Kinder brauchen Hunde!
Buchvorstellung von Julia Brunke, Redaktion FREIHEIT FÜR TIERE
»Ich hätte so gerne einen Hund!« Diesen Wunsch haben zwei Drittel aller Eltern schon gehört. Das restliche Drittel lebt bereits mit einem vierbeinigen Familienmitglied. Tatsächlich spricht viel dafür, diesem Wunsch zu entsprechen, denn Hunde tun Kindern nachweislich gut: Wussten Sie, dass Kinder, die mit Hunden aufwachsen, wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge gesünder, weniger schüchtern, ausgeglichener und beliebter sind? Sie können besser mit Stress umgehen und sind empathischer als ihre hundelosen Altersgenossen. Außerdem lernen sie leichter und sprechen schöner. Der Biologe und Hundeexperte Jochen Stadler erklärt in seinem neuen Buch »Kind braucht Hund«, wie das Zusammenleben von Hund und Kind wirklich gelingt. Er gibt wertvolle Tipps zur Erziehung des Hundes und zeigt, wie Kinder lernen, die Sprache der Hunde zu verstehen und wie sie auf einen fremden Hund zugehen sollen.
Ein junger Hund und ein kleines Kind, die ausgelassen miteinander im Garten herumtollen - genau diese Szenen haben Eltern im Kopf, wenn sie entscheiden, einen Welpen ins Haus und in die Familie zu holen. Doch damit dieses Wunschbild zur Realität wird, sollte man beim Heranwachsen des Hundes auf einiges gut achten, damit es später nicht zu unangenehmen oder sogar gefährlichen Überraschungen kommt. Vor allem die ersten Lebensmonate des jungen Hundes entscheiden darüber, ob aus Kind und Hund ein harmonisches Team wird.
»Damit die Beziehung funktioniert, sollten Hund und Kind einander gut verstehen und jeweils lernen, die Bedürfnisse des anderen zu respektieren«, so Jochen Stadler. »Leider ist dies nicht immer der Fall, und darum geschehen bisweilen Zwischenfälle, bei denen kleine Zweibeiner von Hunden teils schwer verletzt werden.« Deswegen sei es so wichtig, den jungen Hund gut zu sozialisieren und zu einem Menschen liebenden, ausgeglichenen und verlässlichen Partner zu erziehen.
»Kleinkinder wiederum wissen nicht von Geburt an, wie ein Hund tickt, was er mit seiner Mimik und Körpersprache sagen will, was ihm gefällt und was für ihn unangenehm ist«, gibt der Hundeexperte zu bedenken. Kinder müssen den Umgang mit Hunden lernen. Und auch dann, wenn man keinen Hund in der Familie hat, ist dies wichtig, denn Kindern begegnen fremden Hunden auf der Straße, bei Freunden oder im Urlaub. Ein Kind, das weiß, wie man mit Hunden umgeht, kann unangenehme Situationen vermeiden und angenehme auskosten.
Die »Symbiose« zwischen Mensch und Tier sei so alt wie die Menschheit selbst, so der Entwicklungspsychologe Erhard Olbrich und prägte dafür den Begriff »Biophilie« - Liebe zu Lebewesen. Diese Liebe zu Lebewesen ist bei Kindern oft noch stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen. »Egal welcher Kultur sie angehören und ob sie auf dem Land oder in der Stadt aufwachsen, sie ahmen gerne Tierlaute nach und benennen Tiere, denen sie im Bilderbuch, in der Natur oder auf der Straße begegnen«, erklärt Jochen Stadler. Tiernamen wie »Wau-Wau«, »Miau« und »Muh« gehören zu ihren ersten Worten.
Zu Hunden haben die Menschen seit Urzeiten ein ganz besonderes Verhältnis aufgebaut. »Die Beziehung zwischen ihnen ist zehntausende Jahre alt und in beiden Spezies genetisch verankert«, erfahren wir weiter. Schon in der prähistorischen Zeit sind Kinder mit Hunden oder Hauswölfen aufgewachsen.
Kinder - und natürlich auch Erwachsene - nehmen einen Hund als Individuum mit eigener Persönlichkeit wahr. Ein Hund ist Freund, Partner und Familienmitglied. »Forscher nennen dieses Phänomen, das Mitgefühl und Empathie ermöglicht, "Du-Evidenz"« , erklärt Jochen Stadler. Dafür brauche es keine gemeinsame Sprache, weil Hunde menschenähnliche emotionale und soziale Grundbedürfnisse haben. Ihre Ausdrucksweise und ihre Körpersprache sind teils sehr ähnlich wie die der Menschen und können daher mit ein bisschen Übung von ihnen verstanden werden. Deshalb funktioniert es also schon zwischen Kleinkindern und Hunden.
Hunde machen Kinder schlau, einfühlsam und beliebt
»Schon ein Säugling profitiert enorm von einem Familienhund«, erfahren wir in dem Buch »Kind braucht Hund«. Jochen Stadler verweist auf wissenschaftliche Untersuchungen, dass Babys aus Familien mit Hund bereits mit sechs bis zwölf Monaten grob- und feinmotorisch geschickter seien als jene aus einer hundelosen Familie. Und noch mehr: »Sie kommunizieren besser, haben höhere Problemlösungsfähigkeiten und eine schnelle soziale Entwicklung.«
Woran liegt das? Ein Zusammenleben mit einem Hund verbessert die nonverbalen Kommunikationsfähigkeiten eines Kindes mittels Körpersprache und Mimik und die Wahrnehmung für Gesichtsausdrücke und Nuancen in der Körpersprache. Denn um mit ihrem Hund zu kommunizieren und ihn zu verstehen, achten die Kinder genau auf die Körpersprache und das Verhalten des Hundes, erklärt Jochen Stadler. Die Kinder können dadurch nicht nur die nonverbale Kommunikation von Tieren besser lesen, sondern auch die von Menschen, so dass sie lernen, ihr Gegenüber genau zu beobachten und das Verhalten einzuschätzen.
Und: Hunde zeigen Kindern auch sehr deutlich, wie deren Verhalten bei ihnen ankommt: Die Reaktionen des Tieres sind immer offen und direkt. Dadurch erhalten die Zweibeiner eine authentische Rückmeldung. Das Kind bekommt also eine natürliche Bestätigung oder Korrektur seines sozialen Handelns - und zwar ganz ohne erhobenen Zeigefinger. »Wenn der Hund zum Beispiel flüchtet, weil das Kind beim Spielen zu grob oder zu wild ist, erfährt es, dass es ruhiger und sanfter sein muss, damit er nicht davonläuft«, so Jochen Stadler. »Reagiert das Tier dann positiv auf das veränderte Verhalten, fühlt sich das Kind in seinem Handeln bestätigt und wendet es vermehrt an.«
Dieses soziale Lernen hilft dem Kind natürlich auch im Umgang mit Menschen: Geschwistern, Spielkameraden, im Kindergarten und später in der Schule. Forschungen zeigen, dass Kinder, die mit Tieren aufwachsen, kooperativer und empathischer sind und sich besser in eine Gemeinschaft einfügen können.
Ein Hund in der Familie fördert außerdem den familiären Zusammenhalt: »Familien, die sich einen Hund angeschafft haben, machen mehr gemeinsame Spaziergänge, Wanderungen und Ausflüge«, schreibt Jochen Stadler.
Natürlich bringt ein Haustier auch viel Verantwortung mit sich. Hundepflege und Gassi gehen macht Kindern grundsätzlich Freude. Wenn Kindern Verantwortung für ein Tier übertragen wird, wächst nicht nur das Verantwortungsbewusstsein, sondern auch das Selbstbewusstsein. Das Kind erfährt Anerkennung von Erwachsenen und Gleichaltrigen.
Hunde unterstützen Kinder beim Lernen
Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass Hunde die Sprach- und Lesefähigkeiten von Kindern verbessern. Wie kommt das? Kinder unterhalten sich mit ihrem Hund, als würde er jedes Wort verstehen - und die Kinder sind dabei auch überzeugt, dass ihr Hund sie versteht! Schon Kleinkinder sprechen mit ihrem Hund und übernehmen Kommunikationsmuster, die sie sich von Erwachsenen abgeschaut haben, führt Jochen Stadler aus. »Sie erklären alles sehr deutlich, wiederholen wichtige Dinge mehrmals hintereinander und beschreiben sie möglichst einprägsam.« Dabei artikulieren sie klar und deutlich, was zu einer schönen Aussprache beiträgt.
Und so unglaublich es klingen mag: Hunde helfen Kindern auch beim Lesenlernen! Der österreichische Verhaltensforscher Prof. Dr. Kurt Kotrschal erklärt, dass Kinder konzentrierter sind, wenn der Hund bei den Hausaufgaben oder beim Lesen üben dabei ist. Kinder schneiden bei Leseverständnistests besser ab, wenn ein Hund im Raum ist, fand Prof. Kotrschal heraus. Viele Kinder lesen ihren Hunden vor - so verbessert sich die Leseflüssigkeit.
Weil die Hunde Kindern das Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit vermitteln, entspannen sie sich messbar in ihrer Gegenwart. Die Menge der Stresshormone im Blut verringert sich. Sogar wenn Kinder nur an ihren Hund denken, wird ihr Herzschlag ruhiger und gleichmäßiger, der Blutdruck sinkt.
In einer Untersuchung ließen Forscher mehrere Kinder laut vorlesen, einmal alleine, dann mit Hund. »Wenn der Hund dabei war, zeigten die Kinder viel weniger Stressmerkmale, also zum Beispiel einen nicht so stark erhöhten Blutdruck«, berichtet Jochen Stadler. Sogar die Stimme der Kinder wurde weicher. »Das alles sind körperliche Zeichen, dass die Kinder sich in der Nähe von Tieren sicherer und vertrauter fühlen.«
Hunde sind wichtig für die Seele der Kinder
»Fragt man Kinder, so sagen sie, dass Hunde einige Vorteile gegenüber Erwachsenen haben: Sie seien im Gegensatz zu diesen stets treu, anhänglich und immer für sie da. Man könne sich auf sie verlassen und werde von ihnen beschützt«, so Jochen Stadler.
Hunde sind Balsam für die Psyche: Kinder spüren, dass Hunde sie so lieben, wie sie sind. Sie müssen für die Liebe eines Hundes keinen Normen oder Erwartungen gerecht werden. Hunde stellen keine Bedingungen, bewerten und vergleichen sie nicht mit anderen. »Sie antworten unmittelbar und authentisch auf das Verhalten der Kinder, was Letzteren ein solides psychisches Fundament schenkt«, erklärt der Biologe weiter. »Hunde sind also eine akzeptierende, nicht urteilende, stabile Quelle unbedingter und teils grenzenloser Liebe.«
Beim Streicheln und Kuscheln mit dem Hund und auch, wenn der Hund ein Kind länger anschaut, wird das Liebes- und Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet - und zwar bei beiden, beim Kind und beim Hund. Oxytocin löst Wohlbehagen, Ruhe und Entspannung aus. Außer beim Streicheln von geliebten Tieren wird im Körper des Kindes Oxytocin nur bei sehr engen menschlichen Bezugspersonen ausgeschüttet - wie Mama und Papa.
Hunde seien für Kinder Vertraute, denen sie alles erzählen können, ohne die geringste Sorge vor negativen Konsequenzen zu haben. Vertraute, die immer zuhören, verstehen und trösten, besonders dann, wenn es Streit mit Eltern, Geschwistern oder Freunden gibt oder das Kind schlechte Noten und Schulsorgen hat. Kinder haben das wertvolle Gefühl, dass der Tierfreund bedingungslos zu ihnen steht.
Jochen Stadler weist darauf hin, dass Hunde Kindern auch in Scheidungskrisen Halt geben und einen konfliktfreien Raum bieten. »Schlechte Bindungserfahrungen mit Menschen werden nicht auf Tiere übertragen, und Kinder, die von ihren Eltern oder Freunden enttäuscht worden sind, haben in der Regel kein Problem, sich danach Tieren anzuvertrauen und sich fest an sie zu binden. Die tollen Bindungserfahrungen, die sie mit dem Hund machen, können sie dann aber umgekehrt auf menschliche Beziehungen übertragen.« So sei es kein Wunder, dass manche Psychologen Hunde als »stille Psychiater« bezeichnen.
»Hunde und andere tierische Therapeuten können also Kindern helfen, die mit Menschen sehr schlimme Erfahrungen gemacht haben und sich vor keinem Psychologen oder Psychiater öffnen«, schreibt Jochen Stadler. »Die Vierbeiner schaffen es oft, sie aus ihrer Verzweiflung zu holen und ihnen den Start in ein halbwegs "normales" Leben zu ermöglichen.«
Hunde halten Kinder gesund
Hunde tun Kindern nicht nur seelisch und mental gut, sondern auch körperlich. Klar, Kinder tollen mit Hunden mehr im Garten und in der Natur rum, gehen mit ihnen spazieren oder Rad fahren. »So sind zum Beispiel Zehn- bis Zwölfjährige mit einem Hund täglich eine halbe Stunde länger auf den Beinen als hundelose Kinder und sie sind zusätzlich gute zwei Stunden pro Woche körperlich aktiv«, schreibt Jochen Stadler. Aus kleinen Stubenhockern könnten durch einen Hund aktive und unternehmungslustige Kinder werden, die dann auch seltener übergewichtig sind - und zudem fröhlicher und zufriedener.
Ein Hund in der Familie stärkt sogar das Immunsystem der Kinder: Diese Kinder hätten Antikörper gegen weit mehr Keime als Kinder ohne Haustier. Weil sie beim Kuscheln und Spielen mit etlichen ungefährlichen Bakterien in Kontakt kommen, sei ihr immunologisches Gedächtnis stärker, so dass das Immunsystem Krankheitserreger besser abwehren kann. Außerdem hätten Kinder mit Haustier weniger Allergien, weil das Immunsystem eine Vielzahl an »echten« Keimen kennenlernt. »Allergien treten nämlich vermehrt auf, wenn Kinder in einer zu sterilen Umgebung, also vor allem im Kinderzimmer und am Bildschirm aufwachsen«, erklärt Jochen Stadler. »Der Dreck, den die Hunde in die Wohnung bringen und mit dem die Kinder bei gemeinsamen Abenteuern draußen in Berührung kommen, ist also gesund.«
In welchen Situationen werden Kinder von Hunden gebissen? Gefahren vorbeugen!
Immer wieder gibt es Berichte über Vorfälle mit Hunden, bei denen Kinder verletzt wurden, zum Teil sogar schwer. Kinder werden tatsächlich öfter von Hunden verletzt als Erwachsene, berichtet Jochen Stadler. Vor allem Kleinkinder werden von Vierbeinern am ehesten am Kopf verletzt, weil sie viel am Boden herumkrabbeln.
Meist führten unverantwortliche Fehler oder unaufmerksames Verhalten von Erwachsenen zu diesen Vorfällen: Hundebesitzer, die auf ihre Hunde nicht entsprechend Acht geben und arglose Eltern, die ihr Kleinkind unbeobachtet oder unbedacht mit einem Hund zusammenlassen - es beispielsweise zu einem Hund krabbeln lassen, wenn dieser gerade frisst.
Die meisten Unfälle mit Kleinkindern passieren übrigens nicht mit fremden Hunden, sondern zu Hause mit dem eigenen Familienhund. »Es ist daher ganz wichtig, dass kleine Kinder auch daheim mit den eigenen Hunden nie unbeaufsichtigt sind«, so der Hundeexperte.
Bei größeren Kindern kommt es eher draußen beim Spielen mit Hunden zu Verletzungen an den Armen und Beinen. »Vergegenwärtigt man sich, wie Kinder mit Hunden spielen, ist das leicht nachvollziehbar: Wenn die Hunde nach dem Spielzeug schnappen oder ihnen nachlaufen, sind die Hände, Arme und Beine eben das Erste, was sie erwischen, wenn etwas schief geht«, erklärt Jochen Stadler. Interessanterweise werden deutlich mehr Jungs als Mädchen gebissen - vermutlich, weil sie im Umgang mit Hunden verwegener sind.
Meistens handelt es sich aber um Kratzer, kleine Wunden oder Blutergüsse, wenn ein Hund zum Beispiel bei einem Leckerli zu gierig ist und die Kinderhand mit erwischt. Der Hund bemerkt dies normalerweise sofort und zieht sein Maul gleich zurück. »Hundebisse, die größere Verletzungen verursachen oder sogar gefährlich werden können, sind bei Kindern sehr selten«, lesen wir weiter.
Forscher der Medizinischen Universität Graz haben ermittelt, dass von 2000 Kindern, die von einem Hund gebissen wurden, nur eines so stark gebissen wurde, dass die Eltern mit ihm ins Krankenhaus fuhren. Und hier wiederum seien es nur 10 %, bei denen die Bisswunde genäht werden musste. Bei zwei Dritteln der Kinder, die nach einem Hundebiss ins Krankenhaus gebracht wurden, waren es leichtere Verletzungen, bei denen bloß die Wunde gereinigt und eventuell eine Tetanus-Spritze gegeben wird.
Forscher haben die näheren Umstände untersucht, bei denen Kinder von Hunden gebissen wurden:
- 37 % der Bisswunden passieren aus Ungeschicklichkeit oder Übermut von Kind und Hund beim Spielen.
- 26 % der Bisswunden passieren, wenn Kinder den Hund beim Essen stören oder ihm einen Knochen oder Ähnliches wegnehmen, denn der Hund möchte sein Futter verteidigen.
- 12 % der Vorfälle geschehen, wenn Kinder den Hund zu aufdringlich abschmusen oder ihn verfolgen, obwohl er das gerade nicht will und ihn nicht in Ruhe lassen.
- 7 % der Bissvorfälle ereignen sich, wenn Kinder in das Revier eines fremden Hundes eindringen.
- 7 % der Bissvorfälle ereignen sich mit frei laufenden Hunden auf öffentlichem Grund.
Wichtige Verhaltensregeln, um Hundebissen vorzubeugen
Vier von fünf Hundebisse sind also vermeidbar , so Jochen Stadler. Folgende Verhaltensregeln sind dafür wichtig:
- Kinder sollten keine zu wilden Spiele mit ihrem besten Freund treiben.
- Kinder sollen ihre Haustiere in Ruhe essen lassen.
- Kinder müssen wissen, dass man einen Hund nur dann kuscheln, schmusen und streicheln darf, wenn er das auch will.
- Kinder müssen lernen, ihren Hund in Ruhe zu lassen, wenn er schläft.
- Kinder müssen respektieren, dass fremde Hunde ihr Revier beschützen und sich davon fernhalten, solange deren Frauchen oder Herrchen nicht da ist.
Bei kleinen Kindern ereignen sich viele Bissunfälle, wenn sie dem Hund absichtlich oder unabsichtlich wehtun: wenn sie ihn an den Ohren, am Fell oder am Schwanz ziehen, wenn sie auf ihn drauf plumpsen, wenn sie nach ihm schlagen, wenn er etwas macht, was sie nicht wollen, oder wenn sie ihn an der Leine reißen.
Darum mahnt Jochen Stadler: »Kleine Kinder darf man bitte einfach nicht mit Hunden alleine lassen. Sie sind in einer Entwicklungsphase, in der man sich nicht darauf verlassen kann, dass sie immer adäquat mit den Vierbeinern umgehen.« Auch wenn bei den meisten Familienhunden trotzdem nichts passiere, vor allem, wenn sie vor den kleinen Rabauken flüchten können, dürfe man sich als verantwortungsvoller Erwachsener nicht darauf verlassen.
Bei Beißvorfällen mit freilaufenden Hunden auf öffentlichem Grund gehören die Besitzer ordentlich in die Pflicht genommen, so Jochen Stadler: »Jeder Hundebesitzer, oder wer auch immer mit einem Hund spazieren geht, hat dafür zu sorgen, dass dieser keine Menschen - vor allem keine Kinder - gefährdet.« Entweder der Hund folge verlässlich aufs Wort, oder der Hundebesitzer müsse eine Leine und gegebenenfalls einen Maulkorb verwenden.
»Wenn ein Hund ein Kind beißt, beruht dies also in fast allen Fällen auf menschlichem Fehlverhalten«, erklärt der Hundeexperte. »Die Erwachsenen haben nicht aufgepasst oder nicht dafür gesorgt, dass die Kinder wichtige Dinge wissen.«
Hundekunde für Kinder
Damit Kinder wichtige Dinge wissen und lernen, hat Jochen Stadler eine »Hundekunde für Kinder« zusammengestellt:
- Bellende und schwanzwedelnde Hunde beißen auch
- Hunde sind keine Kinder auf vier Beinen
- Hunde sind weder Kuscheltiere noch Wölfe
- Die Sprache der Hunde verstehen
- So verhalten sich Kinder als Hundeprofis
Hunde kinderfreundlich sozialisieren
»Jungen Hunden muss man die Welt zeigen, in der sie später zurechtkommen sollen«, erklärt Jochen Stadler. Einerseits werden bei Welpen durch die verschiedensten Umwelteindrücke die wichtigen Gene markiert, die sie ihr Leben lang im Umgang mit anderen Hunden, Tieren und Menschen ablesen können. »Außerdem werden die nötigen Schaltkreise im Gehirn angelegt, damit sich die Welpen zu ausgeglichenen Individuen entwickeln, die adäquat auf unterschiedlichste Situationen reagieren«, erfahren wir weiter. Lernen Welpen bald nach der Geburt Menschenkinder als gute Gefährten kennen, kommen sie ein Hundeleben lang bestens mit ihnen aus. In den ersten 14 Wochen findet die Primärsozialisierung statt - sie entscheiden daher über das Wohl der Familie für viele Jahre.
Wichtig ist Lenkbarkeit (früher »Gehorsam« genannt): Ein Hund muss lernen, auf Signale zu reagieren und verlässlich bei Fuß zu gehen. Bestrafungen sind in der Hundeerziehung dabei genauso kontraproduktiv wie in der Kindererziehung.
Viele praktische Tipps, Informationen und viel Hintergrundwissen machen dieses Buch zu einem umfassenden Begleiter für alle Familien, die gut informiert und vorbereitet in ein Leben mit Hund starten wollen!