Kinofilm mit Botschaft: DIE WIESE
Sie ist das Paradies ganz in unserer Nähe: Nirgendwo ist es so bunt, so vielfältig und so schön wie in einer blühenden Wiese. Hunderte Arten von Vögeln, Bienen, Hummeln, Schmetterlingen, Heupferdchen, aber auch größere Tiere wie Hasen, Rehe oder Füchse leben zwischen den Gräsern und farbenprächtig blühenden Kräutern der Wiese. In nie gesehenen Bildern und mit großem technischen Aufwand gedreht, stellt der Kinofilm DIE WIESE - Ein Paradies nebenan einige Bewohner der Wiese vor - und führt die Zuschauer in eine Welt, die jeder zu kennen glaubt, und die doch voller Wunder und Überraschungen steckt. Filmstart ist am 4.4.2019.
Entdeckungsreise in ein faszinierendes Ökosystem
Nach dem riesigen Erfolg seiner großen Naturfilmproduktionen Das Grüne Wunder - Unser Wald und Magie der Moore bringt der vielfach international prämierte Regisseur und Kameramann Jan Haft, der inzwischen als einer der besten Naturfilmer der Welt gilt, ein weiteres heimisches Biotop auf die große Leinwand: die Blumenwiese. Die Vielfalt von Flora und Fauna auf Wildwiesen, das Zusammenspiel der Arten, die Abha ngigkeit der Tiere und Pflanzen voneinander, macht die Blumenwiese zu einem Kosmos, in dem es unendlich viel zu entdecken gibt: eine faszinierende Welt, in der ein Drittel unserer Pflanzen- und Tierarten zu Hause ist.
Der Kinofilm DIE WIESE - Ein Paradies nebenan eröffnet Dank neuester Technik und eines erstklassigen Kamerateams einen völlig neuen Blick auf das heimische Naturparadies. Er lässt uns tief in eine anscheinend bekannte Welt eintauchen und diese völlig neu entdecken: Zeitlupen und Zeitraffer, Makroaufnahmen, aufwändige Spezialoptiken und Computeranimationen machen für das Auge kaum sichtbare Vorgänge erlebbar und decken verborgene Zusammenhänge auf - ein visueller Rausch in High-Definition-Qualität.
Die Naturdokumentation will Begeisterung für diesen artenreichen, lebendigen Lebensraum wecken, ist aber gleichzeitig ein Aufruf zur Rettung der letzten Blumenwiesen. Denn kein heimischer Lebensraum ist so sehr bedroht: Etwa ein Drittel unseres Landes war einst von blühenden Wiesen bedeckt. Heute sind es noch klägliche zwei Prozent. Denn seit dem Einzug der industrialisierten Landwirtschaft wurden aus den farbenprächtigen, aber nährstoffarmen Bauernwiesen durch Gülledüngung intensiv bewirtschaftete, monochrome Grasäcker. Die Leidtragenden sind Wildbienen, Schmetterlinge und am Boden brütende Vögel. Gehört die Blütenpracht der Wiese von einst endgültig der Vergangenheit an?
Das Buch zum Film
Freiheit für Tiere sprach mit dem Tierfilmer und Regisseur Jan Haft darüber, warum er die Wiese zum Star in seinem neuen Kinofilm gemacht hat, warum Wiesen so wichtig für die Artenvielfalt sind, wie es gelingt, Unsichtbares durch die moderen Kameratechnik sichtbar zu machen oder scheue Tiere ganz nah auf die Leinwand zu bringen und was jeder Einzelne tun kann, um Wiesen und Ökosysteme zu bewahren.
Freiheit für Tiere: Wiesen - so mag man denken - sind nichts Spektakuläres. Sie haben jetzt aber einen Kinofilm über die Wiese gemacht. Wie kam es dazu?
Jan Haft: Ich liebe die Natur vor der Haustüre. Hier kenne ich mich aus, die Wege zur Arbeit mit der Kamera sind kurz und es gibt auch bei uns noch so viel zu entdecken. Die Blumenwiese ist einer der artenreichsten Lebensräume bei uns. Aber magere Wiesen, in denen eine große Vielfalt an Gräsern und Kräutern blüht, sind extrem selten geworden. Überall wird gedüngt und intensiviert. Das bringt auch viele Tierarten an den Rand der Ausrottung. Wir wollen mit unserem Film auf diese Misere aufmerksam machen. Gleichzeitig ist der Lebensraum Wiese so schön und bunt, dass er sich als Kulisse für die große Leinwand eignet. Also entschieden wir uns, einen Kinofilm zu drehen.
Freiheit für Tiere: Warum sind Wiesen so wichtig für die Artenvielfalt?
Jan Haft: Ein Drittel der heimischen Farn- und Blütenpflanzen lebt auf Wiesen und etwa 3000 heimische Tierarten. Ganz offensichtlich ist das also ein uralter Lebensraumtyp, obwohl unsere heutigen Wiesen natürlich vom Menschen geschaffen wurden. Dass hier so viele Arten existieren, die im Wald nicht leben können, deutet darauf hin, dass früher Großtiere eine wichtige Rolle gespielt haben, weil sie den Wald in Schach und Freiflächen offen hielten. Nur so ist zu erklären, dass es so viel Leben in den Wiesen gibt. Allerdings nur solange diese nicht zu intensiv bewirtschaftet werden.
Freiheit für Tiere: Gibt es einen Unterschied zwischen einer Weidefläche und einer Heuwiese?
Jan Haft: Die Wiese oder das Grünland, wie dieser bunte Lebensraum eigentlich nicht ganz treffend genannt wird, definiert sich durch Gräser und Kräuter, die hier das ganze Jahr über in Dauerkultur wachsen. Ob nun Tiere darauf weiden oder nicht. Auch Zwischenformen gibt es, so genannte Heuweiden. Erstaunlicherweise gibt es viele Tiere nur auf solchen Wiesen, auf denen Rinder oder Schafe stehen. Bei der Vielfalt der
heimischen Mistkäfer leuchtet das ein. Aber es gibt auch andere Tiergruppen, die das betrifft, Zikaden etwa. Auf einer extensiven Viehweide können 10-mal so viele Zikadenarten leben, wie in einer Fläche, auf der Heu gewonnen wird.
Beides sind aber Wiesen.
Freiheit für Tiere: Ihnen gelingt es, mit hohem technischem Aufwand, mit Makroaufnahmen, Zeitlupe oder Zeitraffer Vorgänge zu zeigen, die unserem Auge sonst verschlossen blieben. Wie zum Beispiel eine Ameise von einem Regentropfen getroffen wird und von einem Grasstängel fällt - das wird zu einem ganz dramatischen Vorgang. Kann uns die moderne Kameratechnik helfen, Natur neu zu erleben, vielleicht auch, mehr Achtung zu entwickeln?
Jan Haft: Der Spruch Früher war alles besser stimmt ja nur selten, aber am Allerwenigsten stimmt er in Punkto Kameratechnik. Heute gibt es Geräte für extreme Zeitraffer und Zeitlupen, beide machen Vorgänge sichtbar, die uns sonst verborgen bleiben. Auch extrem lichtempfindliche Kameras helfen, Dinge sichtbar zu machen, die mit früheren Techniken nicht zu filmen gewesen wären. Mit Drohnen lassen sich die Tiere in der Wiese von oben filmen. Wie will man so etwas ohne solch ein Fluggerät sonst machen, ohne die Tiere zu stören? Die Rehe haben auf unsere Kameradrohne jedenfalls so reagiert, als wenn sie ein x-beliebiger Vogel wäre. Natürlich sind wir immer auf Distanz geblieben.
Protagonist des Filmes ist das Reh, das ein Leben
zwischen Waldrand und Wiese führt und den Zuschauer mitnimmt auf seine Abenteuer, wie bei Bambi, dem weltberühmten Roman und Zeichentrickfilm. So erlebt der Zuschauer nicht nur Geburt, Jugend und Erwachsenwerden eines Rehböckchens, er erfährt vor allem viel über die faszinierenden Arten, die sich den Lebensraum mit dem Reh teilen. Und er lernt, worauf es in der Blumenwiese, in der Natur - und eigentlich auch bei uns Menschen - ankommt. · Bild: nautilusfilm/polyband
Brachvögel sind Wiesenbrüter.
Ihre Zahl ist so dramatisch zurückgegangen, dass sie inzwischen vom Aussterben bedroht sind. Denn kein anderer heimischer Lebensraum ist dem völligen Verschwinden so nahe wie die Blumenwiese. 98 Prozent des extensiven Grünlandes ist in den letzten Jahrzehnten verschwunden - durch Umwandlung in Ackerland, durch Düngung mit Gülle und Kunstdünger und durch kurze Mähintervalle. · Bild: nautilusfilm/polyband
Freiheit für Tiere: Wie lange brauchen Sie, bis Sie den einen besonderen Moment, den wir dann im Kino bestaunen, eingefangen haben?
Jan Haft: Manchmal hat man Glück und eine tolle Szene ist mal eben im Kasten. Auf andere Verhaltensweisen, die man sich für den Film wünscht, wartet man Tage und sogar
Wochen.
Freiheit für Tiere: In Ihren Filmen zeigen Sie immer wieder spektakuläre Aufnahmen von Tieren. Wie gelingt es Ihnen, die Tiere so nah vor die Kamera zu bekommen?
Jan Haft: Es gibt grundsätzlich zwei Methoden, um scheue Tiere in Nahaufnahmen abzulichten. Einmal die langen Brennweiten, also Teleobjektive, mit denen man weit entfernte Objekte nah heranzoomen kann. Oder das Filmversteck.
Entweder aus Stoff oder Holz und in Tarnfarben gebaut und so in den Wind gestellt, dass die Wildtiere keine Notiz davon nehmen. Dann kann man auch mit dem Weitwinkelobjektiv Tiere aufnehmen, die eine hohe Fluchtdistanz haben, weil sie im Laufe der Jahrhunderte schlechte Erfahrungen mit dem Menschen gemacht haben.
Freiheit für Tiere: Sie haben auch ein Buch über die Wiese geschrieben, dass gleichzeitig mit dem Kinofilm herauskommt. Das Thema scheint Ihnen ein Herzensanliegen zu sein?
Jan Haft: Ich bin auf dem Land aufgewachsen und habe als Kind viel Zeit in Wiesen verbracht. Ich habe beim Älterwerden diesen Lebensraum nie aus den Augen verloren und verfolgt, wie die Artenvielfalt mit diesem Lebensraum schwindet. Ich habe viel zum Thema beobachtet und gefilmt. Ich empfinde es als Verpflichtung, mich für diesen Lebensraum einzusetzen. Und natürlich bin ich auch demütig und dankbar, dass ich das beruflich machen darf. Auch wenn der Job angesichts des desolaten Zustands unserer Natur manchmal frustrierend ist.
Freiheit für Tiere: Brauchen wir nicht dringend einen anderen Bezug zur Natur? Denn es schwinden ja nicht nur die Wiesen durch die industrielle Landwirtschaft. Auch immer mehr Gärten werden zu Steinwüsten oder sind eintönige Rasenflächen. Könnten wir nicht auch in unseren Hausgärten kleine Paradiese für Bienen, Schmetterlinge und all die anderen Insekten und für die Vögel schaffen?
Jan Haft: Jeder kann mitmachen! Nicht nur an der Wahlurne oder indem er sich an Volksbegehren beteiligt (wie gerade in Bayern mit Rettet die Bienen ). Jeder Quadratmeter Natur bietet Lebensraum für Wildtiere. Die Wiese im Garten wachsen lassen und nur zweimal im Jahr mähen, das schafft einen wertvollen Lebensraum. Auf Gartengifte sollte man ohnehin verzichten, schon der eigenen Gesundheit zuliebe.
Freiheit für Tiere: Was kann der Einzelne noch tun, um Wiesen und Ökosysteme zu bewahren?
Jan Haft: Wir alle müssen unsere Stimme erheben und laut sagen, dass uns eine blühende artenreiche Landschaft wichtig ist. Die Politik wird irgendwann darauf hören und die Subventionen für die Landwirtschaft anders verteilen. Nicht mehr nur nach Fläche, sondern gekoppelt an Gegenleistungen für die Gesellschaft. Und wir können beim Einkaufen auf Produkte achten, die nicht in erster Linie preisgünstig sind, sondern aus nachhaltiger und am besten regionaler Produktion stammen.
Freiheit für Tiere: Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern von Freiheit für Tiere noch sagen?
Jan Haft: Ich finde es enorm wichtig, dass wir uns für den Schutz von Elefanten und Pandas einsetzen. Aber auch hier bei uns gibt es Tiere, die am Rande der Ausrottung stehen. Der Wert der kleinen und weniger charismatischen Arten ist nicht grundsätzlich geringer als jener der wunderbaren Großtiere ferner Länder. Die heimische Natur wieder mehr in den Fokus rücken, ohne die Welt da draußen zu vergessen, das wäre mir ein großes Anliegen.
Das Gespräch mit Jan Haft führte Julia Brunke, Redaktion Freiheit für Tiere
Informationen: nautilusfilm.de |