Wildschweine vermehren sich durch Jagd
Neue Daten aus Italien
Wissenschaftliche Daten aus Italien zeigen, dass die Vermehrung der Wildschweinpopulation und damit auch die Zunahme von Schäden in der Landwirtschaft und von Verkehrsunfällen eine direkte Folge des Jagddrucks auf diese Art ist. In einem Bericht weist Prof. Andrea Mazzatenta von der Universität Teramo nach, dass die Zunahme der Wildschweinpopulation von Jägern verursacht ist.
Bei einem Vortrag in Vasto mit dem Titel »Biologische Gründe für die Verbreitung von Wildschweinen und damit verbundene rechtliche Probleme« stellte Prof. Andrea Mazzatenta, Experte für Pheromone, Forschungsergebnisse vor und zeigte mit Daten und Grafiken, dass die Hauptursache für die Vermehrung und Ausbreitung des Wildschweins in den Abruzzen die Zunahme der Jagd auf Wildschweine in den letzten Jahrzehnten ist. Auch in der Toskana hat sich die Zahl der Wildschweine durch die starke Bejagung verdoppelt und heute die Marke von 200.000 überschritten.
Wie Prof. Mazzatenta erklärt, werden Wildschweinrotten von Leitbachen dominiert. Die Leitbachen bilden Pheromone (hormonähnliche Duftstoffe als Botenstoffe zur Informationsübertragung). Durch die Emission von Pheromonen wird die Fruchtbarkeit der anderen Weibchen niedrigeren Ranges gehemmt, wodurch sich die Leitbachen als einzige in der Rotte fortpflanzen.
Da Jäger bei der Jagd die Leitbachen abschießen, zerfallen die Rotten. Dadurch wird bei den anderen, rangniedrigeren Weibchen sofort die Brunst ausgelöst, wodurch sie sich mehrmals im selben Jahr fortpflanzen und ihrerseits neue Rotten bilden. Auf diese Weise steigt die Zahl der Wildschweine von Jahr zu Jahr an.
Langzeitstudie aus Frankreich: Mehr Jagd führt zur Vermehrung der Wildschweine
Eine französische Langzeitstudie kam schon vor 10 Jahren zu dem Ergebnis: Starke Bejagung führt zu einer deutlich höheren Fortpflanzung und stimuliert die Fruchtbarkeit.
Die Wissenschaftler um Sabrina Servanty verglichen in einem Zeitraum von 22 Jahren die Vermehrung von Wildschweinen in einem Waldgebiet im Departement Haute Marne, in dem sehr intensiv gejagt wird, mit einem wenig bejagten Gebiet in den Pyrenäen.
Ergebnis: Wenn hoher Jagddruck herrscht, ist die Fruchtbarkeit bei Wildschweinen wesentlich höher als in Gebieten, in denen kaum gejagt wird.
Weiterhin tritt bei intensiver Bejagung die Geschlechtsreife deutlich früher - vor Ende des ersten Lebensjahres - ein, so dass bereits Frischlingsbachen trächtig werden. Auch das Durchschnittsgewicht der erstmalig fruchtbaren Wildschweine ist bei hohem Jagddruck geringer.
In Gebieten, in denen wenig Jäger unterwegs sind, ist die Vermehrung der Wildschweine deutlich geringer, die Geschlechtsreife bei den Bachen tritt später und erst bei einem höheren Durchschnittsgewicht ein.
Quellen:
- Servanty et alii: Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure.
Journal of Animal Ecology, 2009
https://www.abschaffung-der-jagd.de/downloads/uebersetzungderstudiepulsedresourcesandclimate.pdf
- Wissenschaft: Die Jagdtätigkeit lässt die Art vermehren. WILD beim WILD, 11.7.2021
wildbeimwild.com/wissenschaft/die-jagdtaetigkeit-laesst-die-art-vermehren/46112/2021/07/11/