Tiere in meinem Garten
Buchvorstellung von Julia Brunke, Redaktion FREIHEIT FÜR TIERE
Welcher Tierfreund möchte nicht aktiv etwas gegen das Artensterben tun? Machen Sie aus Ihrem Garten ein Tierparadies und schaffen Sie Lebensräume für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Vögel, Eidechsen, Igel und viele andere Tiere! Egal wie groß oder klein ein Garten ist, die beiden Biologen und Naturschützer Dr. Bruno P. Kremer und Dr. Klaus Richarz haben in ihrem umfassenden Ratgeber "Tiere in meinem Garten" alle nötigen Informationen und eine Fülle von Anregungen zusammengestellt, wie Sie ein eigenes kleines Naturschutzgebiet gestalten können. Sie werden erleben, dass Ihr Einsatz für Natur und Tiere belohnt wird: Gärtnern im Einklang mit der Natur führt zu einer eine wunderbare Teilhabe an der Naturentfaltung und zwar das ganze Jahr über.
"Ein Garten, der nur aus einer kurz geschorenen Rasenfläche besteht, verdient diese Bezeichnung eigentlich nicht." Mit diesen Worten beginnen die beiden Biologen und Naturschützer Dr. Bruno P. Kremer und Dr. Klaus Richarz ihren Gartenratgeber. Auch die weit verbreitete Kombination von Rasen, Rhododendren und eventuell ein paar Krüppelkiefern aus dem letzten Baumarkt-Sonderangebot seien ökologisch so gut wie wertlos und damit eine vorerst völlig vergebene Chance, dringend benötigten Lebensraum zurückzugeben. Die Autoren stellen bedenkenswerte Alternativen zur meist eher einfallslosen Naturferne einer angeblich extrem pflegeleichten Grünumgebung vor: einen nach ästhetischen und ökologischen Gesichtspunkten gestalteten Lebensraum für Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel, Fledermäuse und weitere Kleinsäuger.
"Die nach einer Umgestaltung einer öden Ausgangsfläche oder einer kompletten Neuanlage sich alsbald einstellende Artenfülle ist überwältigend", so die beiden Biologen. "Naturnah angelegte und mit Pflanzen artenreich bestückte Gärten entwickeln sich in überschaubar kurzer Zeit zu interessanten Klein- und Teillebensräumen. Sie bieten vielen sympathischen Kleintieren die notwendigen Nahrungsressourcen sowie auch Ruheräume, Vermehrungsplätze und Verstecke. Somit werden sie zum Bestandteil eines geradezu unentbehrlichen Lebensraumnetzwerkes, das unsere vielfach zur monotonen Agrarsteppe verkommene freie Landschaft so weiterhin leider nicht mehr anbieten kann." Auf diese Weise würden Gärten zu stückweise geretteter Natur.
Im ersten Teil ihres Buches stellen Dr. Bruno P. Kremer und Dr. Klaus Richarz Möglichkeiten vor, wie wir mit verschiedenen Elementen unseren Hausgarten zu einem naturnahen Lebensraum anreichern und so zu einem kleinen Ökoparadies entwickeln können: mit Wildblumenwiesen und Blumenrasen, Wildstrauchhecken und Gebüschinseln mit Vogelschutzgehölzen, Obstbäumen und Beerensträuchern, Trockenmauern und Steinhaufen.
Sträucher und Bäume
Wildstrauchhecken und Gebüschinseln mit Vogelschutzgehölzen gliedern den Garten, bieten Sichtschutz und sind typische Saumbiotope, Lebensräume miteinander vernetzten. Jede Pflanzgruppe aus Sträuchern ist im Verbund mit einem oder mehreren Obstbäumen oder anderen Laubbäumen ein vielfältig gegliederter Kleinlebensraum, der Verstecke, Ruhezonen und Nistraum sowie ein reiches Nahrungsangebot an Samen, Beeren und Früchten bietet und für die gesamte Kleintierlebenswelt unersetzlich ist.
Blumen und Kräuter
Üppige Blumenbeete, Blühstaudenrabatten, Kräuterbeete aus Arten mit unterschiedlichen Blütezeiten gliedern den Garten und setzen die ganze Saison über dekorative Akzente. Sie bieten für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Blumenkäfer & Co. unersetzliche Lebenshilfen und vor allem Nahrungsquellen. Selbst nach der Blüte haben sie große Bedeutung für die Kleintierwelt des Gartens. Blumenreiche Gärten verknüpfen Nachbarlebensräume und bringen die verschiedenen Arten miteinander in Kontakt. Mit jeder hinzukommenden Art wird die Umwelt des Gartens reicher, vielfältiger und ökologisch wertvoller. Das macht den Garten auch für solche Tiere besonders attraktiv, die in benachbarten Lebensräumen zu Hause sind.
Ein Öko-Paradies vor der Haustür.
Achten Sie auf Wildblumenmischungen mit heimischen Wildpflanzen, zum Beispiel Regiosaatgutmischungen von Rieger-Hofmann oder Saaten Zeller mit Storchschnabel, Wiesen-Margerite, Färberkamille, Flockenblume, Labkraut, Natternkopf, Kugeldisteln und blühenden Gräsern. · Bild: Freiheit für Tiere
Gartenteich
Gartenteiche sind selbstständige Kleinlebensräume mit einem eigenen Artenbestand. Sie erfüllen eine wichtige Ausgleichsfunktion, weil im übrigen Kulturland viele Kleingewässer durch die Intensivierung der Landwirtschaft verloren gegangen sind. Dabei ist nicht nur der Teich an sich, sondern auch der Pflanzengürtel für viele Kleintiere wie Libellen, Frösche und Molche ein wichtiger Lebensraum. Wer keinen Teich im Garten hat, sollte dennoch Wasserstellen wie Vogeltränken schaffen.
Praxistaugliche Tipps & Anregungen
Sehr hilfreich sind dazu übersichtliche Listen und reich bebilderte Portraits für tierfreundliche Gehölze für Gartenhecken, Strauchgruppen sowie Obstbäume, Kletterpflanzen, Wildblumen, Gartenblumen und Stauden, Kräuterbeete und Kräuterspiralen, Pflanzen für die Trockenmauer sowie Pflanzen für ein Feuchtbiotop.
Die Autoren geben wertvolle Hinweise zur Pflanzung, den optimalen Termin für den Gehölzschnitt, Tipps zur Wegegestaltung zum Bau von Trockensteinmauern und zur Anlage eines Gartenteiches.
"Während wir die Pflanzen für unseren Garten in Form von Samen, Setzlingen, Kübel- und Ballenware aktiv in unseren Garten einbringen, kommen die Gartentiere in unser grünes Reich fast von allein", erklären Dr. Bruno P. Kremer und Dr. Klaus Richarz. "Wer zum Besucher oder sogar Bewohner unseres Gartens wird, hängt vom Angebot an Nahrung, Wohn- und Versteckmöglichkeiten, seiner Umgebung und unserer Vor- und Fürsorge ab".
Wohn- und Versteckmöglichkeiten vom Nistkasten bis zum Legesteinhaufen
Im zweiten Teil ihres Buches zeigen die beiden Biologen, was wir zusätzlich zur Gartengestaltung aktiv für Wildtiere tun können - und die dazugehörigen Bauanleitungen liefert das Buch gleich mit: Nistkästen für Vögel, Nisthilfen für Wildbienen vom Insektenhotel bis zum Totholzhaufen, Behausungen für Falter und wertvolle Gartenhelfer wie Florfliegen und Ohrwürmer, die Blattläuse und deren Eier vertilgen, Legesteinhaufen für Eidechsen & Co..
Damit wir die Gäste und Bewohner in unserem Garten besser kennen lernen, stellen die Autoren Wildbienen, Schmetterlinge, Amphibien, Reptilien, Vögel mit Fotos und kurzen Portraits sowie bebilderten Listen der jeweils wichtigsten Nahrungspflanzen vor.
Der Gartenrotschwanz
nistet als Höhlenbrüter in Baumhöhlen oder Mauernischen. Eine Feldstein-Trockenmauer ist nicht nur schön anzusehen, sondern bietet auch Lebensraum und Brutmöglichkeiten für Wildbienen, Nischenbrüter wie den Gartenrotschwanz und Fledermäuse sowie Kleinsäuger wie Igel und Mauswiesel. · Bild: imageBROKER.com - Shutterstock.com
Bienen, Hummeln & Co.
Gäbe es keine Bestäuberinsekten, würden in unserem Garten weder Erdbeeren, Himbeeren und Johannisbeeren noch Äpfel, Birnen, Kirschen oder Tomaten reifen. Etwa zwei Drittel der weltweit wichtigsten Nahrungspflanzen sind direkt von tierischen Bestäubern abhängig. Um aktiv etwas gegen das dramatische Insektensterben zu tun, sollten wir unseren Garten als Lebensraum für Bienen, Hummeln & Co. Gestalten: von vielfältigen Pflanzen, die Nektar und Pollen sowie Nahrung für die Larven liefern, bis zu verschiedenen Nisthilfen, die den speziellen Nistvorlieben gerecht werden.
Die meisten Bienenarten sind ausgesprochene Nahrungsspezialisten, daher sollten wir für ein möglichst vielfältiges Angebot an heimischen Wildblumen sowie bienenfreundlichen Gartenpflanzen sorgen.
Schmetterlinge
Flatterten sie vor einigen Jahrzehnten im Frühling und Sommer in bunter Vielfalt im Garten herum, muss man heute lange suchen, bis man Zitronen- und Distelfalter zu sehen bekommt. Längst sind immer mehr Schmetterlingsarten vom Aussterben bedroht und verschwinden. "Selbst in Gärten, wo sie immer gern gesehene Dauergäste waren, erlebt man oft nur noch wenige Arten in überschaubarer Individuenzahl", schreiben die Biologen Dr. Kremer und Dr. Richarz. Schmetterlinge - so scheint es - stehen erbarmungslos auf der Aussterbeliste wie viele andere Tiere unseres lebendigen Umfelds, weil wir ihnen schlicht die Lebensgrundlagen vernichtet haben.
Dabei ist die Umwandlung unseres Gartens in eine Ökooase gar nicht schwer. Das Basisrezept dazu lautet: Der Garten braucht möglichst viele verschiedene Teillebensräume. Dazu gehören die Wildblumenwiese mit Storchschnabel, Wiesen-Margerite, Labkraut und Natternkopf, aber auch Stauden und Gartenblumen wie Ringelblume, Schmuckkörbchen, Lilien und Sonnenhut sowie Kräuterbeete und blühende Sträucher, aber auch Balkonkästen mit Petunien und Pflanzkübel mit falterfreundlichen Pflanzen. Und davon profitieren natürlich auch Bienen, Hummeln und andere Insekten. Lassen Sie nach Saisonende gereifte Samen- und Fruchtstände bis zum Frühling stehen, denn darunter finden sich auch Schmetterlingspuppen. Zudem erfreuen sich Vögel in den Winterwochen an den Samenvorräten.
Amphibien und Reptilien
Im tierfreundlichen Garten können Teich- und Bergmolche, Erdkröten, Gras-, Teich- und Laubfrösche, Blindschleichen und Zauneidechsen, vielleicht auch Waldeidechse, Mauereidechse und Smaragdeidechse Lebensraum finden. Und so wird unser Garten zu einem Lebensraum für Amphibien: Steinbiotope, Holzhaufen und Trockensteinmauern als Tagesverstecke und Winterquartier anlegen, alte Bäume und Totholz stehen lassen, Büsche, blütenreiche Hecken und großblättrige Stauden pflanzen, Wiesen und Blütenrasen sowie einen naturnahen Gartenteich anlegen. Wichtig: kein Gifteinsatz und nur selten mähen!
Vögel
Ein vogelfreundlicher Garten bietet den gefiederten Freunden Nahrung und Nistmöglichkeiten. Für ein reichhaltiges Vogelleben im Garten sind Obstbäume (besonders alte Obstbäume), heimische Beerensträucher, beerentragende Kletterpflanzen und Blumenwiesen besonders wichtig. Wenn wir dann noch Nistkästen an geeigneten Stellen anbringen und das ganze Jahr am Vogelhaus füttern sowie Vogeltränken aufstellen, wird unser Garten zu einem kleinen Vogelparadies. Damit wir nachschlagen können, welche Vögel in unserem Garten zu Gast sind, werden in dem Buch unsere Gartenvögel im Portrait vorgestellt. Außerdem gibt es Bauanleitungen für verschiedene Brutkästen.
Fledermäuse
Wer Fledermäuse in seinem Garten beobachten will, muss für Pflanzen wie Borretsch, Nachtkerze, Wiesen-Margerite, Salbei, Lichtnelken, Geißblatt, Waldrebe, Himbeere und Brombeere sorgen, die nachts ihre Blüten öffnen und durch ihren intensiven Duft Nachtfalter anlocken - und damit auch die Fledermäuse.
Vor allem die Zwergfledermaus ist dann in der Dämmerung mit raschen Zickzackflügen zu sehen. Auch Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume bieten Fledermäusen einen reich gedeckten Tisch. »Langohren fliegen gern in Apfelbäumen von Blatt zu Blatt, um kleine Insekten abzusammeln, unter anderem die Raupen des Apfelwicklers«, erfahren wir in dem Buch. Auch finden wir darin die Bauanleitung für ein Fledermausquartier. Zusätzlich stellen die Autoren die sieben Fledermausarten, die in Gärten zu beobachten sind, im Portrait vor.
Das Buch »Tiere in meinem Garten« zeigt: Tierfreundliches Gärtnern ist aktiver Einsatz gegen das Artensterben!
Die Autoren
Der Biologe Dr. Bruno P. Kremer veröffentlichte zahlreiche Zeitschriftenbeiträge und Bücher zu biologisch-ökologischen Sachthemen, Themen der Umweltbildung und Naturerlebnispädagogik. Er studierte Biologie, Chemie und Geologie und arbeitet seit Jahren in der Forschung sowie als Wissenschaftsjournalist. Bis 2012 war er Hochschullehrer an der Universität zu Köln im Institut für Biologie und ihre Didaktik in der Lehrerausbildung eingesetzt. Der 74-Jährige hat bislang etwa 170 Bücher veröffentlicht, die in 14 Sprachen übersetzt wurden. Seine Zielgruppe ist stets ein aufgeschlossenes Publikum ohne spezielle Fachkenntnisse: Dr. Kremer möchte seine Leser intellektuell und emotional packen und ihnen neuartige Naturerlebnisse vermitteln. |