Ei, Fleisch: Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems
Es geht um mehr als Cholesterin und gesättigtes Fett: Im Darm entstehen giftige Stoffwechselprodukte
Viele Menschen bekommen im Laufe ihres Lebens von ihrem Arzt gesagt, dass sie Cholesterin und gesättigte Fette reduzieren sollen, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen und den erhöhten Blutdruck zu senken. Cholesterin und gesättigte Fette kommen fast nur in tierischen Produkten vor: in Fleisch, Eiern, Käse und Butter. Pflanzliche Fette aus Nüssen und Ölsamen dagegen gelten als besonders gesundheitsfördernd. Eine Studie von Forschern des Schlaganfallprävention- und Atherosklerose-Forschungszentrums in Ontario, Kanada, die im renommierten Journal of the American Heart Association veröffentlicht wurde, zeigt: Es geht bei Fleisch und Eiern um mehr als nur Cholesterin und gesättigtes Fett. Es geht auch um toxische Metaboliten (giftige Stoffwechselprodukte), die vom Darmmikrobiom produziert werden.
Eier: Erhöhte TMAO-Werte verursachen atherosklerotische Gefäßerkrankungen und Typ-2-Diabetes
Bei Eiern ist das Eigelb das Problem: Neben dem sehr hohen Cholesteringehalt (237 mg in einem 63 Gramm-Ei = fast so viel wie in einem Rindfleischburger) enthält es viel Phosphatidylcholin. Dies wird von den Darmbakterien in Trimethylamin umgewandelt und in der Leber zu Trimethylamin-N-oxid (TMAO) oxidiert, was als Verursacher von Atherosklerose gilt, also der krankhaften Verhärtung von Blutgefäßen durch die Ansetzung von Plaque. TMAO gilt in der aktuellen Forschung als Risiko- und Prognose marker bei atherosklerotischen Gefäßerkrankungen. So zeigte eine Studie, dass bei Patienten, die zur Koronarkatheterisierung an die Cleveland Clinic überwiesen wurden, das Risiko für Schlaganfall, Myokard infarkt oder Gefäßtod mit hohem TMAO-Spiegel um das 2,5-fache erhöht war.
Eier erhöhen zudem das Risiko für Typ-2-Diabetes mellitus. Ein Anstieg des Risikos für Typ-2-Diabetes mellitus durch Ei-Konsum wurde in mehreren kürzlich durchgeführten Metaanalysen bestätigt: Die TMAO-Spiegel sinken bereits innerhalb eines Monats erheblich, wenn in der Ernährung auf Eier und Rotes Fleisch verzichtet wird. Dies könne ein Grund sein, warum das kardiovaskuläre Risiko bei pflanzlicher Ernährung verringert wird, vermuten die Forscher.
Fleischkonsum und toxische Metaboliten des Darmmikrobioms
Rotes Fleisch enthält viel Carnitin, das ebenfalls für die Bildung von TMAO verantwortlich ist. Erhöhte TMAO-Werte sind nicht nur Risiko- und Prognosemarker für atherosklerotische Gefäßerkrankungen. Bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion beschleunigen hohe TMAO-Werte zudem den Rückgang der Nierenfunktion und erhöhen die Mortalität.
Darüber hinaus werden durch Fleischkonsum andere toxische Metaboliten des Darmmikrobioms hergestellt, wie p-Cresylsulfat, Hippursäure, Indoxylsulfat, p-Cresylglucuronid, Phenylacetylglutamin und Phenylsulfat.
Bei Patienten, die wegen schwerer Niereninsuffizienz zur Dialyse müssen, zeigen Blutspiegel einiger dieser giftigen Stoffwechselprodukte (Metaboliten), die 50- bis 100-fach höher sind als bei Menschen mit guter Nierenfunktion.
Diese giftigen Stoffwechselprodukte im Darm erhöhen die Gefäßverkalkung und Sterblichkeit bei chronischen Nierenerkrankungen.
Eier und Fleisch vermeiden zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Eigelb und Rotes Fleisch sollten vermieden und die Fleischaufnahme begrenzt werden, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen vorzubeugen. Aufgrund der Wechselwirkung der Nierenfunktion mit toxischen Metaboliten des Darmmikrobioms sind Eigelb und Fleisch besonders schädlich bei älteren Menschen sowie bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion.
Außerdem habe eine kürzlich durchgeführte Studie starke Beweise dafür geliefert, dass eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten das Risiko für Diabetes mellitus senkt, so die Forscher um Professor Spence von der University of Western Ontario.
Die Forscher weisen auf einen weiteren Zusammenhang hin: Eine stärker pflanzliche Ernährung würde auch die Nach haltigkeit der Nahrungsquellen verbessern und die Umweltbelastung durch eine fleischbasierte Ernährung verringern.
Quelle: J. David Spence, Korbua (Kristie) Srichaikul, David J. A. Jenkins: Cardiovascular Harm From Egg Yolk and Meat: More Than Just Cholesterol and Saturated Fat. Journal of the American Heart Association, 15.3.2021
https://doi.org/10.1161/JAHA.120.017066