Jeder Vogel zählt
Grundlagenerhebung für den Vogelschutz
Vogelschützer schlagen Alarm: Einst fast allgegen wärtige Vogelarten wie Kiebitz und Feldlerche sind selten geworden. Vor allem in der Agrarlandschaft sind Vögel insbesondere im zurückliegenden Jahrzehnt stark zurückgegangen und lokal bereits aus der Landschaft verschwunden. Doch wie steht es allgemein um die Vogelwelt in Deutschland?
Um diese Frage zu beantworten, wurden die Veränderungen der Verbreitung und Häufigkeit aller in Deutschland brütenden Vogelarten erstmals in einem umfassenden Werk zusammengestellt: dem Atlas Deutscher Brutvogelarten , herausgegeben von der der Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten. Das Buch ist mehr als beeindruckend: 800 Seiten stark und 3,5 Kilo schwer beinhaltet es eine unglaubliche Fülle an Informationen. Durch den übersichtlichen Aufbau ist es sowohl für eingehende Studien als auch schnelles Nachschlagewerk geeignet.
Der Atlas Deutscher Brutvogelarten ist ein Grundlagenwerk für den nachhaltigen Natur- und Vogelschutz - und das Ergebnis des wohl größten jemals in Deutschland durchgeführten Kartiervorhabens, für das über 4000 Vogelkundler in mehr als 400.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit Daten erhoben haben.
Die Ergebnisse der Vogelzählung
In Deutschland brüten 280 Vogelarten, davon regelmäßig 248 einheimische Arten. Der Rest verteilt sich auf unregelmäßig brütende oder gebietsfremde Vogelarten. Insgesamt brüten in Deutschland aktuell 70 bis 100 Millionen Vogelpaare.
Die mit Abstand häufigsten Arten sind Buchfink und Amsel mit jeweils über acht Millionen Paaren, gefolgt von der Kohlmeise mit mehr als fünf Millionen Paaren. Zusammen mit 19 weiteren Arten, deren Bestände über eine Million Paare erreichen, machen sie 80 Prozent aller in Deutschland brütenden Vögel aus.
Etwa 100 Vogelarten brüten auf weniger als zehn Prozent der Landesfläche. Davon sind viele Arten stark gefährdet, wie der Goldregenpfeifer, der Seggenrohrsänger oder der Rotkopfwürger, deren Bestände sehr stark abgenommen haben.
Jede dritte Brutvogelart geht im Bestand zurück
Jede dritte bei uns brütende Vogelart geht in ihrem Bestand zurück. Die stärkste Bestandsabnahme seit Mitte der 1980er Jahre ist beim Rebhuhn zu beklagen, die größten Arealverluste verkraften müssen die Haubenlerche und die Bekassine. Doch auch bislang häufige und weit verbreitete Arten gehen - weitgehend unbemerkt - im Bestand zurück.
Offenkundig ist, dass viele Arten der Agrarlandschaft weite Bereiche des noch in den 1980er- Jahren besiedelten Brutareals geräumt haben , so Bernd Hälterlein, Vorsitzender des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten. Dies betrifft vor allem Vogelarten des Feuchtgrünlandes, aber auch das industriell bewirtschaftete Ackerland bietet kaum noch Lebensraum. Uferschnepfe und Wiesenpieper haben bereits viele Brutgebiete aufgegeben - aufgrund Entwässerung, Grünlandumbruch und der Intensivierung der Grünlandnutzung. Die Zahl vieler auf dem Boden brütenden Feldvögel, wie Kiebitz, Feldlerche, Feldsperling und Rebhuhn, ist vor allem im zurückliegenden Jahrzehnt stark zurückgegangen. Regional oder lokal sind auch diese Arten bereits aus der Landschaft verschwunden.
Gleichermaßen beeindruckend wie alarmierend ist die Erkenntnis, wie sensibel Vogelarten auf Veränderungen in ihren Brutlebensräumen reagieren können , stellt Dr. Kai Gedeon, Vorsitzender der Stiftung Vogelwelt, fest.
Dramatischer Verlust an Artenvielfalt
Vogelschützer warnen vor einem dramatischen Verlust an Artenvielfalt, der weit über das Verschwinden einzelner Vogelarten hinausgehe.
Vogelarten sind ausgezeichnete Indikatoren, mit deren Hilfe sich stellvertretend die Entwicklung der Artenvielfalt und die Landschaftsqualität messen lassen. Geht es ihnen schlecht, so sind auch viele andere Tiergruppen betroffen , erklärt Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. Sie fordert mehr Weitblick bei der Nutzung unserer natürlichen Ressourcen ein: Die aktuellen Befunde verpflichten uns - abseits dringend notwendiger Analysen - dazu, nun auch Taten folgen zu lassen, um den Erhaltungszustand unserer Vogelwelt deutlich zu verbessern. Der Atlas Deutscher Brutvogelarten bietet hierfür belastbare Informationen und ausgezeichnete Argumentationshilfen.
Wir gehen davon aus, dass dieses Werk für jeden Natur- und Tierfreund eine interessante Informationsquelle darstellt , so Christopher König vom Dachverband Deutscher Avifaunisten gegenüber Freiheit für Tiere .
Im Atlas Deutscher Brutvogelarten werden Verbreitung, Häufigkeit und Bestandsentwicklung aller 280 Brutvogelarten Deutschlands in Großformat dargestellt und interpretiert: mit Karten zum Vorkommen in Deutschland und der Welt, farbigen Aquarellen und erläuterndem Text.
Atlas Deutscher Brutvogelarten
Herausgegeben von der Stiftung Vogelwelt Deutschland und dem Dachverband Deutscher Avifaunisten
Gebunden, ca. 800 Seiten Format ca. 24,5 x 32,5 cm
Gewicht ca. 3,5 kg durchgehend 4-farbig,
ISBN-13: 978-3981554335
Preis: 98,00 Euro
Online bestellen unter: www.dda-web.de