Naturschutzgebiete: Deutschland fast Schlusslicht in Europa
Bis 2030 sollen 30 % der Landes- und Meeresfläche unter rechtlich verbindlichen Schutz gestellt werden - so hat es die UN-Biodiversitätskonferenz beschlossen. Für ein Drittel davon - also 10 % der gesamten Fläche - soll strikter Schutz gelten, die Natur also ungestört sich selbst überlassen werden: keine Jäger, keine Angler, keine Forstwirtschaft. Ziel ist, die biologische Vielfalt zu erhalten. Doch Deutschland liegt einer aktuellen Studie europäischer Wissenschaftler zufolge mit derzeit nur 0,6 % strikter Schutzfläche auf dem drittletzten Platz in der EU. Dahinter sind nur Dänemark (0,2%) und Belgien (0,1 %).
Bis 2020 (!) sollten 2 % der Fläche geschützte Wildnisgebiete sein - so war es 2007 in der »Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt« beschlossen. Selbst dieses - im Vergleich zur 10 %-Vorgabe - kleine Ziel wird in allen Bundesländern verfehlt!
Natur- und Artenschutz hängt an den Gewehrläufen der Jäger
»Mitten im größten grassierenden Artensterben seit Ende der Dinosaurier sind die Zahlen geradezu schockierend«, kommentiert Wildtierschutz Deutschland e.V. »Allein schon die jagdliche Nutzung ist hier der größte Blockadestein.« Denn gejagt (und geangelt) wird in Landschaftsschutzgebieten, in Naturschutzgebieten, in Vogelschutzgebieten, ja sogar in NATURA2000-Gebieten und in erklärten Wildnisgebieten.
Zum Vergleich: Unser Nachbarland Luxemburg hat ganze 36,3 % seiner Fläche als strikte Schutzgebiete ausgewiesen. Die Jagd auf Füchse ist in Luxemburg seit 2015 verboten. Seither hat ihre Zahl nicht zugenommen und es gibt keine Probleme.
In unbejagten Gebieten finden Natur und Tiere in ein Gleichgewicht. Tiere verlieren ihre unnatürliche Scheu und zeigen wieder ihre natürlichen Verhaltensweisen.
Studie:
Cazzolla Gatti, R., Zannini, P., Piovesan, G. et al.: Analysing the distribution of strictly protected areas toward the EU2030 target. Biodivers Conserv (2023).
https://doi.org/10.1007/s10531-023-02644-5