Trophäenjagd: 35 Prominente appellieren an die Bundesregierung

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In einer aktuellen repräsentativen Umfrage

In einer aktuellen repräsentativen Umfrage

sprechen sich 89 % der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland aus. · Bild: Okyela · Shutterstock.com

In einem aufrüttelnden Offenen Brief appellieren 35 Prominente an Bundesumweltministerin Steffi Lemke, umgehend die Einfuhr von Jagdtrophäen bedrohter und geschützter Tierarten nach Deutschland zu unterbinden. Von 2016 bis 2022 verzeichnete das Bundesamt für Naturschutz 4.242 Importvorgänge von Jagdtrophäen geschützter Arten. Allein 2022 wurden 463 Einfuhren registriert, darunter 24 Elefanten, 16 Leoparden, 139 Zebras, 35 Giraffen, 9 Löwen und 3 Breitmaulnashörner.

»Wir sind schockiert, dass Trophäenjäger*innen Eisbären, Elefanten, Nashörner, Löwen, Leoparden und Tiere vieler weiterer bedrohter und geschützter Arten, um deren Überleben Ranger und Artenschutzorganisationen Tag für Tag kämpfen, noch immer abschießen und ihre Trophäen als blutiges Souvenir nach Deutschland einführen dürfen«, so die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus Gesellschaft und Wissenschaft, zu denen Prominente wie Maria Furtwängler, Katja Riemann, Hannes Jaenicke, Guido Maria Kretschmer, Sky du Mont, Olivia Jones, Atze Schröder, Ralf Moeller, Thomas D, Wolfgang Joop, Ranga Yogeshwar, Dr. Mark Benecke, Prof. Dr. Klaus Bosselmann, Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer, Dr. Karsten Brensing, Prof. Dr. Josef H. Reichholf und Dr. Jane Goodall zählen.

Auf Jagdmessen

Auf Jagdmessen

bieten Jagdagenturen den Abschuss von Löwen, Elefanten, Giraffen, Nashörnern, Leoparden und vielen weiteren bedrohten Tierarten an. Von 2016 bis 2022 verzeichnete das Bundes­amt für Natur­schutz 4.242 Importe von Jagdtrophäen geschützter Arten. · Bild: RespekTiere.at

Die Schauspielerin und »Tatort«-Kommissarin Maria Furtwängler fordert gemeinsam mit 34 weiteren Prominenten aus Gesellschaft und Wissenschaft die Deutsche Bundesregierung auf: »Ignorieren Sie nicht länger das Artensterben - Stoppen Sie Importe von Jagdtrophäen!«
Bild: Markus Wissmann · Shutterstock.com

»Exotische Jagdtrophäen sind ein Anachronismus und Ausdruck einer völlig überholten Kultur«,

»Exotische Jagdtrophäen sind ein Anachronismus und Ausdruck einer völlig überholten Kultur«, so der bekannte TV-Moderator und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. »Angesichts des massiven Artensterbens sollten wir einen eindeutigen Schlussstrich ziehen. Es ist an der Zeit, Frieden zu schließen mit der Natur.«
Bild: Markus Wissmann · Shutterstock.com

Schauspieler und Umweltschützer Hannes Jaenicke unterstützt die Forderung nach einem Importverbot für Trophäen.

Bild: WDR Annika Fusswinkel

Der Zoologe und Ökologe Prof. Dr. Josef H. Reichholf, einer der prominentesten Naturwissenschaftler Deutschlands, schließt sich ebenfalls dem Appell an die Bundesregierung an.

Bild: Peter-Andreas Hassiepen

Auch Verhaltensforscherin und UN-Friedensbotschafterin Dr. Jane Goodall hat den Offenen Appell an die Deutsche Bundesregierung unterschrieben: »Wie nur konnten wir diese kranke Trophäenjagd, dieses Schein-Image des großen weißen Jägers, so lange Zeit zulassen? Und wie schnell könnten wir dies beenden!«

Bild: DFree · Shutterstock.com

Offener Appell von Prominenten

»Es ist uns unbegreiflich, dass Deutschland, als angeblicher Vorreiter im Tier- und Artenschutz, nach den USA der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen und damit Spitzenreiter in der EU ist«, schreiben die 35 Prominenten in ihrem Offenen Brief. »Ebenso entsetzt sind wir darüber, dass die in Dortmund stattfindende größte europäische Jagdmesse eine zentrale Vermarktungsplattform für Jagdagenturen ist, die vom Aussterben bedrohte und geschützte Arten zum Abschuss anbieten - und das ganz legal. Selbst Jagdmethoden, die in Deutschland aus Gründen des Tierschutzes verboten sind, wie die Jagd mit Pfeil und Bogen, werden dort verkauft. Auch der berühmte Löwe Cecil wurde von Trophäenjägern mit einem Pfeil angeschossen und litt verletzt zehn qualvolle Stunden, bevor er schließlich getötet wurde.

Cecils Geschichte ist kein trauriger Einzelfall, sondern grausamer Alltag in der Welt des blutigen Trophäenjagd-Geschäfts. Sein sinnloser Tod sorgte 2015 weltweit für Empörung - doch in Deutschland hat sich bislang nichts geändert. In mehreren europäischen Ländern hingegen gelten bereits Einfuhrverbote für Jagdtrophäen, andere arbeiten bereits an entsprechenden Initiativen. Auch das Europäische Parlament forderte kürzlich ein EU-weites Einfuhrverbot für Jagdtrophäen geschützter Arten. Es ist höchste Zeit, zu handeln! Dies erwartet auch die Bevölkerung in Deutschland, die zu fast 90 Prozent die Einfuhr von Jagdtrophäen ablehnt.

Denn Trophäenjagd gehört zu den schlimmsten Formen der Ausbeutung von Wildtieren. Sie ist sowohl aus ethischer als auch ökologischer Sicht unverzeihlich. Wir sind der absoluten Überzeugung, dass ein Geschäftsmodell, das auf dem Töten von Tieren zum Spaß und aus Statusgründen basiert, nicht mit den Anforderungen an einen nachhaltigen Tier- und Naturschutz vereinbar ist und den Werten und Normen unserer Gesellschaft widerspricht.

Wir fordern die Bundesregierung auf, endlich eine Vorreiter­rolle im Tier- und Artenschutz einzunehmen und den Import von Jagdtrophäen zumindest aller geschützten und bedrohten Arten sowie den Verkauf von Jagdreisen umgehend zu stoppen!«

Stimmen von Prominenten, die den Offenen Brief für ein Importverbot von Jagdtrophäen unterzeichnet haben:

»Stellen wir uns vor: eine Welt, in der die Natur nur noch in klimatisierten Museen vorkommt und Tiere ausschließlich geköpft an Wohnzimmerwänden vorzufinden sind. Anscheinend kann man das Töten von Tieren nicht verbieten, sondern nur die Einfuhr von Jagdtrophäen. Das versuchen wir hiermit, damit man aufhört, die Schönheit und Zukunft umzubringen.«

Katja Riemann, Schauspielerin, Sängerin und Autorin

»Jeden Tag setzen Ranger ihr Leben aufs Spiel, um bedrohte Tiere zu schützen. Und wir lassen zu, dass ein paar wenige Privilegierte gegen Geld diese Tiere für ihr blutiges Privat­vergnügen abschießen. Das ist untragbar.«

Sky du Mont, Schauspieler, Synchronsprecher und Autor

»Abgesehen davon, dass das gesamte Jagdgeschehen schädlicher anachronistischer Unsinn ist, besteht der Kick für den Trophäenjäger darin, möglichst seltene, außergewöhnliche Tiere zu töten und mit nach Hause zu bringen. Dadurch werden sämtliche Artenschutzabkommen torpediert! Der einzige Weg, solche Rechtsbrüche einzudämmen, ist ein konsequentes Trophäeneinfuhrverbot!«

Marita Marschall, Schauspielerin

»Wir leben im größten Artensterben, seit es Menschen auf der Erde gibt, deswegen - und auch überhaupt - ist die Freude an dem, was lebt, die schönste und erfüllendste Freude. Dazu genügt ein Fernglas.«

Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe, Autor

»Mord an Wildtieren ist kein Hobby! Die Trophäenjagd muss endlich abgeschafft und strafbar gemacht werden.«

Ruth Moschner, Moderatorin und Autorin

Trophäenjagd in Südafrika

Trophäenjagd in Südafrika

Bild: peta.de/aktiv/trophaeenjagd-petition/

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung lehnt Einfuhr von Jagdtrophäen ab - Tierschutzorganisationen appellieren an Bundesregierung


Begleitend zu dem Offenen Brief der 35 Prominenten appellieren 20 Tier- und Artenschutzorganisationen - angeführt von der Tierrechtsorganisation PETA und von Pro Wildlife - an die Bundesregierung, keine Genehmigungen mehr für den Import von Jagdtrophäen zu erteilen sowie den Verkauf und die Bewerbung von Jagdreisen zu untersagen.


Unterstützer sind unter anderem:

Deutscher Tierschutzbund
Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht
Menschen für Tierrechte
Stiftung für das Tier im Recht
SAVE Wildlife Conservation Fund
Wildtierschutz Deutschland
Rettet den Regenwald
Humane Society International
Jane Goodall Institut.

»Es herrscht eine große vehemente Ablehnung in der Bevölkerung bezüglich dieser grausamen Praxis, die maßgeblich zum Rückgang bedrohter Arten, wie Elefant, Leopard und Löwe beiträgt und sowohl ein immenses Tier- als auch Artenschutz­problem darstellt, und absolutes Unverständnis gegenüber der Untätigkeit der Politik. Dabei ist konsequentes Handeln überfällig!«, betont Dr. Mona Schweizer von Pro Wildlife.

Peter Höffken, Fachreferent bei PETA, ergänzt: »Trophäenjagd ist nichts weiter als ein abscheulicher Zeitvertreib reicher, abgestumpfter Menschen, die mehr Geld als Moral besitzen. Bundesministerin Steffi Lemke hat sich zu Oppositionszeiten nachdrücklich gegen die Trophäenjagd ausgesprochen. Wir erwarten nun von ihr, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lässt und die Importe stoppt.«


Deutschland bleibt untätig, während andere Länder handeln

Andere europäische Länder haben schon Konsequenzen gezogen oder planen, dies zu tun: In Frankreich ist die Einfuhr von Löwentrophäen untersagt, in den Niederlanden gilt sogar ein Importverbot für Jagdtrophäen von über 200 Arten, in Finnland tritt ein Importverbot für besonders geschützte Arten dieses Jahr in Kraft, und auch in Großbritannien wird ein Gesetz mit umfassenden Einfuhrbeschränkungen auf den Weg gebracht. Das Europäische Parlament forderte 2022 ein Importverbot von Jagdtrophäen geschützter Arten. Nur in Deutschland bleibt man bisher untätig.

»Canned Hunting« in Südafrika: Abschuss von halbzahmen Löwen in Gehegen.

»Canned Hunting« in Südafrika: Abschuss von halbzahmen Löwen in Gehegen.

Bild: peta.de/aktiv/trophaeenjagd-petition/

Gehetzt, getötet und verstümmelt

Die Trophäenjagd ist eine besonders grausame Freizeit­beschäftigung: Auf der Suche nach dem besonderen Nervenkitzel reisen Hobbyjäger in ferne Länder, um exotische und seltene Tiere zu töten. Auch Tausende deutsche Hobbyjäger reisen jährlich ins Ausland, um auf Großwildjagd zu gehen.

Die Anbieter von Jagdreisen lassen den Kunden dabei keine Wünsche offen, denn selbst Abschussgenehmigungen für gefährdete Arten wie Elefanten, Nashörner, Löwen oder Eisbären können für viel Geld erworben werden.

In Südafrika werden Löwen zu Tausenden auf Farmen als Touristenattraktion gezüchtet und dann Trophäenjägern in Gehegen auf dem Silbertablett präsentiert (»Canned Hunting«). Die Jagdtouristen geben unglaublich hohe Summen für eine derartige Jagdreise mit 100-prozentiger Abschuss­garantie aus.

Nach dem Trophäenfoto, auf dem sich die Jäger stolz mit den toten Körpern der Tiere präsentieren, wird den Tieren der Kopf abgetrennt oder das Fell abgezogen, sodass die Jäger ihre Jagdtrophäe mit nach Hause nehmen können.

Elefanten, Löwen, Nashörner, Leoparden:

Dramatischer Rückgang durch legale Torphäenjagd



Trophäensammler begehren die stärksten und schönsten Tiere. Gerade diese Tiere sind aber für die Arterhaltung am wichtigsten, da sie in der Regel für Nachkommen und das Überleben einer Art sorgen.

Die Zahl der Afrikanischen Elefanten, Löwen, Nashörner oder Leoparden geht in den letzten Jahren dramatisch zurück. Aus einer wissenschaftlichen Studie über die Jagd auf Löwen in Tansania geht hervor, dass die legale Trophäenjagd der Hauptfaktor für den deutlichen Rückgang der Wildtiere ist.

Was Sie tun können

Sie können sich der Forderung für ein Importverbot von Jagdtrophäen nach Deutschland anschließen. Unterschreiben Sie die Online-Petition an das Bundesamt für Naturschutz!

Machen Sie mit: Petition gegen Trophäenjagd

peta.de/aktiv/trophaeenjagd-petition/

Quellen:

· OFFENER APPELL AN DIE BUNDESREGIERUNG: Ignorieren Sie nicht länger das Artensterben – Stoppen Sie Importe von Jagdtrophäen
peta.de/wp-content/uploads/2023/05/Appell-Prominente-Bundesregierung-Trophaeenjagd.pdf

· Pressemitteilung: 35 Prominente appellieren an Bundesumweltministerin Lemke: Stoppen Sie die Trophäenimporte! PETA, 25.5.2023
peta.de/neuigkeiten/prominente-brief-trophaenjagd/

· Trophäenjagd: Wenn Jäger reisen, um legal geschützte Tiere zu töten.
peta.de/themen/trophaeenjagd/