) zu ahnden nicht wahrzunehmen, obwohl die Zustände längstens bekannt sind, stellt eine Vernachlässigung der staatlichen Schutzpflicht dar, steht im Widerspruch zum Staatsziel Tierschutz und kann weder von verantwortungsbewussten Landwirten und Tierärzten noch von Verbrauchern toleriert werden.« Es sei daher dringend notwendig, regelmäßige Untersuchungen in Tierkörper­beseitigungsanlagen einzuführen. [6]

Mit der Vernichtung der Tierkörper in den Anlagen werden alle Hinweise auf Tierschutzverstöße beseitigt. Zudem erfolgt kaum eine Überwachung in der Massentierhaltung, da Veterinärämter oftmals keine Kontrollen durchführen oder solche Kontrollen versagen. Die Leidtragenden sind die Millionen Tiere, die für den menschlichen Konsum von Milch, Fleisch und Eiern ein nicht artgemäßes Leben voller Leid, Schmerzen und Entbehrungen führen müssen.

Was Sie tun können

Nutzen Sie Ihre Macht als Verbraucherin und Verbraucher nach dem Motto: »Dein Kassenbon ist ein Stimmzettel«! Sie haben bei jedem Einkauf und bei jeder Bestellung im Restaurant die Wahl, sich für die tierfreundliche, also vegane Variante zu entscheiden. Das ist aktiver Tierschutz und aktiver Umwelt- und Klimaschutz!

Informationen über Tierkörperbeseitigungsanlagen:

peta.de/themen/tierkoerperbeseitigungsanlagen/



Tipps zum Start in eine tierfreundliche Lebensweise:

www.veganstart.de

Quellen:

[1] Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie von Rheinland-Pfalz: Tierkörperbeseitigung.
https://mkuem.rlp.de/themen/tiere-und-tierwohl/tierkoerperbeseitigung

[2] Umweltministerium: 20 Prozent der Kühe und Schweine verenden vor Schlachtung. ZEIT ONLINE, 4.6.2022.

[3] Deutscher Bundestag: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes – Tierschutzkontrollen an Tierkörpern, Drucksache 19/29630, 12.05.2021.
https://dserver.bundestag.de/btd/19/296/1929630.pdf

[4] Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover: Untersuchungen an verendeten/getöteten Schweinen in den Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte. 16.11.2017
https://www.tiho-hannover.de/universitaet/aktuelles-veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detail/untersuchungen-an-verendeten-getoeteten-schweinen-in-verarbeitungsbetrieben-fuer-tierische-nebenprodukte

[5] Landtag Brandenburg, Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 06.05.2019: Tierkörper­beseitigung und Tierschutz.

[6] Erfassung und Beurteilung tierschutzrelevanter Auffälligkeiten bei Rindern in einem Verarbeitungsbetrieb tierischer Nebenprodukte in Süddeutschland. vetline.de, 10.3.2022. DOI: 10.2376/1439-0299-2021-20