Sir Paul McCartney: "Less Meat - Less Heat"
Von Julia Brunke, Redaktion FREIHEIT FÜR TIERE
Sir Paul McCartney ist nicht nur der erfolgreichste Songwriter in der Geschichte der Popmusik, Oscargewinner sowie mehrfacher Grammy-Preisträger. Der vegan lebende Ex-Beatle setzt sich auch seit über vier Jahrzehnten für Tierrechte ein und macht sich für den Schutz unseres Planeten stark.
Paul McCartney wurde 1942 in Liverpool geboren. Als Sänger und Bassist der legendären Beatles schrieb er Musikgeschichte. Sein Hit »Yesterday« gilt bis heute als meistgespielter Pop-Song aller Zeiten. 1970 startete Paul McCartney seine nicht minder erfolgreiche Solokarriere, die bis heute anhält.
Auch mit 76 Jahren füllt Sir Paul McCartney
weltweit die Arenen - hier beim Konzert im Zilker Park in Texas am 5.10.2018. Es folgte eine Konzert-Tour durch Asien, Europa, Südamerika und Nordamerika. Auf Konzerten macht der vegan lebende Ex-Beatle Werbung für seine Meat-Free-Kampagne und verpflegt die Crew mit Veggie-Menüs. Als die Zuschauer beispielweise nach dem Konzert in Wien am 5. und 6.12.2018 die Stadthalle verließen, bekamen sie anschließend Flyer der Tierrechtorganisation PETA überreicht: »Ich bin Paul McCartney und ich bin Vegetarier«. · Bild: Shutterstock
Sir Paul McCartney: Ich esse nichts, was Augen hat
Auf dem Flyer ist zu lesen: »Als ich vor vielen Jahren beim Angeln einen Fisch aus dem Wasser holte, wurde mir plötzlich klar, dass ich ihn nur zu meinem Vergnügen tötete. Dann machte es plötzlich Klick. Als ich den Fisch nach Luft japsen sah, begriff ich, dass sein Leben für ihn genauso viel Bedeutung hat wie meins für mich.« · www.peta.de
"Ich esse nichts, was ein Gesicht hat"
Paul McCartney wurde 1975 durch ein Schlüsselerlebnis Vegetarier: Während er und seine Frau Linda gerade Lammfleisch aßen, sahen sie auf der Wiese kleine Lämmer umher springen. Auf einmal wurde ihnen bewusst: Was wir hier vor uns auf dem Teller haben, waren auch solche Lämmchen, voller Lebensfreude und Energie. Und sie konnten nicht weiter essen.
»Es war vor allem Mitleid mit diesen neugeborenen Lämmern, deren Leben bald beendet sein würde. Das schien einfach nicht richtig«, so Paul McCartney. Linda und Paul entschieden sich, kein Fleisch mehr zu essen, auch die Kinder Mary, Stella und James wuchsen vegetarisch auf. Das Motto der McCartneys lautete: »Ich esse nichts, was ein Gesicht hat.«
Seit den 1970er Jahren setzt sich Sir Paul für Tierrechte ein: gegen Massentierhaltung, gegen Tierversuche und gegen das Abschlachten von Robben. Und er ist überzeugter Veganer. Er trägt kein Leder und stellt auf Konzert-Tour sogar sicher, dass sowohl seine Limousinen als auch die Hotelzimmer frei von Tierhäuten sind. Die Crew wird auf Tour mit Veggie-Menüs verpflegt. Bei Konzerten macht Paul McCartney Werbung für seine Meat-Free-Kampagne - und er lässt PETA-Aktivsten auf dem Konzertgelände Informationsmaterial an die Fans verteilen.
Kampagne "Meat Free Monday"
Um die Tiere, die Umwelt und das Klima zu schützen, hat Paul McCartney im Juni 2009 zusammen mit seinen Töchtern Stella und Mary die Kampagne Meat Free Monday ins Leben gerufen, die von zahlreichen Prominenten - darunter Leona Lewis, Woody Harrelson, Moby und Starkoch Jamie Oliver - unterstützt wird. Denn: »Wenn jemand etwas für die Umwelt tun möchte, muss er einfach aufhören, Fleisch zu essen. Das ist der größte Beitrag, den jeder von uns leisten kann. Wenn man einmal darüber nachdenkt, ist es einfach überwältigend: Vegetarier tun so viele gute Dinge auf einmal - für die Umwelt, gegen Welthunger und Grausamkeit.«
McCartneys Rede vor dem Europäischen Parlament
Ein halbes Jahr später, am 3. Dezember 2009, hielt Paul McCartney zu diesem Thema eine Rede vor dem Europäischen Parlament: »Globale Erwärmung und die Nahrungsmittelpolitik: weniger Fleisch = weniger Erwärmung«. In dieser Rede berief sich der Mega-Star auf den UN-Bericht »Der lange Schatten der Viehwirtschaft« aus dem Jahr 2006. Die wichtigste Aussage daraus ist: Die Tierproduktion produziert mehr Treibhausgase als der gesamte Verkehr weltweit - also Autos, Lastwagen, Züge, Flugzeuge und Schiffe zusammen.
»Am interessantesten fand ich damals, dass dieser Bericht nicht von Vegetariern verfasst worden war«, so McCartney vor dem Europäischen Parlament. »Danach begann ich, an verschiedene Regierungen Briefe zu schreiben, um eben auf diese Thematik hinzuweisen.« Dabei habe er stets ausdrücklich betont, dass es die Vereinten Nationen waren, die diese Daten zusammengetragen hatten - und dass es nicht darum gehe, dass er als Vegetarier aus seinem Lieblingsthema herumreiten wolle. »Seitdem wurden viele weitere Studien und Berichte veröffentlicht«, so Paul McCartney.
Für seine Rede vor dem Europäischen Parlament hat Paul McCartney einige Fakten komprimiert zusammengetragen:
- Durch die Massentierhaltung und die Futtermittelproduktion werden nicht nur Unmengen Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt, sondern auch massenhaft Methan und Lachgas. Methan ist 21-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid und bleibt bis zu 15 Jahre in der Erdatmosphäre. Lachgas heizt das Klima sogar 310-mal stärker an als Kohlendioxid und bleibt ganze 114 Jahre in der Atmosphäre.
Und es geht nicht nur um Treibhaus-Emissionen:
- Für die Massentierhaltung wird der Regenwald unwiederbringlich zerstört - in jeder einzelnen Minute eine Fläche von 6 Fußballfeldern.
- Auf die Tierproduktion entfallen 8 % des globalen Wasserverbrauchs: Für die Herstellung eines einzigen Hamburgers braucht man soviel Wasser wie für 4 Stunden lang duschen.
- Durch die Massentierhaltung wird unser Trinkwasser mit Antibiotika, Hormonen und Chemikalien vergiftet.
"Es ist an der Zeit, etwas zu tun!"
»Meine Überzeugung ist, dass es an der Zeit ist, etwas zu tun«, so Paul McCartney. »Mit einem einzigen fleischfreien Tag in der Woche reduzieren Sie Ihre persönlichen Emissionen genauso, wie wenn Sie 1.500 Kilometer weniger Auto fahren würden.«
Was kann das Europäische Parlament dazu beitragen und die Regierungen in aller Welt? »Ich würde vorschlagen, dass man die Menschen dazu anhält, ihren Fleischverzehr zu verringern. Denn der hat mittlerweile ein Ausmaß erreicht, das zu ethischen Problemen führt. Und es ist unmoralisch, vor diesen Fragen die Augen zu verschließen. Es geht längst nicht mehr nur um uns selbst. Unsere Entscheidung in puncto Fleisch betrifft den ganzen Planeten. Daher müssen wir uns auch global damit auseinandersetzen.«
Aufruf zur Reduzierung des Fleischkonsums
Paul McCartney verweist darauf, dass Regierungen auch bei früheren Problemen gemeinsam mit der Bevölkerung aktiv wurden: zum Beispiel wenn es um die Reduzierung von Smog über Großstädten ging oder das Rauchverbot in Innenräumen, das - trotz anfänglichen Widerstands - inzwischen allgemein akzeptiert ist. »Daher denke ich, dass die Regierungen und das Parlament die Menschen auch in diesem Fall unterstützen und ihnen klar machen können, dass es nicht schwer ist, einen Tag lang auf Fleisch zu verzichten.« Etwas Ähnliches habe es früher schon gegeben: »Als Präsident Truman 1947 seine erste Fernsehrede an die amerikanische Nation hielt, sprach er über die Krise in Europa. Darüber, dass die Amerikaner den Leuten nach dem Krieg helfen müssten. Dass man Lebensmittel bereitstellen müsse. Und so schlug er der Nation vor, am Dienstag kein Fleisch zu essen. Ja, er ging noch weiter. Am Donnerstag sollten die Amerikaner auf Geflügel und Eier verzichten. Und das taten sie dann auch.«
Fast eine Milliarde Menschen auf unserem Planeten hungern. Weitere zwei Milliarden Menschen leiden an Mangelernährung. »Wir müssen uns auch um die Armut in der Welt kümmern«, so Paul McCartney in seiner Rede vor dem Europäischen Parlament. Einer der besten Wege hierfür sei die Verringerung des Fleischkonsums. Denn: In der industriellen Tierhaltung wird massenhaft Nahrung - Mais, Soja und Getreide - verfüttert, die den hungernden Menschen fehlt. Ein Drittel des weltweiten Ackerlandes dient der Futterproduktion für die Fleischindustrie. 90 % der Sojaernte landet als Futter in der Massentierhaltung.
Am Ende seiner Rede im EU-Parlament steht der Aufruf von Paul McCartney an jeden Einzelnen, sich für die Reduzierung des Fleischkonsums einzusetzen: »Für uns selbst - und für unsere Kinder und Kindeskinder, die diesen Planeten von uns erben werden.«
Aktueller denn je
Die Botschaft »Less Meat, Less Heat« ist aktueller denn je. Denn obwohl eine Studie nach der anderen auf die verheerenden Folgen des Fleischkonsums für unseren Planeten hinweist, obwohl der Klimawandel fortschreitet und offensichtlich wird, dass die Staaten die selbst gesteckten Klimaziele verfehlen und die kritische Marke von 1,5 Grad globaler Erwärmung bald erreicht ist - laut eines Sonderberichts des Weltklimarates hat sich die globale Temperatur bereits jetzt um ein Grad Celsius erhöht -, wird das Thema Fleischproduktion nach wie vor bei Klimakonferenzen ausgeklammert. Vor diesem Hintergrund ist das Büchlein von Sir Paul McCartney absolut lesenswert!
Informationen: meatfreemondays.com
Buch-Tipp
Tacos mit Bohnenmus
»Es macht fast genauso viel Spaß, Tacos zusammenzustellen wie sie zu essen. Man füllt die Tortilla einfach ganz nach Geschmack.«
ZUTATEN
Für die Tacos
1 mittlere Zwiebel, gehackt
1 Esslöffel Olivenöl
230 g gebratene braune Bohnen aus der Dose (Frijoles refritos)
2 mittelgroße Tomaten, klein geschnitten
1 2 Teelöffel Chilisauce (wahlweise)
4 Tortillas
40 g veganer Cheddarkäse, gerieben
1 Salatherz, klein geschnitten
Salz
Zum Servieren:
Avocado, geschält, entkernt und in Scheiben geschnitten
veganer Sauerrahm
ein Spritzer Limetten- oder Zitronensaft
ZUBEREITUNG:
1 In einer großen Pfanne die gehackte Zwiebel in ein wenig Olivenöl vier bis fünf Minuten glasig dünsten, bis sie weich, aber nicht braun ist.
2 Die Bohnen zugeben.
3 Die Tomatenstücke unterrühren und braten, bis sie schön warm sind. Mit Salz abschmecken. Wenn Sie Ihre Tacos scharf mögen, fügen Sie 1 2 Teelöffel Chilisauce hinzu.
4 Erwärmen Sie die Tortillas nach Packungsanweisung und füllen Sie sie zur Hälfte mit der Bohnenmasse.
5 Geben Sie die Salatstreifen drüber, bestreuen Sie sie mit geriebenem Käse. Garnieren Sie sie mit ein paar Avocadoscheiben und dem Sauerrahm.
Getoasteter Bagel mit Hummus
»Mein Lieblingsfrühstück - schnell und einfach, aber auch sehr nahrhaft«
ZUTATEN
Für den Hummus
400 g Kichererbsen aus dem Glas, abgegossen
4 Esslöffel Tahin (Sesammus)
Saft von 2 Zitronen
4 Knoblauchzehen, zerdrückt Salz
2 Esslöffel Olivenöl
1 Teelöffel Kreuzkümmel, gemahlen
1 Teelöffel Paprika, gemahlen
1 Esslöffel frische glatte Petersilie, feingehackt
Für den Bagel
1 Bagel nach Wahl
1/2 Teelöffel Hefe-Würzpaste
ZUBEREITUNG
1 Geben Sie die Kichererbsen in einen Mixer und verarbeiten Sie diese zu einer dicken Paste.
2 Schmecken Sie mit Tahin, Zitronensaft, Knoblauch und Salz ab.
3 Geben Sie die Creme in eine Schüssel und lassen Sie einen feinen Faden Olivenöl darüberlaufen. Bestreuen Sie den Hummus mit Kreuzkümmel, Paprika und Petersilie.
4 Schneiden Sie den Bagel in der Mitte durch und toasten Sie ihn leicht.
5 Bestreichen Sie die eine Hälfte des Bagels mit 1/2 Teelöffel Hefe-Würzpaste, die andere mit einem Esslöffel Hummus. Aufeinanderdrücken - fertig ist das köstliche Frühstück!